Samstag, 25. Februar 2017

Rezension: Während du stirbst von Tammy Cohen

Hallo ihr Lieben!

Heute habe ich eine Rezension zu "Während du stirbst" von Tammy Cohen für Euch. Auch wenn der Thriller an Weihnachten spielt und Weihnachten schon längst vorbei ist, dachte ich mir, dass ich das Buch dennoch unbedingt lesen sollte und möchte Euch meine Meinung nicht vorenthalten. Das Buch habe ich schon öfter im Thalia liegen sehen und habe zugeschlagen, nachdem der Booktuber Phils Osophie zunächst sehr positiv darüber gesprochen hat. Letztlich hat es sich für ihn als Flop herausgestellt - für mich aber keineswegs. Wieso, weshalb, warum? Lest selbst!
 
 
Details:
Cover: Blanvalet / Randamhouse
 
  • Taschenbuch: 416 Seiten
  • Verlag: Blanvalet Taschenbuch Verlag (16. November 2015)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3734102197
  • ISBN-13: 978-3734102196
  • Originaltitel: Dying for Christmas
  • Preis: 9,99
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    Inhalt:
     
     
    "Sehr wahrscheinlich werde ich TOT sein, bevor Sie das hier zu Ende gelesen haben."


    Drei Dinge gibt es über Jessica Gold zu wissen: Sie ist neunundzwanzig Jahre alt, sie hat eine Knopfphobie, und sie wurde entführt. Von einem Fremden, der sie zwölf Tage lang in seiner Wohnung gefangen hält, sie mit perfiden Grausamkeiten quält, sie angekettet in einer Hundehütte am Fuß seines Bettes schlafen lässt. Und jeden Tag überreicht er seinem Opfer ein Geschenk – eines grausamer als das letzte –, bis Jessica am zwölften Tag sicher weiß: Der Mann wird sie töten. Doch Jessica hat ein Geheimnis, von dem niemand etwas ahnt …
    Copyright Klappentext & Cover: Blanvalet
     
     
     
    Meine eigene Meinung:
     
    Die Covergestaltung finde ich alles in allem sehr ansprechend, denn sie passt zur Geschichte. Jessica bekommt von dem Mann, der sie gefangen hält, jeden Tag ein Geschenk überreicht. Daher finde ich es gut, dass man das Cover ganz in schwarz gehalten hat und mit einer ebenso schwarzen Schleife versehen hat. Dadurch strahlt das Buch etwas Düsteres aus und man bekommt Lust, "das Geschenk" zu öffnen und den Inhalt zu verschlingen.
     
    Die Geschichte hat mich von Anfang an in den Bann gezogen, denn der Leser fühlt sich zu Beginn direkt von der Protagonistin Jessica angesprochen: "Es kann gut sein, dass ich schon tot bin, wenn Sie das hier zu Ende gelesen haben" - so lautet der erste Satz. Von da an wollte ich unbedingt wissen, was dieser Figur Schreckliches widerfährt und wie es am Ende wirklich für sie ausgeht.
    So trifft Jessica nach ihrem Weihnachtsshopping am 24. Dezember in einem Café auf einen Unbekannten, der sich ihr als Dominic Lacey vorstellt. Obwohl die Protagonistin einen Freund - Travis - hat, entschließt sie sich zu dem Unbekannten ins Auto zu steigen und mit ihm in seine Wohnung zu fahren, um sich noch einen Drink zu genehmigen. Doch dort angekommen, wird ihr die Sache doch zu heikel und sie möchte gehen. Doch Dominic hat ganz andere Pläne: Er schließt die Tür ab, lässt Jessica nicht gehen und will sie bis zum 6. Januar bei sich behalten. Er will an den Weihnachtsfeiertagen nicht alleine sein und möchte, dass sie sich beide dem anderen gegenüber komplett offenbaren. Dies tut er, indem er ihr jeden Tag ein Geschenk gibt, einen Gegenstand aus seiner Vergangenheit, und eine Anekdote aus seiner tragischen Kindheit und Jugend erzählt. Hier habe ich mir insgeheim erhofft, dass die Geschenke noch spannender bzw. erschreckender sind, als es dann am Ende tatsächlich der Fall war. Zudem finde ich, dass sich der Part, bis alle Geschenke verteilt sind, etwas gezogen hat und auch keine richtigen Überraschungen beinhaltet hat.  Jessica wird zum Ende hin bewusst, dass sie dort womöglich nicht mehr lebend raus kommt (Dominic hatte zuvor schon zwei Frauen und einen Sohn; die eine Frau hat sich und den Sohn umgebracht, die andere Frau scheint er umgebracht zu haben). Aber noch viel schlimmer: Während ihres Aufenthalts wird sie immer wieder erniedrigt - Sie muss Fleisch essen, obwohl sie Vegetarierin ist; Sie wird ständig angekettet und muss im Schlafzimmer in einer Hundehütte schlafen; ihr wird unfreiwillig ein Tattoo verpasst und er sieht ihr zu, wenn sie auf Toilette muss.
     
