Dienstag, 31. Oktober 2017

Rezension: Flugangst 7A von Sebastian Fitzek

Hallo ihr Lieben!

Als absoluter Fitzek-Fan habe ich natürlich schon lange auf die Veröffentlichung von "Flugangst 7A" hingefiebert. Leider hat mich der neueste Thriller von Sebastian Fitzek aber nicht gänzlich überzeugt, was vor allen Dingen an der unrealistischen/überzogenen Konstruktion der Geschichte liegt und an den beiden Storylines, die meiner Meinung nach nicht so gut zusammenpassen (besonders was die Auflösung hinsichtlich der Motive, etc. angeht, auch wenn das in sich logisch erklärt wird). Aber lest einfach selbst, was ich mag und was nicht. Spannend ist die Geschichte auf jeden Fall.


Details:
Cover: Droemer Knaur

  • Gebundene Ausgabe: 400 Seiten
  • Verlag: Droemer HC (25. Oktober 2017)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3426199211
  • ISBN-13: 978-3426199213
  • Preis: 22,99


  • Inhalt:

    Es gibt eine tödliche Waffe, die durch jede Kontrolle kommt.
    Jeder kann sie ungehindert an Bord eines Flugzeugs bringen.

    Ein Nachtflug Buenos Aires-Berlin.
    Ein labiler Passagier, der unter Gewaltphantasien leidet.
    Und ein Psychiater, der diesen Patienten manipulieren soll, um an Bord eine Katastrophe herbeizuführen.
    Sonst verliert er etwas sehr viel Wichtigeres als sein Leben ...
    Copyright Inhaltsangabe & Cover: Droemer Knaur Verlag


    Meine eigene Meinung:


    Das Cover sticht einem natürlich sofort wieder ins Auge und ich finde es toll, dass man passenderweise einen Ausschnitt eines Flugzeugs gewählt hat, was ich so bisher nicht gesehen habe. Bei den Ausgaben, die im Handel zu kaufen sind, ist im Flugzeugfenster ein 3D-Effekt eingebaut, wodurch das Ganze natürlich noch einmal hochwertiger und besonders wirkt. Ich habe vom Verlag eine Ausgabe zur Verfügung gestellt bekommen, wo dieser Effekt leider fehlt (aber ist ja halb so wild - es kommt schließlich auf den Inhalt und nicht nur auf die Verpackung an!).
     
    Die Geschichte dreht sich um Mats Krüger. Er ist Psychiater und trotz Flugangst auf dem Weg von Buenos Aires nach Berlin, um dort seiner schwangeren Tochter Nele, die kurz vor der Entbindung steht, beistehen zu können. Die beiden haben ein sehr schwieriges Verhältnis zueinander und auch keinen wirklichen Kontakt, da Mats seine krebskranke Frau Katharina damals im Stich gelassen hat, als diese im Sterben lag. Anstatt seiner Frau beizustehen, hat er sich einmalig auf eine andere Frau eingelassen, wovon Nele Wind bekommen hat. Daraufhin ist Mats von Berlin nach Argentinien gezogen.
    Mir gefällt es, dass Sebastian Fitzek immer wieder Protagonisten mit Ecken und Kanten entwickelt, die Fehler machen und nicht aalglatt sind. Auch Nele wurde sehr gut ausgearbeitet. Sie ist HIV-positiv und setzt alles daran, dass ihr Kind sich bei der Geburt nicht mit dem Virus anstecken wird. Einerseits scheint sie mit dem Gedanken an ein Kind zum Teil überfordert zu sein, aber sie hat sich trotzdem bewusst dafür entschieden. Von ihrem Freund, der sie wegen der plötzlichen Schwangerschaft verprügelt hat, hat sich Nele getrennt. Nichtsdestotrotz hat er ihr ab und an aufgelauert, Drohungen hinterlassen und wollte sie zum Schwangerschaftsabbruch drängen. Nachdem die Möglichkeit des Schwangerschaftsabbruchs verstrichen ist, hat sie von ihm nichts mehr gehört.
    An Bord der Maschine bekommt Mats eine schockierende Nachricht von einem mysteriösen Anrufer: Bei seiner Tochter hat der Blasensprung eingesetzt und sie wurde entführt. Mats soll im Flugzeug einen alten Patienten finden, die erfolgreiche Therapie bei diesem rückgängig machen, so dass derjenige das Flugzeug mit den 626 Personen zum Absturz bringt. Daraufhin versucht Mats, seine Kollegin Feli, die an diesem Tag eigentlich heiraten will und von Mats nie wieder etwas hören wollte, zu erreichen und fordert von ihr, dass sie sich auf die Suche nach Nele begibt - und das macht sie. Dabei stößt sie bei ihren Recherchen auf Livio, der ihr nach einigem Hin und Her hilft. Mats muss währenddessen in der Maschine alles geben. Zu anderen Nebenfiguren möchte ich an dieser Stelle gar nichts sagen, um euch nicht den Lesespaß zu nehmen.
     
