Samstag, 12. November 2016

Rezension: Das Joshua Profil von Sebastian Fitzek

Hallo ihr Lieben!

Heute bekommt ihr meine Rezension zu "Das Joshua Profil" von Sebastian Fitzek. Dieser Thriller ist wieder ein "eher untypischer Fitzek" und ich bin leider wieder sehr zwiegespalten. Beim nächsten Mal erwartet Euch dann auch endlich meine Rezension zu "Das Paket". Die ersten 150 Seiten habe ich davon bereits verschlungen und bin froh, dass Sebastian wieder zu seinen Wurzeln, nämlich einem guten Psychothriller, zurückgefunden hat.
Cover: Bastei Lübbe
Details:

  • Taschenbuch: 432 Seiten
  • Verlag: Bastei Lübbe (Bastei Lübbe Taschenbuch)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3404175018
  • ISBN-13: 978-3404175017
  • Preis: 10,90



  • Inhalt:

    Der erfolglose Schriftsteller Max ist ein gesetzestreuer Bürger. Anders als sein Bruder Cosmo, der in der Sicherheitsverwahrung einer psychiatrischen Anstalt sitzt, hat Max sich noch niemals im Leben etwas zuschulden kommen lassen. Doch in wenigen Tagen wird er eines der entsetzlichsten Verbrechen begehen, zu denen ein Mensch überhaupt fähig ist. Nur, dass er heute noch nichts davon weiß ... im Gegensatz zu denen, die ihn töten wollen, bevor es zu spät ist.
    Copyright Klappentext & Cover: Bastei Lübbe


    Meine eigene Meinung:

    Die Covergestaltung finde ich sehr gut, denn der Kontrast zwischen dem Rot und dem Schwarz sorgt dafür, dass einem das Buch sofort ins Auge fällt. Außerdem ist das Motiv sehr passend zur Handlung, denn scheinbar hat jemand die Fäden für unser Leben oder unser Handeln in der Hand und kann voraussagen, was wir tun werden.
     
    Das Buch ist wieder einmal sehr spannend geschrieben - keine Frage. Besonders die erste Hälfte konnte mich komplett in den Bann ziehen. Die Geschichte beginnt damit, dass der erfolglose Schriftsteller Max Rhode von einem Fremden angerufen wird und sofort zu ihm ins Krankenhaus kommen soll. Die übel zugerichtete Person warnt ihn vor Ort vor "Joshua" und dass Max sich nichts zu Schulden kommen lassen dürfe. Zunächst ist Max verwirrt, da er mit Joshua nichts anfangen kann. Einige Tage später steht plötzlich eine Frau vom Jugendamt vor seiner Tür, die ihm mitteilt, dass seine 10-jährige Pflegetochter Jola, die einst von ihren drogensüchtigen Eltern verkauft werden sollte, wieder zu ihren leiblichen Eltern zurückkehren soll. Max - in Panik versetzt - flüchtet  aus der Wohnung und holt Jola vom studentischen Nachbarn Dennis ab, zu der er sie kurzzeitig geschickt hat . Die beiden werden jedoch in einen Unfall verwickelt, woraufhin Jola unter mysteriösen Umständen verschwunden ist und Max alleine im Krankenhaus aufwacht. Dort wird ihm die Geschichte mit dem Unfall nicht geglaubt und sein Auto ist ebenfalls verschwunden. Ihn selbst habe man unter Drogen in einem Abrisshaus entdeckt. Im Ohr  hat er einen Knopf, über den er verschiedene Anweisungen bekommt: Jola wurde entführt und er soll den Ermittlern und seiner Frau Kim sagen, dass er selbst für das Verschwinden verantwortlich ist und ihr etwas antun will. Er flüchtet schließlich aus dem Krankenhaus und entführt kurz darauf einen Postzustellwagen mitsamt der Fahrerin Frida. Mit Frida und schließlich auch seinem pädophilen Bruder Cosmo versucht er Jolas Spur aufzunehmen und kommt dem Geheimnis hinter Joshua damit immer näher...
     