    Das Besondere an der Situation ist für den Leser das Wechselspiel zwischen den beiden, das immer wieder für Spannung sorgt. Einerseits ist der Leser gespannt, welches Geschenk Jessica am nächsten Tag erwartet und welche kranke Geschichte von Dominic sich dahinter verbirgt, andererseits ist man gespannt, wie er sie an diesem Tag behandeln wird. Ist er mit ihr nicht zufrieden, wird sie auf eine perfide Art gequält. Die Art ist gar nicht mal immer so krass, beeinträchtigt eine Person psychisch zum Teil aber sicherlich enorm. Auf der anderen Seite versucht er aber auch liebevoll mit ihr umzugehen und spricht sie immer wieder mit Kosenamen an, während sie beim förmlichen  "Sie" bleibt. Natürlich wird Jessica ab und an auch leichtsinnig und versucht zu fliehen, was ihm nicht entgeht und wofür sie dann immer wieder büßen muss. Jessica geht es außerdem von Tag zu Tag schlechter: ihr fallen ihre Haare aus, sie bekommt einen heftigen Hautausschlag und ihre Nägel fallen einfach ab. Wie und ob es für die Protagonistin gut ausgeht, will ich an dieser Stelle gar nicht verraten, allerdings kommt im zweiten Teil des Buches wirklich alles komplett anders. Diese Wendung war absolut unvorhersehbar. Von diesem Punkt an passiert insgesamt nicht mehr viel, aber dem Leser wird nach und nach offenbart, welche Rolle Jessica wirklich spielt und was sich wirklich alles zugetragen hat. Mehr werde ich an dieser Stelle nicht verraten. Insgesamt würde ich aber nicht sagen, dass der Teil weniger spannend ist, denn alles erscheint plötzlich in einem anderen Licht und auch am Ende gibt es noch Überraschungen.
     
    Gut gefallen hat mir auch, dass Jessica als Figur zunächst für den Leser nicht gänzlich greifbar ist (obwohl die Geschichte aus der Ich-Perspektive erzählt wird), da das auch zu ihrer Beschreibung passt. Sie ist ein verschlossener Mensch, der eigentlich keine richtigen sozialen Kontakte hat. Auch die Beziehung zu ihrem Freund läuft schlecht und man merkt, dass sie sich selbst eigentlich darüber im Klaren ist, dass sie nichts für ihn empfindet. Zu ihrer Familie hat sie insgesamt auch ein merkwürdiges Verhältnis, denn von ihren Geschwistern und Eltern wird sie immer nur als "seltsam" beschrieben und hat sogar Sitzungen bei einer Psychotherapeutin geschenkt bekommen. Immer wieder wird davon berichtet, dass sie ab und an Aussetzer hat und manchmal nicht ganz anwesend ist (manche dieser Ereignisse machen hinterher aber sogar Sinn!). Auch scheint sie des Öfteren irgendwelche vermeintlichen Stimmen zu hören.
    Neben den beiden Protagonisten gibt es auch noch eine dritte Hauptfigur: Polizistin Kim. Der Polizisten-Aspekt ist hier wiederum etwas klischeehaft dargestellt. Welcher Polizist hat eigentlich keine privaten Probleme? Die Polizistin steht kurz vor dem Ehe-Aus, ihr Mann will, dass sie sich entscheidet: Beförderung/Job oder Familie? Die Mutter von zwei Kindern hat mit dieser Entscheidung zunächst zu kämpfen, stürzt sich aber selbst an Weihnachten lieber in die Arbeit, als bei ihrer Familie zu sein. Als ihr Mann schließlich will, dass sie auszieht, freut sie sich sogar über die Zeit, die sie nun mehr in ihre Arbeit investieren kann. Ob sich ihre Einstellung zum Ende hin ändert, lasse ich an dieser Stelle offen. Zu ihr lässt sich außerdem sagen, dass sie sehr clever an den Jessica-Gold-Fall rangeht und auch ein bisschen kritisch denkt, was im Endeffekt genau richtig ist.
     
