Dienstag, 2. Januar 2018

Rezension: DNA von Yrsa Sigurðardóttir

Hallo ihr Lieben!

Ich hoffe, dass ihr alle gut ins neue Jahr gestartet seid und einen tollen Silvesterabend mit Freunden und Familie verbracht habt. Heute habe ich eine Rezension zu "DNA" von Yrsa Sigurðardóttir für Euch. Das Buch habe ich zum Nikolaustag bekommen und es war mein erster Thriller, der in Island spielt. Den zweiten Teil der "Kommisar Huldar und Psychologin Freyja"-Reihe ("Sog") habe ich übrigens zu Weihnachten bekommen. Eine Rezension dazu wird also zeitnah folgen.


Details:
Cover: btb Verlag


  • Taschenbuch: 512 Seiten
  • Verlag: btb Verlag (9. Oktober 2017)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 344271575X
  • ISBN-13: 978-3442715756
  • Originaltitel: DNA
  • Preis: 10,00 €


  • Inhalt:

    Er schlägt erbarmungslos zu. Wie aus dem Nichts. Zuerst trifft es eine junge Familienmutter nachts in ihrer Wohnung in Reykjavik. Einzige Zeugin ist ihre siebenjährige Tochter, die wider Erwarten den Angriff übersteht. Als wenig später eine zweite Frau unter ähnlich brutalen Vorzeichen ihr Leben verliert, steht die Polizei vor einem Rätsel. Kommissar Huldar, der die Ermittlungen leitet und sich erstmals in einem so wichtigen Fall beweisen muss, hat darüber hinaus ein weiteres Problem. Er ist gezwungen, mit der Psychologin Freyja zusammenzuarbeiten, mit der er vor kurzem nach einer Kneipentour unter falschen Angaben die Nacht verbracht hat. Währenddessen beschließt ein junger Amateurfunker, auf eigene Faust zu ermitteln, nachdem ihn kryptische Botschaften zu den beiden Opfern erreichen. Dass er sich damit selbst in Gefahr bringt, kann er nicht wissen.
    Copyright Inhaltsangabe & Cover: btb Verlag


    Meine eigene Meinung:

    Das Cover ist mir sofort ins Auge gesprungen, als ich Ende November im Buchladen gestöbert habe. Mir gefällt der blutrote Schriftzug "DNA" auf dem gräulichen Hintergrund sehr gut, da alles zusammen irgendwie unruhig und düster wirkt. Vermutlich habe ich gerade deshalb zugegriffen, mir den Klappentext durchgelesen und das Buch gewünscht.
     
    Der Thriller startet mit einem interessanten Prolog: Drei kleine Geschwister, zwei Jungen und ein Mädchen, werden von einander getrennt, indem sie von unterschiedlichen Familien adoptiert werden. Die Verabschiedungsszene ist irgendwie herzergreifend. Dann startet auch schon die eigentliche Geschichte, die viele Jahre später spielt. Was aus den Kindern von früher wurde, bleibt unklar (bis kurz vor Schluss des Buchs).
    Eine Frau wird auf bestialische Weise von einem Unbekannten ermordet. Noch viel schlimmer: Ihre kleine Tochter hat sich während des Mordes unter dem Bett der Mutter verkrochen, versteckt gehalten und wird dort von Kommissar Huldar entdeckt, als die Polizei eintrifft, um den Tatort zu untersuchen. Die Kleine ist die einzige Zeugin und soll aussagen, um Hinweise auf den möglichen Täter zu liefern. Im Kinderhaus trifft Huldar dann auf die Psychologin Freyja, die die Vernehmung des Mädchens organisieren und überwachen soll. Das Brisante: Huldar ist Freyja schon einmal zuvor begegnet und hat unter falscher Identität mit ihr geschlafen, was ihr nun bewusst wird. Die beiden müssen nun aber trotzdem gemeinsame Sache machen, um den komplizierten Mordfall zu lösen. Und es bleibt nicht bei einer Leiche. Währenddessen stößt Amateurfunker Karl auf einen mysteriösen Zahlensender, der ausgerechnet die ID der ermordeten Frau ausspuckt und bekommt immer wieder neue verschlüsselte Zahlencodes.
     
    Für mich persönlich war der Einstieg in die Geschichte etwas gewöhnungsbedürftig, da ich bisher eben noch keine isländischen Thriller gelesen habe und dementsprechend von den 'merkwürdigen' Namen verwundert war. Das hat sich dann mit der Zeit aber gelegt. Die Mordserie, die die Autorin hier schildert, fand ich persönlich wirklich interessant, da der Killer sehr brutal agiert und ungewöhnliche "Tötungs-Werkzeuge" verwendet. Definitiv nichts für schwache Nerven. Natürlich ist der Leser die ganze Zeit über damit beschäftigt, zu rätseln, wer der Mörder sein könnte und aus welchem Motiv er vorgeht. Der zweite Handlungsstrang mit Karl, der Amateurfunker ist, lässt einen ebenfalls nicht los, da man die ganze Zeit einen Zusammenhang zwischen den Morden und ihm auszumachen versucht bzw. verstehen will, welches Spiel der Killer mit ihm treibt. Zumal es zu weiteren Morden kommt und Karl auch die ID des zweiten Opfers zu hören bekommt.
     