     
    Eigentlich ist Sebastian wieder ein absolut spannender, nervenaufreibender Pageturner gelungen. Am Ende der meisten Kapitel gibt es Cliffhanger und es kommt auch immer wieder zu Perspektivwechseln zwischen Mats, Feli und Nele, weshalb man unbedingt weiterlesen möchte. Der flüssige, fesselnde Schreibstil trägt ebenfalls dazu bei. Einerseits will man wissen, wer der Erpresser am Telefon von Mats ist, wer sein Patient ist (was relativ schnell klar wird, aber ich will an dieser Stelle nicht zu viel vorwegnehmen) und wie er nun an der Maschine weiter vorgehen will. Andererseits verfolgt man Nele gespannt, die sich in den Fängen eines sehr merkwürdigen Entführers befindet und bald ihr Baby zur Welt bringen wird. Ihr Entführer ist ein wirklich seltsamer Kauz, der einen ganz eigenen Plan verfolgt. Hiermit möchte Sebastian wieder einmal bewusst Gesellschaftskritik üben, was ja auch nicht unbedingt verkehrt ist.
    Hier liegt für mich allerdings auch das Problem: Ich fand die Nele-Storyline (in Bezug auf das Motiv des Entführers) in Verbindung mit der Flugzeug-Storyline teilweise einfach absurd, da für mich beides einfach nicht zusammengepasst hat. Teilweise musste ich da das ein oder andere Mal wirklich mit dem Kopf schütteln. Am Ende wird zwar alles logisch aufgelöst, weshalb zwischen den beiden Handlungssträngen diese merkwürdige Verbindung besteht, trotzdem hatte ich aber immer noch dieses skeptische "Okay?!" im Kopf.
    Zum Teil kam mir die Geschichte einfach vor wie eine Mischung aus "Non-stop" (mit Liam Neeson), "Flight" (mit Denzel Washington) [wobei Fitzek sich eher auf psychische Vorerkrankungen von Passagieren, Crew und Piloten bezieht] und "Cowspiracy" oder "Das System Milch" - schon anhand der genannten Filmtitel lässt sich die Absurdität (hoffentlich) erahnen.
    Zum Ende hin gab es ganz Fitzek-like mehrere Wendungen. Diese haben mich zum Teil wirklich überrascht, aber irgendwann habe ich mir auch nur noch gedacht "Na schön - noch eine Wendung also". Der "Aha"- oder "Oho!"-Effekt blieb an mancher Stelle einfach aus, da es für meinen Geschmack dann schon zu viele Wendungen waren.
     
    Ein Kompliment muss ich Fitzek aber zum Schluss noch machen: Er greift immer wichtige Themen auf. Hier: Flugsicherheit (gerade nach der German-Wings-Katastrophe wichtig!). Und man merkt, dass er wirklich eine große Recherche betrieben hat, um auch die Flugangst von Mats Krüger (der mehrere Sitze bucht, die beim Absturz besonders geschützt oder gefährdet wären) realistisch erscheinen zu lassen. Hut ab! Außerdem werden noch Themen wie die Milchproduktion, Mobbing oder Sterbehilfe am Rande aufgegriffen.
     
