Donnerstag, 23. März 2017

Rezension: AchtNacht von Sebastian Fitzek

Hallo ihr Lieben!

Nun habe auch ich endlich das neueste Werk von Sebastian Fitzek gelesen und finde "AchtNacht" (bis auf ein paar kleine Logiklöcher) wirklich gut. Vor  allen Dingen ist es toll, dass der Autor kein großes Geheimnis daraus macht, dass er von "The Purge" inspiriert wurde - und trotzdem eine weitgehend eigene Geschichte entwickelt hat, die noch sehr viel mehr an Tiefe hat als der  "inspirierende" Horror-Action-Film.
 
 
Details:
Cover: Droemer Knaur / Knaur TB
 
  • Broschiert: 416 Seiten
  • Verlag: Knaur TB (14. März 2017)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3426521083
  • ISBN-13: 978-3426521083
  • Preis: 12,99


  • Klappentext/Inhalt:

    Es ist der 8. 8., acht Uhr acht.
    Sie haben 80 Millionen Feinde.
    Werden Sie die AchtNacht überleben?

    Stellen Sie sich vor, es gibt eine Todeslotterie.
    Sie können den Namen eines verhassten Menschen in einen Lostopf werfen.
    In der „AchtNacht“, am 8. 8. jedes Jahres, wird aus allen Vorschlägen ein Name gezogen.
    Der Auserwählte ist eine AchtNacht lang geächtet, vogelfrei.
    Jeder in Deutschland darf ihn straffrei töten - und wird mit einem Kopfgeld von zehn Millionen Euro belohnt.

    Das ist kein Gedankenspiel. Sondern bitterer Ernst.
    Es ist ein massenpsychologisches Experiment, das aus dem Ruder lief.
    Und Ihr Name wurde gezogen!
    Klappentext/Inhalt: Droemer Knaur / Knaur TB


    Meine eigene Meinung:


    Das Cover mit der blutroten Acht gefällt mir persönlich sehr gut, da es zum Titel und auch zur Geschichte passt. Denn in der Acht selber sieht man noch die Umrisse einer kleinen Person, die von einer Meute vieler anderer verfolgt wird - worum es letztlich nun mal auch geht.
     
    Zur Geschichte:  Ein Spiel mit einer Todeslotterie zu entwerfen, ist nicht gänzlich neu. So in der Art kennt man es beispielsweise aus Stephen Kings "Menschenjagd", "The Purge" oder eben zuletzt aus "Anonym" von Ursula Poznanski und Arno Strobel. Und trotzdem gelingt es Fitzek wieder einmal, den Leser in seinen Bann zu ziehen und eine ganz eigene Geschichte zu kreieren. Der Leser stellt sich schon von Anfang an folgende Fragen: Wen würde ich nominieren, wenn ich könnte? Wie würde ich reagieren, wenn meine Name gezogen werden würde? Wie würde ich als Gejagter oder gar als Jäger vorgehen? Das Vorstellungsvermögen bzw. die eigene Fantasie des Lesers wird somit unmittelbar angeregt und er versucht, sich in die handelnden Figuren hineinzuversetzen.
     
    Der Leser verfolgt die Geschichte rund um Benjamin Rühmann, den man als eine gescheiterte Persönlichkeit bezeichnen könnte, denn sein Leben liegt in Scherben. Vor fünf Jahren hat er einen Unfall verursacht, bei dem seine Tochter Jule schwer verletzt wurde und ihre beiden Beine amputiert werden mussten. Seitdem sitzt sie im Rollstuhl und meistert ihr Leben trotz der Umstände eigentlich ganz gut. Die Ehe zu seiner Frau Jennifer hat das Schicksal allerdings nicht überlebt, die beiden führen aber trotzdem eine freundschaftliche Beziehung zu einander und es scheint so, als würde Ben seine Frau immer noch lieben. Aus seiner Band Fast Forward wurde er nach dem Unfall rausgeschmissen (sein Manager begrabschte Jule während der Autofahrt, weswegen es schließlich zum Unglück kam).
    Während Jule sich mit ihrem Schicksal anfreunden konnte und in einer behindertengerechten Wohnung lebt, läuft es bei Ben schlecht. Als Musiker hat er keinen Erfolg und seine Schuld versucht er in Alkohol zu ertränken. Als Jule sich scheinbar mit Absicht vom Dach ihres Studentenheims gestürzt hat, kommen Ben Zweifel, dass es sich dabei tatsächlich um einen Selbstmordversuch gehandelt haben könnte und er stellt Nachforschungen an. Am Tag des "Selbstmordversuchs" hatte Jule ihm zudem eine Nachricht hinterlassen, dass sie dringend reden müssten und ihr Vater vermutlich in Gefahr schwebe. Als Ben schließlich erfährt, dass er bei der AchtNacht, von der er zuvor noch nie etwas gehört hat, auserwählt wurde und nun als AchtNächter von anderen straffrei (und gegen eine Belohnung von 10 Millionen) gekillt werden kann, muss er um sein Leben laufen...
     