    Der Autorin gelingt es, ein gutes Bild ihrer Charaktere zu zeichnen. Kommissar Huldar ist eine Person mit Ecken und Kanten, zum Teil eine Art Bad Boy und dennoch sympathisch. Er hat nicht nur Freyja etwas vorgelogen, als er mit ihr geschlafen hat (Er hat es schwer, eine Frau kennenzulernen, die seinen Job akzeptiert, und hat ihr deshalb einen anderen Namen und Job genannt), sondern verheimlicht auch einem Kollegen, dass er mit dessen Frau geschlafen hat. Die Frau des Kollegen hatte zuvor schon zwei Babys verloren und war daraufhin ein drittes Mal schwanger, hat das Kind aber wieder verloren. Das Kind hätte also von ihrem Ehemann oder von Huldar sein können. Huldar macht sich nun im Nachhinein Vorwürfe, dass er sich diesen Fehltritt geleistet hat und weiß nicht, wie er sich seinem Kollegen gegenüber verhalten soll. Dadurch, dass Huldar eine Beförderung bekommen hat und die Ermittlungen zum Mordfall leitet, muss er eng mit ihm zusammenarbeiten.
     Mich persönlich es irgendwann genervt, dass sich Huldar immer und immer wieder Gedanken darüber macht und sein schlechtes Gewissen eigentlich andauernd in ähnlichen Passagen geschildert wird. Ich hatte dadurch das Gefühl, dass sich der Charakter irgendwie immer im Kreis dreht und habe (fast bis zum Schluss) keine richtige Entwicklung ausmachen können. Es hätte gereicht, wenn die Autorin die Umstände zwei Mal wiedergegeben hätte, aber doch nicht ständig. So hätte man locker 25 Seiten einsparen können. Außerdem hat es mich genervt, dass andauernd erwähnt werden musste, dass Huldar Nikotinkaugummis kaut. Auch das hätte zwei Mal gereicht - aber doch nicht gefühlt alle 30 Seiten. So ging auf Dauer auch etwas die Spannung verloren, da sich Dinge in längeren Absätzen immer wiederholt haben.
    Psychologin Freyja scheint zunächst etwas gekränkt zu sein, dass Huldar sie belogen hat. Sie zeigt sich nach außen hin auch bewusst unterkühlt und geht auf seine Annäherungsversuche (Er scheint wirklich Interesse an ihr zu haben) nicht weiter ein. Sie versucht das Ganze professionell anzugehen. Privat ist sie alleinstehend und lebt in der Wohnung ihres Bruders, der eine Gefängnisstrafe absitzen muss. Sie kümmert sich um seinen Hund. Insgeheim merkt der Leser, dass sie mit ihrer Situation nicht hundertprozentig zufrieden ist und gerne einen Partner an ihrer Seite hätte, auch wenn sie das nicht zugeben würde. Sie ist ein sehr einfühlsamer Mensch und man merkt, dass sie sich als Psychologin sehr gut in andere Menschen hineinversetzen kann.
    Auch die anderen Charaktere sind allesamt sehr gut ausgearbeitet. So hat man vom Amateurfunker Karl ein ganz klares Bild vor Augen: Er ist 24 Jahre alt, Chemiestudent (wobei er fast nie in der Uni ist) und geht etwas schusselig durchs Leben. Er hat nur zwei Freunde und macht insgesamt den Eindruck, als wäre er ein Nerd, der sehr zurückgezogen lebt und sich nur für die Funkerei interessiert. Er wurde adoptiert, seine Adoptiv-Mutter ist gestorben. Seitdem lebt er alleine in ihrem Haus, da sein Bruder (ein anderer adoptierter Junge, sprich: kein leiblicher Bruder) in Amerika lebt und sich etwas von ihm distanziert hat. Als Karl den mysteriösen Zahlensender entdeckt, ist er sofort Feuer und Flamme und stellt eigene Recherchen an. Insgeheim ist er enttäuscht, dass sich seine beiden Kumpels nicht mehr so stark für die Funkerei interessieren und seine Begeisterung für die Zahlencodes nicht gänzlich teilen.
     
    Auch wenn die Geschichte, wie bereits zuvor erwähnt, zwischenzeitlich ein paar Längen und damit an Spannung verloren hatte, konnte mich das Ende voll und ganz überzeugen. Hinter die Identität des Mörders bin ich bis zum Schluss nicht gekommen und war deshalb auch sehr überrascht. Insgesamt ist es der Autorin gelungen, alle Handlungsstränge wirklich sinnvoll miteinander zu verbinden und das Motiv des Mörders, weshalb er die Menschen umgebracht hat, schlüssig zu erklären. Dass damit auch ein sinnvoller Bogen zum Prolog entsteht, hat mich noch einmal mehr überzeugt.
     

    Fazit:

    Insgesamt ist Yrsa Sigurðardóttir mit "DNA" ein interessanter Einstieg in ihre neue Krimi-Reihe gelungen. Die Morde sind brutal, außergewöhnlich und nichts für schwache Nerven. Die beiden Protagonisten sind beide wirklich gut ausgearbeitet und man darf gespannt sein, wie sich deren Beziehung zueinander in den Folge-Bänden noch entwickeln wird. Leider haben ständige Wiederholungen von ähnlichen Gedanken dazu geführt, dass zwischenzeitlich die Spannung leider etwas verloren ging, ich manchmal mit den Augen rollen musste und sich die Charaktere für meinen Geschmack auch nur langsam entwickelt haben. Die Auflösung am Ende konnte mich dann aber doch überzeugen, da sie für mich unvorhersehbar war, das Motiv plausibel erscheint und alle Handlungsstränge sinnvoll miteinander verknüpft werden.
     
    3.5 / 5 Sterne