     

    Fazit:

    Tammy Cohen versteht es, den Leser zunächst an der Nase herumzuführen. "Während du stirbst" ist ein spannender, wendungsreicher Thriller, der in der zweiten Hälfte noch einmal für ordentliche Überraschungen sorgt. Diese lassen die Geschichte letztlich in einem anderen Licht dastehen, wie man es zuvor nicht erwartet hat. Die erste Hälfte lebt vor allem vom perfiden Wechselspiel zwischen Jessica und Dominic, das der Leser gespannt verfolgt. Beide Charaktere - mit ihren Eigenarten und Geschichten - sind sehr gut ausgearbeitet, wenn auch - sicherlich mit Absicht - nicht immer greifbar. Auch wenn in der zweiten Hälfte grundsätzlich handlungstechnisch weniger passiert, ist diese nichtsdestotrotz mindestens genauso spannend.  Die Geschichte rund um Protagonistin Kim hingegen wirkt etwas klischeehaft (Warum hat immer jeder Polizist private Probleme?) und konnte mich nicht gänzlich überzeugen. Auch habe ich mir insgeheim erhofft, dass die Geschenke, die Jessica bekommt, erschreckender sein werden und der Part, bis alle Geschenke verteilt sind, noch mehr Überraschungen bzw. Abwechslung beinhaltet.
     
    3,5 von 5 Sterne
     
     
     

    Donnerstag, 23. Februar 2017

    Rezension: Eisige Schwestern von S. K. Tremayne

    Hallo ihr Lieben!

    Im Januar habe ich bereits Stiefkind von S. K. Tremayne für Euch rezensiert und habe nun auch seinen Debüt-Roman "Eisige Schwestern" gelesen. Auch wenn dieser Psychothriller auf anderen Blogs schon kreuz und quer rezensiert wurde, möchte ich Euch meine Meinung nicht vorenthalten.


    Details:
    Cover: Knaur

  • Taschenbuch: 416 Seiten
  • Verlag: Knaur TB (1. Dezember 2016)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3426520141
  • ISBN-13: 978-3426520147
  • Originaltitel: The Ice Twins
  • Preis: 9,99


  • Inhalt:

    Ein Jahr nachdem die sechsjährige Lydia durch einen tragischen Unfall ums Leben kam, sind ihre Eltern Sarah und Angus psychisch am Ende. Um neu anzufangen, ziehen sie zusammen mit Lydias Zwillingsschwester Kirstie auf eine atemberaubend schöne Privatinsel der schottischen Hebriden. Doch auch hier finden sie keine Ruhe. Kirstie behauptet steif und fest, sie sei in Wirklichkeit Lydia und die Eltern hätten den falschen Zwilling beerdigt. Bald hüllen Winternebel die Insel ein, Angus ist beruflich oft abwesend, und bei Sarah schleicht sich das unheimliche Gefühl ein, etwas stimme nicht. Zunehmend fragt sie sich, welches ihrer Mädchen lebt. Als ein heftiger Sturm aufzieht, sind Sarah und Kirstie komplett isoliert und den Geistern der Vergangenheit ausgeliefert.
    Copyright Klappentext & Cover: Knaur
     
     
    Meine eigene Meinung:
     
     
    Zunächst einmal muss ich sagen, dass das Cover wirklich perfekt zum Inhalt passt: die düstere Insellandschaft mit dem Leuchtturm erinnert an die Insel Torran aus dem Thriller, die beiden Mädchen im Vordergrund (eines halb unsichtbar, geisterhaft) erinnern an Kirstie und Lydia. Auch der Titel "Eisige Schwestern" passt, denn der Großvater hat die Zwillinge wegen ihrer blassen Erscheinung und ihren weißblonden Haaren immer so genannt.
     
