Dienstag, 22. November 2016

Rezension: Das Paket von Sebastian Fitzek

Hallo ihr Lieben!

Mit der heutigen Rezension zum neuesten Thriller "Das Paket" von Sebastian Fitzek findet mein Fitzek-Marathon endlich seinen Abschluss. Eines kann ich Euch vorab sagen: Fitzek hat endlich zu seinen Wurzeln zurückgefunden, ist allerdings trotzdem nicht ganz so stark wie früher. "Noah", "Die Blutschule" und das "Joshua Profil" konnten mich zuletzt nicht komplett überzeugen, da sie einfach nicht an Werke wie "Die Therapie", "Augensammler" und "Augenjäger" heranreichten. Mit "Das Paket" ist Sebastian nun allerdings wieder auf einem guten (noch nicht optimalen) Weg.

Cover: Droemer Knaur
Details:

  • Gebundene Ausgabe: 368 Seiten
  • Verlag: Droemer HC (26. Oktober 2016)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3426199203
  • ISBN-13: 978-3426199206
  • Preis: 19,99






  • Inhalt:

    Seit die junge Psychiaterin Emma Stein in einem Hotelzimmer vergewaltigt wurde, verlässt sie das Haus nicht mehr. Sie war das dritte Opfer eines Psychopathen, den die Presse den »Friseur« nennt – weil er den misshandelten Frauen die Haare vom Kopf schert, bevor er sie ermordet.
    Emma, die als Einzige mit dem Leben davonkam, fürchtet, der »Friseur« könnte sie erneut heimsuchen, um seine grauenhafte Tat zu vollenden. In ihrer Paranoia glaubt sie in jedem Mann ihren Peiniger wiederzuerkennen, dabei hat sie den Täter nie zu Gesicht bekommen. Nur in ihrem kleinen Haus am Rande des Berliner Grunewalds fühlt sie sich noch sicher – bis der Postbote sie eines Tages bittet, ein Paket für ihren Nachbarn anzunehmen.
    Einen Mann, dessen Namen sie nicht kennt und den sie noch nie gesehen hat, obwohl sie schon seit Jahren in ihrer Straße lebt ...
    Copyright Klappentext & Cover: Droemer Knaur


    Meine eigene Meinung:

    Die Covergestaltung finde ich richtig gelungen,  denn das Paket-Design passt perfekt zum Titel. Die Exemplare, die man im Buchhandel bekommt, sind sogar noch einmal in einem extra Pappkarton eingepackt, wodurch sich das Buch noch einmal komplett von anderen Büchern abhebt und sicherlich für Extra-Spannung beim Auspacken sorgt.
     