    Mir gefällt es, dass Sebastian Fitzek immer wieder Charaktere mit Ecken und Kanten entwickelt, mit denen der Leser mitfiebern kann und die trotz ihrer Macken und Fehler immer noch sympathisch sind. So erging es mir zumindest mit Benjamin Rühmann. Und auch die zweite Auserwählte der AchtNacht, Arezu Herzsprung, die  in dem Ganzen eine besondere Rolle spielt (welche wird hier natürlich nicht verraten...), ist nicht aalglatt: Die Psychologie-Studentin ritzt sich, ist total abgemagert und hat mit ihrer eigenen Vergangenheit, in der sie von Mitschülern gemobbt und geschlagen wurde, zu kämpfen. Gemeinsam versuchen die beiden dann hinter das Geheimnis von AchtNacht und dem Erschaffer "Oz" zu kommen.
    Währenddessen werden sie von sensationsgeilen Menschen verfolgt, die für Social-Media und perverse Plattformen Videos produzieren und versuchen, diese gewinnbringend an den Mann zu bringen. Um möglichst gute Aufnahmen zu bekommen, spielen sie mit Ben und Arezu ihr ganz eigenes Spiel... Zudem werden in den sozialen Netzwerken Aufenthaltsorte, Gerüchte und verschiedene Geschichten über die beiden Gejagten verbreitet, weshalb es für sie immer enger wird...
    Besonders gut finde ich es, dass man immer wieder Perspektivwechsel hat und die Geschichte nicht nur aus Sicht von Ben und Arezu geschildert bekommt, sondern auch aus Sicht der Verfolger, die zum Teil durchschauen, dass es sich bei AchtNacht um nichts Legales handeln kann und trotzdem ihren Profit mit Videos daraus schlagen wollen. Dadurch wird das Spannungslevel immer wieder angezogen und die Geschichte wird zu keiner Zeit langweilig oder gerät ins Stocken. Dies wird durch den abwechslungsreichen Schreibstil noch einmal unterstützt. Das Ende fand ich persönlich auch wieder sehr überraschend und ich hatte so den typischen "Fitzek-WTF-Moment", der mir in manchen Vorgängern (Passagier 23, Joshua Profil, Noah) teilweise gefehlt hat. Auch die Lösung auf die Frage, wer Ben nominiert haben könnte, hat mich echt überrascht.
     
    Die Thematik "FAKE NEWS" mit einem aus dem Ruder gelaufenen massenpsychologischen Experiment in einem fiktionalen Thriller aufzugreifen, finde ich clever und einzigartig - denn die Gedanken sind nicht so fernab der Realität. Die AchtNacht zeigt im Roman, dass Menschen eben nicht immer in der Lage sind, von echten und unechten Nachrichten zu unterscheiden (was gar nicht mal so unrealistisch ist!), dass seriöse Medien gerne auf solche "Fake"-News reinfallen und damit die Glaubwürdigkeit erhöhen und zu welchen (zwar hier überspitzt dargestellten) Konsequenzen es dadurch kommen kann. Allerdings hat das Szenario im Roman auch irgendwie ein Logikloch. Würde eine AchtNacht, die von "Unbekannten" ins Leben gerufen und online propagiert wird, nicht normalerweise von der Bundesregierung sofort boykottiert werden? Gerade wenn es heißt, der Bundespräsident würde die Aktion unterstützen und begrüßen, würde nicht dann sofort ein Dementi folgen? Davon liest man in "AchtNacht" allerdings nichts, auch die Polizei scheint gegen die Jäger nicht wirklich etwas zu unternehmen. Trotz dieses Logiklochs habe ich mich aber vom Thriller unterhalten gefühlt, der letztlich ja auch der Unterhaltung dienen soll und nicht immer alles zu hundert Prozent logisch erklären muss. Auch einige andere Dinge waren etwas übertrieben: Wenn ein schwer verletzter Mensch plötzlich aus dem Krankenhaus aufbricht, muss man schon ein bisschen mit dem Kopf schütteln...
     