    Zur Geschichte: Die Handlung beginnt damit, dass Sarah und Angus Moorcroft alles dafür vorbereiten, um auf die Insel Torran zu ziehen, die Angus von seiner Großmutter vererbt bekommen hat. Diesen Schritt wollen die beiden gehen, um einen Neuanfang für sich und ihre Tochter Kirstie zu wagen. Vor 13 Monaten hat sich ein schreckliches Unglück ereignet: Sarah war mit ihren Zwillingen alleine, als  Lydia vom Balkon stürzte und daraufhin im Krankenhaus starb. Kurz vor dem geplanten Umzug macht Kirstie ein schauriges Geständnis: Sie behauptet, dass sie in Wahrheit Lydia ist und Kirstie bei dem Unglück gestorben ist. Stimmt das, oder ist das nur ein Hirngespinst ihrer Tochter, die sich seelisch mit ihrer toten Schwester verbunden fühlt und nun ein Identitätsproblem hat? Einige Indizien sprechen aber tatsächlich dafür, dass die noch lebende Tochter Lydia ist: Hund Beany verhält sich ihr gegenüber genauso, wie er sich Lydia gegenüber immer verhalten hat; Kirsties Lesefähigkeiten haben urplötzlich einen großen Sprung gemacht (eigentlich war Lydia eine Leseratte) und Kirstie spielt plötzlich mit Lydias altem Spielzeug und den Freunden von ihr. Ohne wirklich Geld zu haben, zieht die Familie also in das heruntergekommene Haus auf der Insel...
     
    Wer ist wer? Wer ist tot, wer lebt? Lebt Lydia - Sarahs Liebling? Lebt Kirstie - Angus Liebling? Diese Thematik  hat mich von Anfang an wirklich gepackt, da ich die ganze Zeit über selber nicht wusste, was ich nun denken soll. Aus der Ich-Perspektive von Sarah bekommt man ihre Gedanken, ihre Trauer, ihre Verwirrtheit und Hoffnung auf ein besseres Leben auf Torran unmittelbar zu spüren. Auch ihr Misstrauen gegenüber ihrem Mann Angus, der seit dem Tod der Tochter ständig Alkohol trinkt und sogar seinen Job verloren hat, kommt sehr klar rüber. Sie weiß nicht, ob sie ihre Gedanken wirklich mit ihrem Mann teilen kann und auch so scheint die Beziehung der beiden einen ordentlichen Knacks zu haben. Vor ein paar Jahren hatte Sarah eine Affäre, ihr Mann hat ihr allerdings verziehen. Kapitel aus Angus Sicht zeigen aber, dass er aus einem unbekannten Grund einen hiesigen Groll gegenüber seiner Frau hegt, offenbar mehr über die Zwillingssache weiß und auch des Öfteren Gewalt-Visionen hat. Der Leser ist also einerseits daran interessiert, zu erfahren, was genau zwischen den Eheleuten ist und welcher Zwilling nun tot beziehungsweise lebendig ist, wodurch sich ein Spannungsbogen aufbaut, der auch von verschiedenen Cliffhangern am Ende der Kapitel getragen wird. Die Charaktere sind - wie zuvor schon angedeutet - sehr gut ausgearbeitet. Auf der einen Seite hat man den maskulinen, starken Angus, der im Inneren eigentlich gar nicht so stark ist und seine Trauer mit Alkohol wegspült. Auf der anderen Seite ist Sarah, die sich selbst ein bisschen abkapselt, ihre Gedanken häufig für sich behält, sich insgeheim aber eine intakte Familie wünscht und sich zu einem gewissen Punkt auch noch zum teil zu ihrem Mann hingezogen fühlt. Mit der kleinen Kirstie/Lydia kann der Leser mitfühlen: auf Torran wird für sie eigentlich nichts besser. Sie weiß nicht wirklich, wie sie mit ihrem Verlust umgehen soll, redet oft im Plural von sich und legt ein merkwürdiges Verhalten an den Tag, wodurch sie auf den Leser allerdings nicht unsympathisch wirkt. In der Schule findet sie keinen Anschluss und bleibt für sich, redet mit ihrem verstorbenen Zwilling. Das Handeln der Personen konnte ich aber nicht immer gänzlich nachvollziehen (Beispiel: Sarah findet heraus, dass ihr Mann womöglich eine Affäre mit ihrer besten Freundin hat, nach einem Streit mit Kirstie hat sie aber nichts Besseres zu tun, als mit ihrem Mann zu schlafen?! Anschließend verabscheut sie ihn aber und wirft ihn raus? Sinn?! Zumal sie zuvor selbst eine Ehebrecherin war und ihren Mann betrogen hat, ihm kann sie aber nun nicht verziehen. Ok.)
     