    So viel also zur ersten Hälfte, die unglaublich rasant und packend ist. Auch die meisten der Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet: Man kann Max' Angst um Jola sehr gut nachvollziehen, denn sie ist wirklich alles für ihn. In seiner Ehe kriselt es allerdings, da er ein erfolgloser Schriftsteller ist und an seinen ersten Erfolg "Die Blutschule" nicht anknüpfen konnte.
    Seine Frau Kim sieht ihn insgeheim als Loser an, hat eine Affäre (mit wem verrate ich nicht, aber ich war überrascht! Die Affäre führt insgeheim noch etwas Anderes im Schilde!), möchte sich von Max allerdings nicht trennen, da sie ihm sonst womöglich Unterhalt zahlen müsste. 
    Von Jola war ich begeistert: Die Kleine ist richtig pfiffig, (pfiffiger als andere 10-Jährige), impulsiv und mutig. Sie meistert ihre Lage während der Entführung unglaublich gut und ist sehr tough für ihr Alter. Gerade die Schilderungen aus ihrer Sicht (im zweiten Teil des Thrillers) habe ich als sehr spannend empfunden. Allerdings hatte ich ab und an schon das Gefühl, es eher mit einem Teenager zu tun zu haben, als tatsächlich mit einer 10-Jährigen. Die Ausgestaltung kann man also zum Teil schon als unglaubwürdig empfinden.
    Max' Bruder Cosmo ist das komplette Gegenteil von ihm. Er sitzt wegen Pädophilie in einer Psychiatrie ein und sein Sexualtrieb wird mit Medikamenten gedrosselt. Max hat den Kontakt zu ihm abgebrochen, da Cosmo zum Teil perverse Gedanken mit Jola hat und für sie womöglich zu einer Gefahr werden könnte. Cosmo taucht eines Tages während seines Freigangs wieder vor dem Haus von Max auf. Als die kleine Jola schließlich entführt wird, erhofft Max sich von ihm Hilfe. Die beiden verbindet vor allen Dingen eine schwierige Kindheit, die Max in seinem Thriller "Die Blutschule" unterbewusst verarbeitet hat.  Gemeinsam mit der Paketbotin Frida versuchen die beiden, die kleine Jola ausfindig zu machen und bekommen es mit knallharten Bösewichten zu tun. Viele der Nebencharaktere - Max' Freund Toffi, Frida, Kim, die Bösewichte - sind leider eher blass geblieben.
     
    Die zweite Hälfte des Thrillers konnte mich nicht mehr komplett überzeugen, da das Ganze wieder in die Richtung "too-much" und "international" abdriftet. Es werden zwar interessante und brandaktuelle Themen, wie Big Data ( Daten von Menschen werden immer und überall aufgenommen, zusammengesetzt und verarbeitet) oder auch Predictive Policing (Verbrechensvoraussage und -verhinderung, beispielsweise durch Analyse der Google-Suchanfragen) aufgegriffen, aber ich finde einfach, dass   sowas irgendwie nicht zu Fitzek passt bzw. sich nicht mit meinen Erwartungen deckt. Man sollte zwar immer offen für etwas Neues sein, aber ich sehe Fitzek einfach mehr in dem "Psychothriller"-Bereich.
    Wer und was nun genau hinter "Joshua" steckt, möchte ich nicht verraten, da es ansonsten zu viel Spannung vorwegnehmen würde. Auf jeden Fall haben zwei verschiedene Gruppen Interesse an "Joshua", da sehr viel Geld mit im Spiel ist und "Joshua" viele Regierungen bereichern könnte, allerdings auch Unfug betrieben werden könnte. Dadurch wirkt die Handlung leider an vielen Stellen auch wieder unglaubwürdig bzw. zu sehr konstruiert.  
    In der zweiten Hälfte konnten mich vor allen Dingen die "Jola"-Kapitel überzeugen. Darüber hinaus wird ein sinnvoller Bogen zu "Die Blutschule" gespannt und spannende Hintergründe dazu geliefert.  Auch das Ende vom "Joshua Profil" ist nochmal sehr spannend bzw. schockierend in Bezug auf das Thema Pädophilie. Hier erwartet den Leser eine interessante Wendung, die ich persönlich so nicht kommen gesehen habe.
     

    Fazit: 

    "Das Joshua Profil" konnte mich leider nicht komplett überzeugen. War die erste Hälfte noch sehr spannend und fesselnd, driftet der Thriller für mich im zweiten Teil leider zu sehr in die internationale Schiene ab und verliert dadurch auch an Potenzial bzw. wirkt er zu unglaubwürdig konstruiert. Letztlich hat mich nur noch interessiert, ob es für die kleine Jola gut ausgeht.  Fitzek greift mit Big Data und Predictive Policing zwar brandaktuelle Themen auf, diese sind aber definitiv eine Geschmacksfrage.  Gerade die "Psychothriller"-Fans könnten hier enttäuscht werden. Punkten kann der Thriller allerdings durch die gute Ausgestaltung der Hauptcharaktere, einen fesselnden Schreibstil und verblüfft mit einem guten Bogen zu "Die Blutschule". Auch die Themen Pädophilie, Missbrauch, Misshandlung und Pflegefamilie werden auf schockierende Art und Weise beleuchtet und schaffen beim Leser eine Art Sensibilität.


    3 / 5 Sterne
     
     
     
     
     

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