Sonntag, 11. Februar 2018

Rezension: SOG von Yrsa Sigurðardóttir

Hallo ihr Lieben!

Ich melde mich heute mit einer Rezension zu "SOG" von Yrsa Sigurðardóttir bei Euch zurück. Verzeiht mir meine kleine Abwesenheit, aber Ende Januar standen wieder ein paar Studien-Prüfungen und Abgaben an und da bin ich kaum zum Lesen gekommen. Aber immerhin: Heute gibt meine Meinung zum 2. Thriller der "Kommissar Huldar und Psychologin Freyja"-Reihe. Was ich vom ersten Buch der Reihe halte, lest ihr in meiner Rezension zu DNA.

Details:
Cover: btb Verlag


  • Gebundene Ausgabe: 448 Seiten
  • Verlag: btb Verlag (18. September 2017)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3442756642
  • ISBN-13: 978-3442756643
  • Preis: 20,00 €


  • Inhalt:

    Zwölf Jahre nach dem Tod und der Vergewaltigung eines Mädchens wird eine Zeitkapsel in Reykjavik gehoben. Darin enthalten: 10 Jahre alte Briefe von Schülern, die beschreiben, wie sie sich Island im Jahre 2016 vorstellen. Darunter findet sich noch etwas anderes: eine unheimliche Botschaft, die akribisch genau die Initialen von zukünftigen Mordopfern auflistet. Kurz danach werden zwei abgetrennte Hände in einem Hot Tub in der Stadt treibend gefunden. Doch noch hat keiner eine Vermisstenanzeige bei der Polizei gestellt. Schon bald taucht die erste verstümmelte Leiche auf, dicht
    gefolgt von einer zweiten, und es ist klar, dass die Botschaft aus der
    Zeitkapsel ernst zu nehmen ist.

    Ein Fall für Kommissar Huldar, der sich beweisen muss: von seinen Leitungsaufgaben entbunden, wird er von den meisten seiner früheren Untergegebenen gemieden, die Beziehung zur Kinderpsychologin Freyja ist ebenfalls ruiniert, was er zu reparieren hofft, indem er sie in die jetzigen Ermittlungen mit einbezieht ...
    Cover & Inhalt: btb Verlag


    Meine eigene Meinung:

    Das Cover finde ich sehr gelungen, da es meiner Meinung nach perfekt zum Titel passt. Das Loch, das scheinbar an den Rändern anfängt zu bröckeln, die Blutstropfen und der orange Schriftzug stechen einem sofort ins Auge. Und das Buch löst tatsächlich einen regelrechten Sog aus, dem man sich nur schwer entziehen kann.
     
    Ich wurde von der ersten Sekunde an gefesselt, denn der Prolog verheißt nichts Gutes. 2004: Die kleine Vaka wartet an der Schule vergeblich auf ihren Vater, der einfach nicht kommt. Als sie eine merkwürdige Mitschülerin aus ihrer neuen Klasse entdeckt, die nur wenige Meter entfernt von der Schule wohnt, kommt ihr die Idee, dass sie ihren Vater doch vom Telefon ihrer Mitschülerin aus anrufen könnte. Die beiden machen sich auf den Weg. Die Mitschülerin drängt die ganze Zeit darauf, dass Vaka bloß leise sein soll, sobald sie zu Hause angekommen sind. Der Vater von Vakas Mitschülerin würde sonst böse werden. Doch es kommt, wie es kommen muss: Als sie bei dem Mädchen zu Hause ankommen, zum Telefon wollen, läuft anscheinend alles aus dem Ruder - am Ende des Prologs steht eine Vermisstenanzeige, in der die Polizei um Hinweise zum Verschwinden von Vaka bittet.
    Was Vaka zugestoßen ist und was für eine Lawine damit losgetreten wurde, erfährt der Leser erst nach und nach, als die Geschichte ins Jahr 2016 überspringt und Kommissar Huldar einen neuen Fall auf dem Tisch hat.
     
