Sonntag, 22. Januar 2017

Rezension: Stiefkind von S. K. Tremayne

Hallo ihr Lieben!

Kurz vor Weihnachten hat mich eine kleine Überraschung vom Knaur Verlag erreicht: "Stiefkind" von S. K. Tremayne. Nun habe ich endlich eine Rezension dazu für Euch und muss sagen, dass ich insgesamt etwas zwiegespalten bin. Nichtsdestotrotz würde ich den Debüt-Roman "Eisige Schwestern" nun auch gerne lesen.

Details:
Cover: Knaur

  • Broschiert: 400 Seiten
  • Verlag: Knaur TB (1. Dezember 2016)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3426516624
  • ISBN-13: 978-3426516621
  • Originaltitel: The Fire Child
  • Preis: 14,99








  • Inhalt:

    Rachel hat es endlich gut getroffen. Nach langen Single-Jahren hat sie den Anwalt David Kerthen kennengelernt und zieht mit ihm in sein Herrenhaus auf den Klippen von Cornwall. Mit den besten Absichten, auch für Davids Sohn aus erster Ehe, den 9-jährigen Jamie, eine gute Mutter zu sein. Denn Davids erste Frau kam auf tragische Weise in einer der überfluteten Zinngruben an Cornwalls Küste ums Leben.
    Doch Jamie verändert sich, scheint von düsteren Visionen geplagt - und platzt schließlich mit einem Satz heraus, den Rachel nicht mehr vergessen kann: „ An Weihnachten wirst du sterben ... und meine Mummy kommt zurück."
    Copyright Inhaltsangabe & Cover: Knaur Verlag


    Meine eigene Meinung:

    Das Cover finde ich sehr gelungen, da es wirklich zum Inhalt passt und wegen der Kontraste etwas Düsteres ausstrahlt: Man sieht einen kleinen Jungen, der mit dem Rücken zum Leser in einem Feld steht, über ihm fliegen Vögel am Himmel. Insgesamt strahlt das Cover nichts Verheißungsvolles aus und man kann sich förmlich vorstellen, wie er sich umdreht und "An Weihnachten bist du tot" sagt.
     
     
    Den Schreibstil von Tremayne habe ich als sehr detailreich und fesselnd empfunden - Er weiß mit vielen genauen Beschreibungen eine düstere Atmosphäre zu schaffen. Als Leser hat man ein sehr gutes Bild von der Minenlandschaft, Cornwall und dem alten Herrenhaus vor Augen und kann sich irgendwie dadurch auch in Rachel hineinversetzen, die sich in ihrer neuen Umgebung nicht komplett einfinden kann und zum Teil auch verloren fühlt.

    Die Geschichte hat mir im Großen und Ganzen gefallen, auch wenn mir der Anfang zu klischeehaft und das Ende etwas zu unglaubwürdig/ zu konstruiert war. Die Handlung beginnt damit, dass die ärmliche Rachel Daly aus London auf den reichen Anwalt David Kerthen trifft. Zwei Monate später haben die beiden geheiratet, Rachel zieht mit ihrem Mann in dessen geschichtsreiches Herrenhaus an die Küste von Cornwall. Auch wenn ich noch keinen einzigen Liebesroman gelesen habe (und auch nicht vorhabe, dies zu tun), stelle ich mir genau so den Anfang davon vor. Rachel hat Probleme, sich "als ärmliche Frau der Londoner Unterschicht" in ihre neue Rolle als Hausherrin und Stiefmutter einzufinden. Während ihr Mann unter der Woche in London als Anwalt tätig ist, sitzt sie im viel zu großen Anwesen, welches sie umgestalten soll, und soll sich um ihren Stiefsohn Jamie kümmern, der sich immer merkwürdiger verhält und auf Abstand geht.
    Als dieser anfängt, kleine Grausamkeiten vorherzusehen und diese dann tatsächlich eintreten, bekommt Rachel zunehmend Angst - Was ist mit Jamie los? Schließlich erfährt Rachel auch noch weitere grausame Details zum Tod von Nina Kerthen: Sie ist in eine der Minen gestürzt, dort ums Leben gekommen, ihre Leiche ist bis heute nicht aufgetaucht. Da David nie über Nina sprechen möchte und er sich hinter ihrem Rücken mit Jamie zusammenschließt, beginnt Rachel heimlich Nachforschungen anzustellen. Ist womöglich gar kein Unfall in der Mine geschehen? Hat David seine vorherige Frau ermordet? Aus welchem Motiv?
    Genau diese Mystery-Teile haben mich komplett gefesselt, denn der Autor weiß, das Interesse des Lesers mit kleinen Andeutungen in falsche Richtungen zu führen und man will - genau wie die Protagonistin, die in der Ich-Perspektive dargestellt wird - wissen, was sich Tragisches zugetragen haben könnte, warum Jamie nach zwei Jahren immer noch so trauert und was mit ihm los ist. Als Jamie dann auch noch behauptet, seine Mutter zu sehen und ab und zu mit ihr zu sprechen, nimmt das alles noch einmal eine ganz andere Wendung. Ist Nina Kerthen womöglich gar nicht tot? Schließlich glaubt auch Rachel, Ninas Parfum zu riechen und sie in einem Bus gesehen zu haben. Kann das sein? Während sie weiter Nachforschungen anstellt, ab und an mysteriöse Dinge sieht, gerät ihre Beziehung zu David ordentlich ins Wanken, da er nicht möchte, dass seine neue Frau herumschnüffelt. Irgendwann entbricht sogar so etwas wie eine kleine Schlammschlacht.
     
