Freitag, 26. August 2016

Rezension: WALT von Russell Wangersky

Hallo ihr Lieben!
Nach einer kleinen Blogging-Pause (bedingt durch Klausurstress) melde ich mich heute bei Euch zurück und habe eine Rezension zu "WALT" von Russel Wangersky im Gepäck. Der Thriller hatte durchaus Potenzial, konnte mich aber letztendlich leider nicht vollends überzeugen. Wieso? Lest einfach selbst!
Cover: Droemer Knaur
 
 
Details:
 
  • Broschiert: 304 Seiten
  • Verlag: Knaur TB (1. August 2016)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3426517426
  • ISBN-13: 978-3426517420
  • Preis: 14,99





  • Inhalt:

    Hi, ich bin Walt. Ich sammle weggeworfene Einkaufslisten. Das klingt vielleicht ein bisschen schräg, aber Sie ahnen ja nicht, was man auf diese Weise alles über jemanden erfährt! Das ist fast, als wäre ich selbst Teil der Familie. Ich gebe zu, ich bin einsam, seit meine Frau Mary mich vor ein paar Jahren verlassen hat. Kaum jemand gönnt mir einen zweiten Blick – als wäre ich unsichtbar. Besonders gern sammle ich die Zettel von Alisha. Sie ist noch so jung, jemand sollte auf sie Acht geben, finde ich. Ich mache das gern, auch wenn sie nicht mal ahnt, dass ich existiere …
    Copyright Inhalt & Cover: Droemer Knaur
     
     
    Meine eigene Meinung:
     
    Die Covergestaltung finde ich sehr gelungen, da das Cover eben nicht so 0815 aussieht, sondern eben anders als andere. Im Hintergrund sieht man schemenhaft die verschiedenen Einkaufszettel, die Protagonist Walt sammelt. Er selbst bleibt dunkel - man weiß nicht genau, wie er aussieht und in seinem Gesicht prankt der Titel. Die Gestaltung passt perfekt zum Inhalt, denn Walt wird im Roman selbst als gewöhnlich und unscheinbar beschrieben, weswegen er einem wohl so nie auffallen würde.
     
    Den Schreibstil habe ich als sehr angenehm und detailreich empfunden. Der Leser bekommt die Geschichte aus der Ich-Perspektive von Walt beschrieben und wird zum Teil sogar direkt von ihm angesprochen. Dadurch erhält man einen guten Einblick in seinen Charakter und seine Eigenarten. Zu seinen Eigenarten gehört beispielsweise, dass er Einkaufslisten sammelt, die er als Putzkraft eines Supermarkts natürlich ständig findet. Daraus kann er unterschiedliche Dinge ableiten und die Zettel sogar den Kunden des Supermarktes zuordnen. Von einigen ist er so fasziniert, dass er die Kunden bis nach Hause verfolgt und sie stalkt. Er selbst würde sich natürlich nie als Stalker bezeichnen. Ansonsten ist Walt ein einsamer, zurückgezogener, gewöhnlicher Mann, der den direkten Kontakt zu anderen Menschen eher meidet. Er gerät zunehmend in den Fokus der Polizei, die davon ausgeht, dass er seine Frau, Mary Carter, umgebracht hat. Er selbst behauptet, diese habe ihn verlassen und sei von einem auf den anderen Tag verschwunden. In verschiedenen Rückblenden erfährt der Leser, dass die beiden eine unglückliche Ehe geführt haben und man selbst bleibt die meiste Zeit über im Dunkeln, was mit ihr passiert sein könnte. Die Polizei kommt Walt in Bezug auf das Stalking immer weiter auf die Fersen und wartet nur darauf, dass er einen Fehler begeht. Beschattet wird er gelegentlich von den beiden misstrauischen Ermittlern Scoville und Hill, die allerdings im Vergleich zu Walt selbst eher blass bleiben. Jedes Kapitel beginnt eigentlich mit einem neuen Einkaufszettel, woraufhin Walt eine vergangene Episode aus seinem Leben erzählt oder wieder einmal eine Person beschattet. Gelegentlich liegen auch Tagebucheinträge von Alisha Monaghan, einem Stalking-Opfer von Walt, vor. Diese merkt zunehmend, dass etwas nicht stimmt und fühlt sich immer unwohler in ihrer eigenen Haut.
     