    Nachdem der letzte Fall mehr schlecht als recht endete, ist Kommissar Huldar seine Leitungsfunktion los, womit er sich allerdings schon angefreundet hat. Ihn ärgert es vielmehr, dass er jetzt eine niedrigere Position einnimmt, als er es vor der Übernahme der Leitungsfunktion getan hat. Die Fälle, die er bekommt, scheinen ihm nicht spektakulär genug, er fühlt sich unterfordert. Außerdem muss er alle Anweisungen von der schnippischen Erla,  die nun die Leitung übernommen hat und damit zum Teil überfordert zu sein scheint, befolgen.  Der vorherige Fall hatte aber auch Auswirkungen für Freyja: Sie ist nicht länger Leiterin des Kinderhauses, was ihr überhaupt nicht in den Kram passt. Sie macht Huldar dafür verantwortlich und vermeidet jeden Kontakt zu ihm.
    Als Huldar allerdings mit einer mysteriösen Zeitkapsel konfrontiert wird, in der eine Liste mit Initialen  von Personen stehen, die zeitnah sterben sollen, und schon bald zwei abgetrennte Hände in einem Hot Tub gefunden werden, müssen die beiden wieder kooperieren...
    Aber privat kommt auf Freyja auch noch etwas Neues zu: Sein Bruder, der im Knast sitzt und öfter Damenbesuch hat, ist unerwartet Vater geworden und Freyja will sich nun gelegentlich um das Baby kümmern...
     
    Der Fall hat mich auch dieses Mal gefesselt, da mir die Verbindung zwischen der Zeitkapsel und dem Prolog zunächst schleierhaft blieb und der gesamte Fall sehr komplex schien. Der Autorin gelingt es, durch ihren Schreibstil und den grundsätzlichen Plot eine düstere, mysteriöse Grundstimmung zu schaffen und damit für Spannung zu sorgen. Schließlich möchte der Leser wissen, warum die Menschen auf der Liste in der Zeitkapsel stehen und wie alles in allem zusammenhängt. Ich persönlich hätte mir allerdings noch ein oder zwei actionreichere Szenen gewünscht, da die Ermittlungen zum Teil etwas dahinplätschern und etwas mehr Abwechslung gut gewesen wäre. Positiv ist allerdings, dass die Autorin auf unnötige Wiederholungen, die mich im ersten Teil massiv gestört haben, dieses Mal verzichtet.
    Zu dem Fall möchte ich an dieser Stelle nichts weiter sagen, um nicht die Leselust zu nehmen und zu viel zu verraten. Eins kann ich allerdings verraten: Die blutigen Verbrechen, die scheinbar mit der Zeitkapsel und irgendwie auch mit Vaka zusammenhängen, reißen nicht ab und sind definitiv nichts für Zartbesaitete. Die Auflösung ist letztlich schlüssig und ausführlich und die Motive sind nachvollziehbar geschildert. Auch mit unvorhersehbaren Wendungen (Ich sag nur Epilog) kann die Geschichte punkten.
    Die Charaktere haben mich auch dieses Mal wieder überzeugt und ich finde es toll von der Autorin, dass sie sozusagen mit der zwischenmenschlichen Beziehung der beiden Protagonisten spielt. Zwischen Huldar und Freyja herrscht die ganze Zeit ein Auf und Ab. Sie scheint einerseits distanziert und trotzdem interessiert. Er möchte sie irgendwie rumkriegen und sucht ihre Nähe, vermasselt es dann aber doch wieder, indem er mit einer anderen in der Kiste landet (mit wem lasse ich hier bewusst offen). So ist auch das Privatleben der beiden durchaus turbulent und spannend, was sich natürlich auch auf ihre gemeinsame Arbeit auswirkt. Ob die beiden in Zukunft vielleicht doch noch ein Paar werden könnten, wird bewusst offen gelassen.
     

    Fazit:

    "SOG" löst tatsächlich einen Sog aus. Die mysteriöse Zeitkapsel, in der die Initialen von verschiedenen Menschen stehen, die bald sterben sollen, Morde und abgetrennte Gliedmaßen, die nach und nach passieren bzw. auftauchen, und die kleine Vaka aus dem Prolog - Der Leser ist davon gefesselt, zu erfahren, wie das alles zusammenhängt. Die Autorin sorgt mit dem Plot und ihrem Schreibstil für eine mysteriöse, düstere Grundstimmung und damit für Spannung. Auch wenn mir der zweite Thriller aus der Reihe schon besser gefallen hat, ist meiner Meinung nach noch Luft nach oben. Yrsa Sigurdardottir verzichtet zwar auf unnötige Wiederholungen, die mich im ersten Teil so sehr gestört haben, die Ermittlungen plätschern zum Teil aber trotzdem etwas dahin. Ein und oder zwei actionreichere Szenen täten dem Ganzen ganz gut. Die Auflösung und die genannten Motive werden schlüssig und ausführlich geschildert, sind für den Leser somit nachvollziehbar. Ebenfalls interessant ist das Verhältnis zwischen Huldar und Freyja, denn zwischen den beiden Protagonisten gibt es immer wieder ein Auf und Ab. Ich bin schon gespannt, wie sich das noch in Zukunft entwickeln wird.
     
    4 / 5 Sterne
     
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