    Nichtsdestotrotz gefällt  es mir, dass neben der "Fake"-News-Thematik auch weitere ernstzunehmende Themen wie Cyberbullying, Mobbing im Alltag, Hetze im Internet (die heutzutage ja leider keine Seltenheit mehr ist), usw. aufgegriffen werden und damit auch die Social-Media-Generation, der ich selbst ja nun auch angehöre, ein Spiegel vorgehalten wird und es bei Lesern eventuell auch zu einem Umdenken/ bewussteren Umgang mit den Medien kommt.
     
     

    Fazit:

    "AchtNacht" ist brandaktuell und zeigt gerade der jungen Social-Media-Generation, wohin bewusste Fake-News in der heutigen Zeit führen können. Auch wenn die AchtNacht nicht in voller Gänze logisch erscheint (Wo ist ein Dementi der Bundesregierung oder Polizei, die gegen die Jäger vorgeht und dem Quatsch ein Ende bereitet?), regt der Roman den Leser an, über seinen eigenen Medienkonsum nachzudenken und den Einfluss sozialer Netzwerke, in denen Hetze und Cyberbullying an der Tagesordnung stehen, zu hinterfragen bzw. sich dessen bewusst zu werden. Mit Benjamin Rühmann und Arezu Herzsprung - zwei Charakteren mit Ecken und Kanten - gelingt es Fitzek, wieder einmal eine spannende Geschichte - insbesondere eine spannende Jagd - zu erzählen, die vor allen Dingen durch Perspektivwechsel (auch aus Sicht der Jäger!)  und einen abwechslungsreichen Schreibstil punktet. Auch das Ende ist überraschend und konnte mich überzeugen. Wer hinter "AchtNacht" bloß eine billige Kopie von "The Purge" erwartet, der liegt falsch.
     
    4 / 5 Sterne
     
     
    Vielen Dank an Droemer Knaur / Knaur TB für das Leseexemplar!
     
     
     

    Samstag, 11. März 2017

    Rezension: Schatten von Ursula Poznanski

    Hallo ihr Lieben!

    Heute habe ich eine Rezension zum vierten Teil der "Beatrice Kaspary und Florin Wenninger"-Reihe von Ursula Poznanski für Euch. "Schatten" ist erst gestern erschienen und ich hatte schon vorab die Möglichkeit, das Buch zu lesen. Vielen Dank an den Verlag für diese tolle Gelegenheit.
    Noch eine kurze Info: Ich habe die anderen Teile der Reihe nicht gelesen (außer "Fünf", was aber schon mehrere Jahre zurückliegt), kam mit der Handlung und den Charakteren nichtsdestotrotz aber super zurecht. Der Teil könnte somit ohne Vorkenntnisse gelesen werden, auch wenn der Psychiater Vasinski, der offenbar in einem früheren Fall eine Rolle gespielt hat, hier auch auftaucht.
     
     
    Details:
    Cover: Wunderlich/Rowohlt
     
  • Broschiert: 416 Seiten
  • Verlag: Wunderlich; Auflage: 1 (10. März 2017)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3805250630
  • ISBN-13: 978-3805250634
  • Preis: 14,99


  • Inhalt:

    Eine Entführung. Drei Morde. Und ein Täter aus der Vergangenheit...

    Ein Mann, grausam zugerichtet in seiner Wohnung. Eine Hebamme, ertränkt in einem Bach - zwei Fälle, die Beatrice Kaspary als Ermittlerin im Dezernat Leib und Leben der Polizei Salzburg lösen muss. Schnell erkennt Beatrice, dass die beiden Morde zusammenhängen - und dass sie etwas mit ihr zu tun haben müssen. Denn sie kannte beide Toten. Sie konnte sie nicht leiden. Und sie weiß: Wenn sie nicht handelt, wird es weitere Opfer geben...
    Copyright Klappentext & Cover: Wunderlich / Rowohlt


    Meine eigene Meinung:

    Die Covergestaltung mit den Holzbalken und dem Himmel hat mir zunächst nicht so wirklich zugesagt, da ich sie relativ belanglos fand. Wenn man das Buch aber gelesen hat, dann macht das Ganze schon Sinn, denn das Wort "Holz" spielt zum Ende hin eine wichtige Rolle.
     
    Den Schreibstil von Poznanski fand ich alles in allem wirklich überzeugend, denn sie weiß genau, wie man den Leser fesselt. Am Anfang und zwischendurch waren es vor allen Dingen kurze Passagen aus Sicht des Killers, der überlegt, wer sein nächstes Opfer werden soll, die mich neugierig gemacht haben. Außerdem wollte ich natürlich wissen, was es nun mit den mysteriösen Fällen auf sich und ob und wie sie miteinander in Verbindung stehen. Es gelingt der Autorin somit von Anfang an, den Leser in den Bann des Buches zu ziehen und Spannung zu erzeugen. Die Spannung wird zudem die ganze Zeit über gehalten, da man immer wissen will, wer womöglich das nächste Opfer ist oder wie die Geschichte für Beatrice ausgeht.
     