     

    Fazit:

    Eigentlich ist Sebastian Fitzek mit "Flugangst 7A" ein spannender, nervenaufreibender Pageturner gelungen, der alles mitbringt: einen guten Schreibstil, gut ausgearbeitete Charaktere, Perspektivwechsel, Cliffhanger, mehrere Wendungen und gut recherchierte Fakten rund um das Fliegen und die Flugangst. ABER: Meiner Meinung nach hat sich Fitzek insgesamt einfach zu viel vorgenommen und die beiden Storylines (gerade in Bezug auf Täter-Motive) passen für meinen Geschmack nicht so gut zueinander (auch wenn das offenbar laut Auflösung so gewollt war) und haben für mich in der Kombination einfach absurd gewirkt (gerade was den Entführer von Nele angeht. WTF?!). Teilweise kam es mir vor wie eine Mischung aus "Non stop", "Flight" [Fitzek spricht aber eher psychische Erkrankungen von Fluggästen, Crew und Piloten an], "Cowspiracy" und "Das System Milch" - ein absurder Mix, der nicht so recht zusammenpassen will. Ich bin zwar förmlich durch die Seiten geflogen (weil es wirklich spannend war!) und gerne würde ich auch mehr Sterne vergeben, aber das kann ich dieses Mal nicht. Ich habe "Das Paket" damals mit vier Sternen bewertet und habe dort nicht ganz so viel zu meckern gehabt. Insgeheim würde ich mich freuen, wenn Fitzek sich eher auf Geschichten wie "Augensammler", "Augenjäger" oder "Abgeschnitten" zurückbesinnt.
     
     
    3 / 5 Sterne
     
     
     
    Vielen Dank an Droemer Knaur für die Bereitstellung des Buchs!
     
    Hier findet ihr alle meine anderen Fitzek-Rezensionen:

    Rezension zu Abgeschnitten
    Rezension zu Die Blutschule
    Rezension zu Der Nachtwandler

    Mittwoch, 18. Oktober 2017

    Rezension: Das Spiel: Tod von Jeff Menapace

    Hallo ihr Lieben!

    Ich habe nun den letzten Teil der Spiel-Trilogie von Jeff Menapace gelesen und möchte Euch natürlich meine Meinung zu "Das Spiel: Tod" nicht vorenthalten. Die Trilogie wurde im letzten Monat sogar noch um ein weiteres Buch (Original-Titel: Bad Games: Malevolent) erweitert und damit zur Tetralogie. Ob und wann der Band hier auf Deutsch erscheinen wird, ist bisher nicht bekannt.
    Ich empfehle, einen Teil nach dem anderen zu lesen. Solltet ihr die anderen Teile noch nicht kennen, überspringt die Rezension lieber, da ihr sonst auf ein paar +++Spoiler+++ stoßen würdet.

    Details:
    Cover: Heyne Hardcore
  • Taschenbuch: 336 Seiten
  • Verlag: Heyne Verlag (10. April 2017)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3453677099
  • ISBN-13: 978-3453677098
  • Preis: 9,99




  • Inhalt:

    Die Lamberts sind eine Familie wie aus dem Bilderbuch. Liebevolle Eltern, entzückende Kinder. Doch nach der grauenvollen Begegnung mit drei Psychopathen ist für die Lamberts nichts mehr wie zuvor. Sie haben überlebt ― aber es gibt noch ein letztes Spiel, das gespielt werden muss. Für den Meister dieses Spiels ist es die Krönung seines perfiden Schaffens … für die Lamberts die pure Hölle!
    Copyright Klappentext & Cover: Heyne Hardcore


    Meine eigene Meinung:

    Das Cover gefällt mir persönlich gar nicht, da es einfach nichts mit der Handlung zu tun hat und auch so nicht wirklich neugierig macht. Außerdem könnte der Klappentext für begeisterte Leser der ersten beiden Teile etwas irreführend sein, denn in diesem Teil geht es hauptsächlich um Domino, der im zweiten Teil eine Rolle gespielt hat. Die Lamberts tauchen natürlich am Rande auf, sind dieses Mal aber nicht die Leidtragenden des "Spiels". Mir persönlich hat das gar nichts ausgemacht, da ich die Geschichte wegen der interessanten Charaktere und ihren Handlungen auch so als sehr spannend und fesselnd empfunden habe.
     
    Dass die gesamte Trilogie kein literarisches Meisterwerk ist, dürfte klar sein. Es handelt sich um kurzweilige Horror-Thriller, wobei die Ästhetik der Sprache natürlich keine große Rolle spielt. Der Autor hält sich auch dieses Mal nicht mit unnötigen/langen Beschreibungen auf, sondern bringt das Geschehen drastisch und unkompliziert auf den Punkt, was wiederum auch zu den Charakteren passt, die schonungslos agieren. So kommt es dieses Mal auch nicht zu unnötigen Längen, was ich im vorherigen Teil kritisiert hatte.
     
