Montag, 20. November 2017

Rezension: Ragdoll von Daniel Cole

Hallo ihr Lieben!

"Ragdoll - Dein letzter Tag" von Daniel Cole habe ich bereits zu meinem Geburtstag im August geschenkt bekommen, bin bisher aber nie zum Lesen des Buchs gekommen, weil andere Bücher oder Rezensionsexemplare dann doch Priorität hatten. Das hat sich nun geändert, weswegen ihr hier heute eine Rezension zum besagten Titel vorfindet. Bei dem Thriller handelt es sich um das Debüt des englischen Krimi-Autors Daniel Cole, der die Geschichte ursprünglich in einem TV-Drehbuch verarbeitete, damit aber bei Produktionsfirmen abblitzte. Nun hat er seine Geschichte also für Leser in einem Buch aufbereitet und konnte darüber hinaus TV-Rechte vermarkten, weshalb es gar nicht so unwahrscheinlich ist, dass "Ragoll" irgendwann zur Serie wird. Gelungen ist das Debüt auf jeden Fall.
 
Details:
Cover: Ullstein Verlag
  • Broschiert: 480 Seiten
  • Verlag: Ullstein Taschenbuch (27. März 2017)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3548289193
  • ISBN-13: 978-3548289199
  • Preis: 14,99


  • Inhalt:

    Der umstrittene Detective William Oliver Layton-Fawkes, genannt Wolf, ist nach seiner Suspendierung wieder in den Dienst bei der Londoner Polizei zurückgekehrt. Wolf ist einer der besten Mordermittler weit und breit. Er dachte eigentlich, er hätte schon alles gesehen. Bis er zu einem grausigen Fund gerufen wird. Sechs Körperteile von sechs Opfern sind zusammengenäht zu einer Art Lumpenpuppe, einer »Ragdoll«. Gleichzeitig erhält Wolfs Exfrau eine Liste, auf der sechs weitere Morde mit genauem Todeszeitpunkt angekündigt werden. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, doch der Ragdoll-Mörder ist der Polizei immer einen Schritt voraus. Und der letzte Name auf der Liste lautet: Detective William Oliver Layton-Fawkes .
    Inhalt & Cover: Ullstein Verlag


    Meine eigene Cover:

    Das schwarze Cover mit der goldenen Schrift, die sich vom Hintergrund abhebt, gefällt mir an sich sehr gut, da es edel und interessant wirkt. Allerdings verstehe ich persönlich nicht, warum man sich dazu entschieden hat, einen Raben darauf abzubilden. Raben spielen in der ganzen Geschichte überhaupt keine Rolle. Sinnvoller wäre es gewesen, einen Wolf als Cover-Motiv zu wählen (in Anlehnung an den Protagonisten, der Wolf genannt wird).
     
    Die Geschichte hat meiner Meinung nach sehr gut begonnen. Der Leser bekommt einen Einblick in einen Gerichtssaal, wo gerade ein mutmaßlicher Täter, der 27 Frauen bei lebendigem Leib verbrannt haben soll (Er wird deshalb auch der "Feuerbestatter" genannt), sitzt und über seine Schuld oder Unschuld entschieden werden soll. Als dieser freigesprochen wird, stürzt sich Detective William Oliver Layton-Fawkes auf ihn und schlägt auf ihn ein (er ist von seiner Schuld überzeugt), Chaos bricht aus. Wegen des Vorfalls wird Wolf schließlich suspendiert (es gab zuvor schon Bedenken, dass er sich zu sehr in den Fall reinsteigert und allmählich seinen Stand verliert) und landet daraufhin in einer Psychiatrie.
    Vier Jahre später ist Wolf wieder im Dienst. Es taucht eine "Ragdoll" auf (ein Körper, der aus mehreren Leichenteilen zusammengesetzt wurde), die mit dem Fall von damals zusammenhängt (inwiefern will ich an dieser Stelle nicht verraten). Die Polizei muss nun alles daran setzen, um herauszufinden, wer die Menschen waren und aus welchen Grund sie getötet wurden. Außerdem wird seiner Ex-Frau Andrea, die bei einem großen Nachrichtensender arbeitet, eine Liste mit Namen und deren Todestag zugespielt. Wolf soll als letztes Opfer sterben und die Polizei muss nun alles daran setzen, die baldigen Opfer ausfindig zu machen und zu beschützen.
     
    Ich persönlich fand die Geschichte wirklich spannend konzipiert, da man eben mehrere Dinge gleichzeitig wissen möchte: Zu wem gehören die Leichenteile der Ragdoll und warum wurden diese Menschen ermordet? Was hat es mit der Namens-Liste auf sich und warum sollen noch mehr Menschen sterben? Inwiefern besteht dort eine Verbindung? Wieso ist Wolf auf der Liste? Wer ist der Ragdoll-Mörder und wieso tut er das alles? Diese ganzen Fragen führen dazu, dass man unweigerlich weiterlesen möchte und immer wieder angetrieben wird. Außerdem fand ich die Idee mit der Ragdoll  sehr originell und sie kam bisher so in keinem Thriller vor, den ich gelesen habe. Im weiteren Verlauf sterben noch - wer hätte es gedacht - weitere Menschen. Auch diese Szenen sind sehr spektakulär und abwechslungsreich und zeigen, dass der Killer immer einen Schritt weiter ist.
    Der Schreibstil des Autors trägt ebenfalls dazu bei, dass sich das Buch sehr schnell und flüssig lesen lässt. Teilweise wirkt das Ganze wirklich cineastisch, also man hat immer ein Bild im Kopf und könnte sich vorstellen, dass das Geschriebene so in einer Serie stattfinden könnte. Zwischenzeitlich haben sich allerdings doch Längen eingeschlichen, wo nicht wirklich Spannung aufkam. Dem Buch hätte es durchaus gut getan, wenn es 50 Seiten weniger hätte. Zwischendurch und auch zum Ende hin gibt es teilweise Wendungen, mit denen ich nicht gerechnet hätte. Ich weiß, dass viele die Hauptwendung (so knapp auf den letzten 120 Seiten) nicht so sehr mochten. Ich fand das Ende allerdings gelungen, da es doch mal etwas Anderes war. Für meinen Geschmack hätte der Autor aber noch besser erklären können, aus welchen (eigenen) Motiven der Killer letztlich ans Werk geht. Das blieb für mich am Ende etwas offen.
     