    Dass die Mordopfer nicht wahllos ausgewählt werden, wird Beatrice Kaspary relativ schnell klar: Markus Wallner, das erste Opfer, hat sie flüchtig gekannt - und nicht gemocht. Am Tatort, in seiner Wohnung, fallen ihr dann Details auf, die mit ihrer eigenen Vergangenheit zusammenhängen: Ein Zeitungsartikel im Schlafzimmer des Opfers erinnert zum Beispiel an den Mord von Kasparys Freundin Evelyn im Jahr 2001. Hat Markus Wallner Evelyn gekannt und womöglich ermordet? Beatrice lässt dieser Verdacht nicht mehr los, schließlich geriet Wallner gerne mit anderen aneinander und war bereits im Gefängnis.  Außerdem fällt ihr auf, dass der Täter offenbar ein Foto aus der Wohnung von Wallner entwendet hat - dieses wird später beim zweiten Opfer gefunden, das Beatrice ebenfalls kannte: Andrea Martinek, eine Hebamme, hatte sie ebenfalls getroffen - und nicht gemocht. Der Killer scheint somit ein Muster zu haben und alle Menschen um Beatrice auszulöschen, die sie nicht besonders mochte. Beim dritten Opfer (wer es ist, erwähne ich hier bewusst nicht...) wird in der Manteltasche der Ausweis des zweiten Opfers gefunden.
    Beatrice gerät schließlich selbst in den Fokus des Killers - stöbert im Tagebuch ihrer toten Freundin, um Antworten zu finden - und wird entführt... Ihr Kollege und Freund Florin Wenninger, ihre anderen Kollegen und Psychiater Christian Vasinski versuchen mit allen Mitteln, sie rechtzeitig wiederzufinden...
     
    Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen, da sie sehr viele spannende Momente beinhaltet und auch nicht immer vorhersehbar ist. Auch die Auflösung, wer hinter der perfiden Mordserie steckt, war für mich sehr überraschend, da ich damit nicht gerechnet und eher eine andere Figur verdächtigt hatte.
     
    Auch die Charaktere sind alle sehr gut ausgearbeitet - gerade das Ermittler-Duo Wenninger und Kaspary war mir sehr sympathisch. Sie sind einerseits Kollegen, die sehr professionell miteinander umgehen, aber auch privat ein Paar, das noch am Anfang steht (ihre Beziehung halten sie vor Beas Kindern und ihren Kollegen geheim). Beatrice hat mich vor allen Dingen mit ihrer Cleverness und ihrem Spürsinn, besonders aber ihrer Hartnäckigkeit, in ihrer eigenen, schmerzhaften Vergangenheit zu wühlen, überzeugt. Insgesamt ist sie ein sehr tougher Mensch, den nichts so schnell aus der Bahn wirft. Florin hat großes Interesse daran, die Beziehung mit Beatrice offiziell zu machen und besonders ihre Kinder Jakob und Mina und ihren Ex-Mann Achim einzuweihen, gibt seiner Freundin aber weitere Zeit, da sie sich unsicher ist. Er ist somit eine sehr verständnisvolle Figur und seine Beziehung/ Liebe zu seiner Partnerin scheint echt, was sich auch in seiner ständigen Sorge im zweiten Teil des Buches und seiner Angst, zu versagen, widerspiegelt.
     
     

    Fazit:

    "Schatten" ist ein sehr gelungener Thriller, der von Anfang an Spannung erzeugt und konsequent bis zum Ende halten kann. Dies liegt sowohl am guten Schreibstil der Autorin als auch an der geschickt konzipierten Geschichte.  Die Mordserie, die sich hier ereignet, fesselt den Leser, denn er ist - ebenso wie die Protagonistin - daran interessiert, wer der Killer ist und was es mit ihm - und den Ereignissen in der Vergangenheit -  auf sich hat. Die beiden Hauptpersonen, deren Beziehung zueinander und ihre Charakterzüge sind sehr gut ausgearbeitet, so dass der Leser nicht nur am Fall, sondern auch tatsächlich am Privatleben der beiden interessiert ist. Auf weitere Fälle mit Kaspary und Wenninger freue ich mich.
     
    Sterne: 4,5 von 5
     
    Was meint ihr? Wie findet ihr die Reihe rund um Beatrice Kaspary und Florin Wenninger?
     
    Vielen Dank an Wunderlich/Rowohlt für das kostenfreie Leseexemplar!