    Der Schreibstil ist wieder einmal sehr fesselnd und zieht den Leser direkt in die Geschichte. Der Aufbau der Geschichte  trägt sehr dazu bei, dass die Spannung kontinuierlich ansteigt. Die Handlung springt immer zwischen "Drei Wochen zuvor" und "Drei Wochen später" hin und her. In den "Drei Wochen zuvor"-Kapiteln erfährt der Leser, wie es Psychiaterin Emma Stein nach dem schrecklichen Ereignis mit dem Friseur geht, wie sie das Paket vom unbekannten Nachbarn erhält und was sich danach alles Tragisches ereignet. In den  "Drei Wochen später"-Kapiteln erklärt Emma ihrem Freund und Anwalt Konrad, was sich Tragisches ereignet hat, wie sie involviert ist und was sie Schreckliches getan hat, nachdem sie das Paket angenommen hat. Konrad, der ungefähr im Alter von Emmas Vater und homosexuell ist, ist Emmas einziger Zuhörer (nicht einmal ihre beste Freundin Sylvia glaubt ihr), der sie zu verstehen versucht. Er versucht Emmas Psyche zu ergründen und eine mögliche Verteidigungstaktik für sie auszuarbeiten. Emma ist übrigens psychisch vorbelastet und hat in ihrer Kindheit stetig mit ihrem "Phantasie-Freund" (?) Arthur geredet, der sich in ihrem Kleiderschrank verborgen hat und sich ihr sogar einmal zeigte.
    Ich muss sagen, dass das Buch sehr spannend mit der Friseur-Szene im Hotel beginnt und danach leider zunächst etwas abflaut, was besonders dem Paket für den unbekannten Nachbarn geschuldet ist. Emma ist nach den schrecklichen Ereignissen im Hotel gezeichnet und das Schlimmste daran ist, dass sie für die Vergewaltigung und den Übergriff durch den Friseur nicht einmal einen Beweis hat. Die Nummer zum Zimmer 1904, auf dem sich alles ereignet haben soll, existiert nicht, und auch ein Bild, an das sie sich zu erinnern glaubt, hängt in keinem der Zimmer. Außerdem wurde sie geschoren und verlassen an einer Bushaltestelle aufgefunden, nicht in dem besagten Hotel. Zu der Zielgruppe des Täters, der es auf  Escort-Damen abgesehen hat, passt sie ebenfalls nicht.
    Durch die schreckliche Tat hat sie sogar ihr ungeborenes Kind verloren und die Ehe zu ihrem Mann Philipp kriselt, da er sich nur wenig Zeit für sie nimmt bzw. ihrer Geschichte ebenfalls misstraut. Seitdem sie wieder zu Hause ist, setzt sie keinen Fuß mehr vor die Tür - bestellt sogar Lebensmittel und viele Kleinigkeiten online. Eines Tages bittet der Postbote Salim sie darum, ein Paket für den Nachbarn A. Palandt anzunehmen. Da sie den Nachbarn nicht kennt und auf keinen Fall einen Fuß vor die Tür setzen mag, will sie das Paket eigentlich nicht annehmen. Doch schließlich kann sie Salim diesen Wunsch nicht ausschlagen, denn ehe sie sich versieht, ist er auch schon wieder weg.
    Irgendwann war ich von Emma und ihrer paranoiden Art/ total übertriebenen Reaktion wegen des Pakets etwas genervt - denn es ist lediglich ein Paket für einen Nachbarn, den sie nicht kennt. Warum sollte dieser ausgerechnet der Friseur sein? Das Ganze hat sich für mich zum Teil auch etwas in die Länge gezogen, bis dann endlich wirklich Schwung in die Sache kam und sie sich doch auf den Weg zu A. Palandt macht und herausfinden will, wer er ist. Dieser führt tatsächlich etwas im Schilde und hat ein unfassbares Geheimnis in seinem Schuppen draußen verborgen. Nachdem sich alles rund um das Paket klärt (Der Inhalt ist unspektakulär!) und A. Palandt sein wahres Gesicht zeigt (Er ist mehr als ein schwacher, kranker Mann, aber nicht der Friseur!), steigt die Spannung stetig an, Emma tut etwas Grausames und es kommt zu interessanten Wendungen. Schließlich geraten weitere Personen in den möglichen Kreis der Verdächtigen, die  jeweils auf logische Art und Weise hinter dem Friseur stecken könnten (sehr clever von Fitzek!) - und Emma wird zu einer weiteren grauenvollen Tat verleitet, was für den Leser unfassbar nervenaufreibend ist.
    Irgendwann hatte ich insgeheim den Verdacht, dass Emma womöglich schizophren ist - dies hat sich allerdings nicht bestätigt. Wer hinter dem Friseur steckt, der kein Hirngespinst ist, möchte ich allerdings nicht verraten. Von der Identität und die Überführung (was für ein Twist!) möchte ich ebenfalls keine Details ausplaudern, da das sonst die Spannung nehmen würde. Am Ende wird aber alles sehr stimmig aufgelöst und das Motiv des Friseurs glaubwürdig inszeniert.  Letztlich bin ich froh, dass der etwas zähe Anfang noch ordentlich an Spannung dazugewonnen hat, interessante Wendungen geschehen und Fitzek zunächst mehrere mögliche Täter präsentiert, die auf logische Weise hinter dem Friseur stecken könnten.
     
    Zu den Figuren lässt sich generell noch sagen, dass Emma als psychisch labile Protagonistin sehr gut ausgearbeitet wurde - man ihren Wahn, ihre Zweifel und ihre Angst bis zu einem gewissen Grad auch nachempfinden und Verständnis für ihre Lage aufbringen kann. Die anderen Figuren - bis auf Konrad und A. Palandt -  hingegen bleiben größtenteils eher blass bzw. wenig facettenreich.