    Die Figuren sind allesamt sehr gut ausgearbeitet und könnten so definitiv in einer guten Krimi-Serie vorkommen. Allen voran natürlich Wolf, der ein sehr akribischer, charismatischer Ermittler ist und sofort alles daran setzt (auch nicht immer nach allen Regeln der Polizei), den Ragdoll-Mörder zu fassen. Man hat im Laufe des Buchs wirklich das Gefühl, dass er sich womöglich wieder zu tief im Fall verliert (wie es vor vier Jahren der Fall war) und total an seine Grenzen geht (auch psychisch gesehen). Er schläft kaum und arbeitet wirklich non-stop. Zwischenzeitlich hatte ich auch immer mal wieder das Gefühl, dass er womöglich selbst der Ragdoll-Killer ist. Ob und welche Rolle er im Fall am Ende spielt, halte ich hier offen. 
    Auch Emily Baxter, seine Kollegin, ist ein sehr interessanter Charakter. Sie ist häufig sehr zynisch, übellaunig, schlagfertig und macht ihren neuen Schützling Alex Edmunds sehr gerne runter oder zeigt sich meistens unbegeistert oder desinteressiert von seinen Anregungen. Andererseits ist sie aber auch eine Polizistin mit Leidenschaft, da es auch ihr sehr wichtig ist, den Täter zu schnappen. Der Leser merkt sehr schnell, dass sie für Wolf schwärmt und gerne mehr Nähe zu ihm hätte. Wolf ist für sie eine wichtige Bezugsperson und er ist auch der Einzige, der von ihrem Alkoholproblem weiß. Trotz ihrer sehr forschen hat, fand ich sie irgendwie sympathisch.
    Mein persönlicher Lieblingscharakter ist Edmunds, der Neuling im Team der Metropolitan Police. Er wird am Anfang von seinen Kollegen deutlich unterschätzt, zeigt aber im weiteren Verlauf, dass er ein wirklich cleveres Kerlchen ist und geht bei den Ermittlungen seinen ganzen eigenen Weg. Dass er mit seinem Eifer und seinem Spürsinn gar nicht so falsch liegt, zeigt sich dann am Ende. Auch sein Privatleben ist durchaus spannend, denn seine schwangere Frau Tia ist von seinem neuen Job und den damit verbundenen Überstunden, die Edmunds freiwillig macht, um seine eigenen Recherchen anzustellen, nicht begeistert. Es kommt des Öfteren zum Streit zwischen ihnen.
    Eine spannende Figur ist auch Andrea, die Ex-Frau von Wolf. Sie ist eine ehrgeizige TV-Nachrichten-Journalistin und steht anfangs im Konflikt mit sich selbst, ob sie die Ragdoll-Geschichte für ihre eigenen Zwecke ausnutzen sollte, um aufzusteigen und eine große Karriere zu machen. Sie wirft allerdings alle Bedenken dann doch recht schnell über Bord. Ihr sind letztlich die Schlagzeilen wichtiger als die Ehtik oder die Moral, was bei den Privatsendern und gerade in den USA typisch ist. Bevor die Ehe mit Wolf in die Brüche ging, war sie vor allen Dingen eifersüchtig auf Emily Baxter und vermutete, dass die beiden eine Affäre haben, was nicht der Fall war.
     

    Fazit:

    Mit "Ragdoll - Dein letzter Tag" ist Daniel Cole ein spannendes Debüt gelungen. Die Idee mit der Leiche, die aus sechs verschiedenen Menschen zusammengenäht wurde, ist für mich besonders. Und auch die Liste, die sechs weitere Morde ankündigt, sorgt für Spannung. Der Leser möchte unbedingt wissen, wer die Menschen sind, die bereits gestorben sind und die, die noch sterben sollen. Was hat der Ragdoll-Killer davon? Wird es der Polizei gelingen, die angekündigten Morde zu verhindern? Man fliegt förmlich durch die Seiten, auch durch den cineastischen Schreibstil. Die Figuren sind alle so gut ausgearbeitet, dass man sich locker vorstellen könnte, sie in einer Serie zu sehen und sie auf dem Bildschirm gerne zu begleiten. Im Mittelteil des Thrillers treten allerdings doch ein paar Längen auf, die die Spannung zum Teil nehmen. Die Wendungen zum Ende hin konnten mich überzeugen. Ich hätte mir allerdings gewünscht, dass man noch stärker etwas über die Motive des Ragdoll-Mörders erfährt.
     
    4 / 5 Sterne