    Ich finde, dass das letzte Drittel des Thrillers spannungs- und storytechnisch nachlässt. Immer wieder tauchen ähnliche Sequenzen zwischen Angus und Sarah auf, die sich immer schlechter verstehen. Auch was den lebendigen Zwilling betrifft, dreht man sich noch ein paar Mal im Kreis wegen des merkwürdigen Verhaltens. Ab und an hatte ich einfach das Gefühl, dass es keine richtige Entwicklung gibt. Zumal man bereits ab Mitte des Buches ungefähr weiß, was sich tatsächlich zugetragen hat (allerdings noch nicht das ganze/ richtige Ausmaß). Das Ende fand ich persönlich nicht schlecht, aber auch nicht komplett überraschend. Es ist im Grunde fast so, wie man es in der Mitte des Buches geschildert bekommt, nur erfährt man, was Sarah am Tag des Unfalls getrieben hat und wie sich der Unfall wirklich zugetragen hat. So hat man am Ende auch das Gefühl, nicht einen richtigen Psychothriller gelesen zu haben, sondern ein sehr tragisches Familien-Drama.
     
    Punkten konnte S. K. Tremayne die ganze Zeit über durch seinen detailreichen Schreibstil, der immer eine gruselige, teils beklemmende Atmosphäre erzeugt hat. Auch die zahlreichen Beschreibungen des Settings lassen im Kopf des Lesers ein genaues Bild entstehen, was zur Atmosphäre durchaus beiträgt.
     
     

    Fazit:

    Hinter "Eisige Schwestern" verbirgt sich letztlich ein tragisches Familien-Drama, das sich als Psychothriller tarnt. Die Geschichte ist spannend konzipiert; der Leser möchte unbedingt wissen, welcher Zwilling lebt/tot ist und weshalb Angus so einen Groll gegen seine Frau Sarah hegt. Was hat sich am Tag des Unfalls zugetragen? Die Charaktere - ihre Trauer, Verwirrtheit, Sorge - sind sehr gut ausgearbeitet, allerdings ist das Handeln der Figuren oftmals nicht komplett nachvollziehbar. Punkten kann S. K. Tremayne vor allem durch seinen detailreichen Schreibstil, mit dem er das Setting sehr gut beschreibt und für eine düstere Grundstimmung sorgt. Auch die oft auftretenden Cliffhanger am Ende der Kapitel sorgen dafür, dass der Leser weiter und weiter liest. Das letzte Drittel lässt spannungs- und storytechnisch dann aber etwas nach, da immer ähnliche Sequenzen wieder und wieder aufgegriffen werden und man als Leser nicht wirklich das Gefühl hat, dass sich etwas weiterentwickelt. Das Ende ist nicht schlecht, aber auch nicht überraschend, denn es verhält sich am Ende so, wie man es ab Mitte des Buches ungefähr schon weiß, nur die ganze Tragik/der Hintergrund wird richtig erläutert.
     
    3,5 von 5 Sterne
     
     
    Vielen Dank an Droemer Knaur für das Zusenden eines kostenfreien Leseexemplars.
     
     

    Montag, 20. Februar 2017

    Rezension: Schwarze Witwen (Lucy-Clayburn-Reihe) von Paul Finch

    Hallo ihr Lieben!

    Heute melde ich mich mit einer Rezension zu "Schwarze Witwen" von Paul Finch zurück. Dieser Thriller ist der Start der neuen Lucy-Clayburn-Reihe. Einige von Euch dürften wissen, dass ich  mittlerweile ein echter Fan von Paul Finch und seiner Mark-Heckenburg-Reihe bin. Ob die neue Reihe genauso vielversprechend ist, lest ihr weiter unten.