    Monica, die Schwester der Fannelli-Brüder, lebt und möchte sich dieses Mal an Domino rächen, da dieser ihren Vater beim finalen Showdown im letzten Buch getötet hat. Um ihren grausamen Plan und das letzte "Spiel" umsetzen zu können, geht sie in einem Mädchen-Internat für schwererziehbare Mädchen verdeckt auf die Suche nach einer Psychopathin. Dort wird sie fündig: Kelly hat im Internat schon das ein oder andere Verbrechen (auch Mord!) begangen, aber immer dafür gesorgt, dass ihr nichts nachgewiesen werden konnte. In ihr scheint eine böse Persönlichkeit zu schlummern, die für Monicas Plan perfekt ist...
    Derweil ahnt Domino von seinem "Glück" noch nichts und glaubt, dass seine Rivalin tot ist. Er kümmert sich freundschaftlich um Amy Lambert und ihre Kinder Caleb und Carrie, die nach den Geschehnissen im zweiten Teil ein neues Zuhause bezogen haben. Domino macht sich immer noch Vorwürfe dafür, dass er seinen Freund Patrick, Amys Ehemann, am Ende des zweiten Teils nicht retten konnte und möchte deshalb die übrigen Lamberts beschützen.
     
    Insgesamt finde ich, dass die Charaktere wieder einmal sehr gut ausgearbeitet wurden. Die beiden Bösen arbeiten gemeinsam ihren perfiden Plan aus, wobei Monica eine Art Mentoren-Rolle für Kelly einnimmt und ihr auch nicht immer alles im Detail erklärt, sondern Dinge vorenthält. Kelly scheint von Monicas Mordlust und ihrer Schonungslosigkeit fasziniert, scheint aber irgendwie ihren eigenen Kopf zu haben, was Monica zum Teil versucht zu unterdrücken. Von Domino bekommt der Leser dieses Mal auch andere Facetten zu spüren: Er ist nicht nur ein muskelbepackter, starker, hilfsbereiter und verantwortungsbewusster Beschützer, sondern hat auch einen weichen, zerbrechlichen Kern.

    Spannungstechnisch konnte der dritte Teil mich voll und ganz überzeugen, da (wie schon zuvor erwähnt) auf unnötige Längen, die leider im vorherigen Teil auftraten, verzichtet wurde. Einige andere Leser hatten das Gefühl, dass der Autor keine großen Ideen mehr hatte und den letzten Teil einfach schnell runtergeschrieben hat - das Gefühl hatte ich nicht.  Das "Spiel", das Monica am Ende mit Domino spielt, fand ich wirklich sehr nervenaufreibend, da selbst der Starke schnell an seine Grenzen kommt und nicht (nur) um sein eigenes Leben kämpfen muss... Hinzu kommt, dass sich der Showdown dieses Mal schon stärker von den ersten beiden unterscheidet.

    Fazit:

    Jeff Menapace ist ein spannendes, nervenaufreibendes Finale gelungen. Auf unnötige Längen, die im zweiten Teil noch auftraten und die Spannung abflauen ließen, wurde verzichtet. Dabei wirkt die Geschichte aber keinesfalls ideenlos oder schnell runtergeschrieben. Besonders gut gelingt es ihm, die Charaktere zu zeichnen und im Fall von Domino auch neue, überraschende Facetten zu zeigen. Der Showdown bzw. das Spiel, bei dem Domino nicht nur um sein eigenes Leben kämpfen muss, war spannend und anders gestaltet (im Vergleich zu den Vorgänger-Teilen). Insgesamt handelt es sich bei der Trilogie natürlich um kein literarisches Meisterwerk für Sprachästhetiker, aber das ist natürlich auch nicht die Absicht des Autors.

    4 / 5 Sterne


    Das Spiel: Tod bei Randomhouse

    Rezension "Das Spiel: Opfer"
    Rezension "Das Spiel: Rache"


    Vielen Dank an Heyne Hardcore/ das Bloggerportal für die Bereitstellung des Buches.