    Die ganze Zeit über habe ich wirklich gerätselt, ob Jamie womöglich einen psychischen Knacks hat - oder doch eher Rachel (sie scheint eine bewegte Kindheit gehabt zu haben)? Oder ist David der Böse? Mit Jamie's Prognose "An Weihnachten bist du tot" spitzt sich alles noch einmal deutlich zu. Wird Rachel wirklich etwas zustoßen? Was soll ihr passieren? Wird Jamie - oder doch David, ihr Ehemann - ihr etwas antun - oder lebt Nina und will ihren Platz zurück? All diese Fragen haben mich wirklich angetrieben, da ich unbedingt wissen wollte, was nun  hinter allem steckt. Natürlich haben diese ganzen Fragen in meinem Kopf, gepaart mit der bildhaften Sprache, wirklich für Spannung gesorgt, die zum Ende hin kontinuierlich anstieg. Das Ende war dann wirklich sehr (!) überraschend - entsprach aber so gar nicht meinen Erwartungen und konnte mich letztlich auch nicht komplett überzeugen, da die Auflösung für mich etwas zu "gewollt" und "wild konstruiert" erschien. Ich habe viele andere Rezensionen gelesen, wo Leute mit dem Ende/ der Auflösung zufrieden waren - mein Geschmack war es nicht zu 100 Prozent. Immerhin war es aber nicht vorhersehbar und überraschend.
     
     

    Fazit:

    "Stiefkind" ist ein spannender Psychothriller mit vielen mysteriösen Fragen rund um den Tod von Nina Kerthen, die den Leser die ganze Zeit über fesseln und zum Lesen antreiben. Ist Nina wirklich tot? Was ist mit ihr geschehen? War es ein Unfall oder Mord? Was ist mit Jamie los? Wer ist hier  verrückt? Wird Rachel wirklich etwas an Weihnachten zustoßen? All diese Mystery-Parts und die Nachforschungen Rachels sorgen für ordentlich Spannung, die sich bis zum Ende hin kontinuierlich steigert.   Die bildhafte Sprache des Autors sorgt zusätzlich  für eine düstere Atmosphäre und Unbehagen. Störend sind definitiv der klischeehafte Anfang und die teils klischeehaften Figuren, die nicht immer komplett greifbar für den Leser sind. Rachel Daly - ärmliche Frau aus der Londoner Unterschicht mit bewegter Kindheit trifft auf den Anwalt David Kerthen, der zu einer reichen kornischen Familie gehört und ein großes Anwesen hat. Natürlich heiraten die beiden nach zwei Monaten und von da an geht es langsam den Bach runter... Auch das überraschende Ende kann mich persönlich nicht komplett überzeugen, da es für mich einfach zu gewollt/ krampfhaft konstruiert ist.
     
     
    3 / 5 Sterne
     
    Vielen Dank an Knaur für den überraschenden Lesetipp, der mich erreicht hat!
     
     

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