    Details: 
    Cover: Piper

  • Taschenbuch: 512 Seiten
  • Verlag: Piper Taschenbuch (12. Januar 2017)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3492310427
  • ISBN-13: 978-3492310420
  • Originaltitel: Strangers
  • Preis: 9,99


  • Inhalt:

    Eine junge Frau steht am Straßenrand, ein Mann hält an und nimmt sie ein Stück mit. Kurz darauf wird der Fahrer tot und grausam verstümmelt im Wald gefunden – das erste von vielen Opfern. »Jill the Ripper«, wie die Killerin von der Presse bald getauft wird, versetzt ganz England in Angst und Schrecken. Die junge, ambitionierte Polizistin Lucy Clayburn schwört sich, diesen Morden ein Ende zu setzen. Verdeckt ermittelt sie in der Unterwelt Manchesters – und ahnt nicht, dass der Chef des brutalen Syndikats »The Crew« ihr dicht auf den Fersen ist …
    Copyright Klappentext und Cover: Piper Verlag


    Meine eigene Meinung:

    Die Covergestaltung finde ich insgesamt gut, auch wenn mich das Pink etwas stört. Mir gefällt es, dass man das Bild einer Frau gewählt hat, die dem Leser quasi eine Waffe entgegenstreckt, denn das passt zum toughen Charakter von Protagonistin Lucy Clayburn. Was ich allerdings ziemlich unpassend finde, ist der Titel "Schwarze Witwen", denn Witwen spielen zu keiner Zeit eine Rolle - auch nicht die Spinnenart. Viel treffender wäre dann doch der Titel "Jill the Ripper" gewesen.
     
    Der Fall  ist definitiv spannend: Jill the Ripper - so wird die Unbekannte genannt, die mit Männern ein perfides Spiel spielt, sie aus dem Hinterhalt lockt, um den Finger wickelt und ihnen schließlich die Genitalien entfernt. Blutig und skurril - ganz wie man es von Paul Finch kennt.
     
    Protagonistin Lucy Clayburn hat es sich zum Ziel gesetzt diese Killerin zu schnappen, denn sie möchte endlich wieder zurück zur Kripo und nicht länger als Streifenpolizistin tätig sein. Sie ist auch nur Streifenpolizistin, weil sie ihren ersten Fall bei der Kripo vor 10 Jahren ordentlich vergeigt hat: Lucy sollte auf einen Psychopathen aufpassen, der zwei Menschen getötet und verscharrt hat, während ihre Kollegen auf der Suche nach den Leichen waren. Schließlich überzeugt der Killer sie, gemeinsam aus dem Wagen auszusteigen, er überwältigt sie und schießt eine ihrer Kolleginnen an. Lucy bekommt für alles die Schuld und wird degradiert.
    Auch als Streifenpolizistin ist Lucy wirklich ambitioniert und geht ihrem Job mit großer Leidenschaft nach - aber will eben mehr als Kleinkriminelle schnappen. Wegen ihres Jobs hat sie auch ein schwieriges Verhältnis zu ihrer Mutter Cora. Diese hat übrigens selbst eine interessante Vergangenheit, die Lucy im Laufe des Buches in Gefahr bringt.
    Einerseits bewundert ihre Mutter sie für ihre Ambition, andererseits ist sie aber auch zutiefst besorgt. Lucy ist in einfachen Verhältnissen ausgewachsen, ihren Vater "Dan, den Busfahrer" hat sie nie kennengelernt.   
    Als sie schließlich die Gelegenheit bekommt, sich einer Undercover-Mission anzuschließen, um "Jill the Ripper" zu schnappen, ist sie Feuer und Flamme. Zunächst muss sie als versteckte Ermittlerin auf dem Strich arbeiten und macht dabei mit verschiedenen Leuten Bekanntschaft. So zum Beispiel auch mit Tammy, ein alkoholsüchtiges Mädchen in den 20ern, die ihre Dienste auf dem Strich anbietet und einige Kontakte zur Unterwelt hat. Schließlich bekommt Lucy von Tammy zufällig den Tipp, dass eine athletische Blonde (entspricht der Beschreibung von Jill the Ripper) im "SugaBabes"-Club arbeitet und Lotta genannt wird. Der Club wird von zwei alten, kriminellen Schwestern betrieben, die schon einiges auf dem Kerbholz haben sollen, unter anderem zwei Morde. Mit Hilfe von Tammy (die allerdings nicht weiß, dass Lucy Polizistin ist) gelingt es ihr, einen Job als Garderobendame im besagten Club zu bekommen, wobei sie auf  andere Mitgliedern der Unterwelt - beispielsweise Frank McCracken, der ein brutaler Geldeintreiber ist - trifft. Ob und wie sie auf Lotta trifft, ob diese Jill the Ripper ist und was noch so passiert, will ich an dieser Stelle nicht verraten - aber es gibt noch ein paar Überraschungen - auch in Bezug auf Lucys Vergangenheit, die ihre Tarnung auffliegen lassen.
     