    Ein interessantes Extra im Buch sind übrigens ausgewählte Zuschriften von Lesern, die Sebastian wegen seines 10-jährigen Jubiläums ausgewählt hat. Verschiedene Menschen schildern auf humorvolle - aber auch zum Großteil sehr bewegende Weise - in welchen Lebenslagen sie auf Fitzek aufmerksam geworden sind und bei welchen Lebensereignissen sie der Autor begleitet hat.

     

    Fazit:

    Fitzek ist endlich wieder auf dem richtigen Weg. "Das Paket" ist nicht nur gut geschrieben, sondern auch zum Ende hin immer nervenaufreibender. Der Anfang zieht sich leider zunächst etwas und der Leser wird von der absolut übertriebenen Reaktion der Protagonistin wegen eines Pakets für einen unbekannten Nachbarn etwas genervt. Schließlich kommt der Psychothriller aber doch noch ordentlich in Schwung. Fitzek bringt den Leser mehr als einmal auf eine falsche Fährte und schockt mit grausamen Taten der Protagonistin. Die Wendung am Ende und wer sich tatsächlich hinter dem Friseur verbirgt, ist dann sehr überraschend und wird für den Leser logisch erklärt. Der sehr gut konstruierte Plot lässt einen schließlich auch darüber hinwegsehen, dass die meisten Figuren - bis auf Emma, A. Palandt und Konrad - eher blass bleiben.

    4 / 5 Sterne


    Vielen Dank an Droemer Knaur für das Bereitstellen eines Leseexemplars.

    Das Paket bei Droemer Knaur
    Website von Sebastian Fitzek

    ***NEWS*** Wir können uns übrigens auf schnellen Nachschub von Sebastian Fitzek freuen. Am 14.03.2017 erscheint bereits sein neuer Thriller "AchtNacht" als Taschenbuch bei Droemer Knaur. Alle Infos dazu HIER.


    Meine Rezensionen zu den anderen Werken Fitzeks:

    Rezension zu Abgeschnitten
    Rezension zu Die Blutschule
     




     
     

    2 Kommentare:

    1. Was für ein Wahnsinnsbuch! Es ist das erste, was ich von Fitzek gelesen habe, aber ich war sogefesselt wie schon lange nicht mehr!
      Aber ich fand es schon von Anfang an spannend! Naja gut, sagen wir ab dem Punkt der Vergewaltigung. Ich finde es klasse, wie der Leser durch Emmas Wahrnehmung die Geschichte miterlebt und viele nervenaufreibende Momente erlebt, und wie dann wiederum das ganze durch andere Charaktere widerlegt wird und man plötzlich selbst nicht mehr weiß, welche Geschichte nun stimmt. Einfach unglaublich! Ich persönlich fand die Annahme des Pakets aber nicht nervig. Eher konnte ich mich in Emma hineinversetzen. Wenn sie seit so vielen Monaten den Kontakt zur Außenwelt vermieden hat und ja keine fremden Menschen sehen wollte, und plötzlich muss sie ein Paket annehmen von einem Nachbarn, den sie nicht kennt. Das bedeutet warten für eine ungewisse Zeit auf einen Menschen, der vielleicht Böses will. Also ich kann das sehr gut nachvollziehen und fand das auch sehr passend! :)

      Liebe Grüße
      Maj-Britt

      www.dailymaybe.de

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      1. Hallo Maj-Britt!

        Vielen vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar! Es freut mich, dass Du Deinen ersten Fitzek beendet hast- und zufrieden bist. Ich denke, das mit dem Trubel um das Paket ist Geschmackssache. Mir als Außenstehender fällt es irgendwie schwer, dafür Verständnis aufzubringen. Freut mich aber, dass Du dich so gut in Emma hineinversetzen konntest.

        Eins musst du aber noch wissen: Wenn du "Das Paket" schon gut findest, dann solltest Du auch "Augensammler", "Augenjäger", "Die Therapie", "Seelenbrecher" und "Abgeschnitten" lesen... Die sind auch unfassbar gut, sogar noch besser.

        LG
        - Peter

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