    Grundsätzlich hatte die Geschichte sehr viel Potenzial (was durch meine oben beschriebene Inhaltsrekonstruktion eigentlich auch deutlich werden sollte), allerdings lässt die Umsetzung zu wünschen übrig. Es gelingt Russel Wangersky nicht wirklich, einen Spannungsbogen aufzubauen. Der Leser möchte zwar wissen, was tatsächlich mit Mary (oder auch anderen Figuren) passiert ist, aber der Autor lässt immer wieder lange (und zum Teil auch unnötige) Erzählstränge einfließen. Manche Passagen hätte man lieber streichen sollen, um das Spannungslevel gelegentlich etwas anzuziehen. Im Grunde genommen passiert auf den 300 Seiten auch gar nicht so viel, da Walt eher vor sich hin philosophiert und unterschiedliche Kundentypen analysiert, anstatt wirklich aktiv zu werden. Ich muss aber sagen, die Szenen, in denen eher zum Stalking übergeht und Alisha Monaghan ihre Bedenken äußert, haben mich überzeugt. Auch prinzipiell die Idee, einen einzelnen Charakter in den Fokus zu nehmen, dessen Eigenarten darzustellen, hat mir gefallen. Bis zum Schluss ist man sich selbst eigentlich nie ganz sicher, ob Walt einfach nur einen kranken Tick hat oder ob er tatsächlich noch zu mehr in der Lage ist. Ich persönlich finde es aber schade, dass der Thriller relativ abrupt endet und auch noch nicht alle Einzelheiten geklärt werden. Walt's letzte Liste liefert zwar zum Teil Aufschluss über das Geschehene, es bleibt aber unklar, inwiefern das Ganze für ihn selbst ausgehen mag.
     
     

    Fazit:

    Russel Wangersky hat mit "WALT" eine durchaus interessante Geschichte konzipiert, die sich auf einen einzelnen Charakter und dessen Eigenarten konzentriert. Der Leser ist dabei nicht ganz sicher, was der Protagonist im Schilde führt und ob er tatsächlich "nur" ein kleiner Stalker ist, der ein Faible für Einkaufszettel (und die Personen, die dahinter stecken) hat. Die einzelnen Stalker-Szenen und die Tagebucheinträge seines Opfers Alisha Monaghan sind durchaus spannend - sind aber leider zu spärlich gesetzt. Auf den 300 Seiten passiert letztendlich einfach zu wenig, was letztendlich für einen richtigen Spannungsbogen sorgen könnte. Auch das Ende kommt zu abrupt, weswegen einige Einzelheiten ebenfalls ungeklärt bleiben.
     
     
    3 / 5 Sterne
     
     
    Vielen Dank an Droemer Knaur für das kostenlose Leseexemplar.
     
     
    Hat jemand von Euch "WALT" schon gelesen? Was ist Euer Eindruck? Werdet ihr Euch den Thriller trotz meiner verhaltenen Kritik besorgen?
     
     
     

    4 Kommentare:

    1. Das Konzept hört sich interessant an. Mit den Einkaufszetteln die eine hohe Symbolik hat. Mal was Anderes.

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      1. Hallo Nadine,

        vielen lieben Dank für Deinen Kommentar. Die Idee ist definitiv erfrischend, da muss ich Dir Recht geben. Vielleicht magst du "Walt" ja mal eine Chance geben - Geschmäcker sind ja immer verschieden. Vielleicht kann Dich die Umsetzung überzeugen.

        Ganz liebe Grüße
        - Peter

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    2. Hallo Peter :)

      Ich finde ja dass der Klappentext an sich echt nicht schlecht klingt... Schade dass dich die Umsetzung letztendlich enttäuscht hat. Vielleicht lese ich Walt aber trotzdem mal bei Gelegenheit.

      Grüüüüße
      Manu

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      1. Hallo Manu,

        Geschmäcker sind ja bekanntlich immer verschieden. Wenn Dich der Klappentext neugierig macht, dann lies "Walt"! Vielleicht kann er Dich ja überzeugen?! :)

        Liebe Grüße
        - Peter

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