    Grundsätzlich muss ich sagen, dass die Geschichte wirklich spannend gestrickt ist und auch Lucy als Protagonistin  interessant ist. Ihr Ehrgeiz ist bewundernswert, an einigen Stellen ist sie aber auch viel zu leichtsinnig und naiv, da sie sich die Arbeit in der kriminellen Unterwelt offenbar einfach vorstellt und sich permanent auch selbst in Gefahr bringt (und jegliche polizeiliche Vorschriften missachtet!). Paul Finch gelingt es auch nicht wirklich einen konsequenten Spannungsbogen aufzubauen und verliert irgendwann ein bisschen den roten Faden, was den "Jill the Ripper"-Fall angeht. Irgendwann geht es viel mehr um die anderen Kriminellen, wie die McIvar-Schwestern oder Frank McCracken, was ich sehr schade finde. Man hat einfach das Gefühl, dass es in dem eigentlichen Fall nicht vorangeht. Klar sind die Zusammentreffen mit den anderen Gruppierungen auch spannend, teilweise auch actionreich, aber mich hätte der eigentliche Fall deutlich mehr interessiert. Insgesamt ist das Buch auch etwas zu lang geraten und der "Jill the Ripper"-Fall wird zum Ende hin dann beinahe beiläufig gelöst - ein richtiges Motiv allerdings nicht erläutert. Nichtsdestotrotz ist der Thriller wegen des guten Schreibstils und einiger spannender Actionszenen durchaus gelungen, auch wenn es dieses Mal an der Geschichte etwas hapert. Gerade in Bezug auf Lucy (und was ihre Familie angeht) glaube ich, dass zukünftige Geschichten durchaus Potenzial hätten.


    Fazit:

    Lucy Clayburn ist okay - Mark Heckenburg ist um Welten besser! Der "Jill the Ripper"-Fall hat durchaus Potenzial, ist skurril und blutig, wie man es von Paul Finch gewohnt ist. Allerdings gelingt es diesmal nicht, einen konsequenten Spannungsbogen aufzubauen, da der Autor den roten Faden zur eigentlichen Geschichte verliert und sich viel zu sehr mit anderen Gestalten der kriminellen Unterwelt beschäftigt. Solche Szenen sind zwar durchaus actionreich, blutig und fesselnd geschrieben, bringen die Geschichte oftmals aber nicht wirklich voran. es gelingt ihm aber, einige Überraschungen in der Mitte und zum Ende einzubauen, mit denen der Leser nicht rechnet. 
    Die Protagonistin ist durchaus sympathisch, ihre Leidenschaft zur Polizeiarbeit ist realistisch geschildert, sie ist gleichzeitig aber auch sehr naiv und geht echt jedes Risiko ein. Was die Zukunft angeht, ist auf jeden Fall noch Potenzial nach oben und ich bin wirklich gespannt, ob Lucy nun tatsächlich wieder zur Kripo zugelassen wird, nachdem sie den Fall gelöst hat und weiteren Kriminellen das Handwerk gelegt hat. Ich freue mich auf weitere Geschichten mit ihr.

    3 / 5 Sterne


    Vielen Dank an Piper für die Bereitstellung eines kostenfreien Leseexemplars.



    Schwarze Witwen bei Piper
    Blog von Paul Finch