Samstag, 24. Dezember 2016

Rezension: Der Schlot von Andreas Winkelmann

Hallo ihr Lieben,

heute möchte ich auch "Der Schlot" von Andreas Winkelmann vorstellen und Euch meine Meinung zu diesem Thriller präsentieren. Protagonistin ist hier Manuela Sperling, die auch schon zuvor in den Romanen des Autors eine Rolle gespielt hat. Die Vorgänger habe ich (noch) nicht gelesen, kam allerdings auch so mit dem neuesten Werk zurecht. Es handelt hauptsächlich von Menschenhandel und Prostitution und zeigt auf schockierende Art und Weise, wie mit jungen Mädchen "in dieser Branche" umgegangen wird. An dieser Stelle möchte ich mich auch nochmal bei Andreas Winkelmann bedanken, denn er hat mir den Thriller zum Rezensieren zur Verfügung gestellt und sogar noch innen unterschrieben.
Cover: Nina Winkelmann
 
Details:
 
  • Taschenbuch: 434 Seiten
  • Verlag: epubli; Auflage: 3 (31. Oktober 2016)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3741861472
  • ISBN-13: 978-3741861475
  • Preis: 12,99


  • Inhalt:
     
    „Hilf mir ... der Hinkende“
    Das sind die letzten Worte der jungen Kommissarin Manuela Sperling am Telefon.
    An dem Tag, an dem Henry Conroy aus dem Urlaub zurückkehrt, verschwindet seine neue Partnerin spurlos. Wie es scheint, hat sie in seiner Abwesenheit unerlaubt Ermittlungen im äußerst brutalen, gut organisierten Bereich des Menschenhandels angestellt und dabei ein Phantom aufgeschreckt, das hinter vorgehaltener Hand „Der Hinkende“ genannt wird. Niemand hat ihn je gesehen, alle fürchten sie vor ihm und er scheint der Polizei immer einen Schritt voraus zu sein. Henry beginnt einen verzweifelten Wettlauf um das Leben von Manuela Sperling und muss feststellen, dass er seinem Gegner nicht gewachsen ist.
    Zeitgleich gelingt Elizaveta Radu und Nada Despotovich die Flucht vor ihren Peinigern. Die Menschenhändler setzen alles daran, sie mundtot zu machen, denn beide wissen, wozu der Schlot in der alten Ziegelei genutzt wird.
    Copyright Klappentext & Cover: Andreas Winkelmann / Nina Winkelmann
     
     
    Meine eigene Meinung:

    Die Covergestaltung finde ich insgesamt in Ordnung, denn der schwarze Hintergrund und die züngelnden roten Flammen passen ganz gut zum Inhalt und man kann sich vorstellen, wie es im Inneren des dunklen Schlots womöglich aussieht.

    Die Geschichte ist wirklich gut konstruiert, denn mehrere Handlungsstränge laufen parallel zueinander, werden zum Ende hin dann aber sinnvoll miteinander verwoben. Auf der einen Seite verfolgt der Leser das Schicksal junger Mädchen, die als Prostituierte gearbeitet haben, nun aber vom "Scout" abgeholt und zu einer heruntergekommenen Ziegeleifabrik gefahren werden. Dort erwartet sie etwas Schockierendes: Der Schlot, in dem sie verbrannt werden sollen, da sie für das "Geschäft" nicht mehr rentabel sind. Eine davon ist Elizaveta. Gemeinsam mit Nada, die beim Ziegeleifabrik-Besitzer Mladen Krasic wohnt und vor drei Jahren mit einem ähnlichen Schicksal zu ihm kam, tritt sie die Flucht an, wird aber vom "Scout" verfolgt. Gerade solche Verfolgungsszenen haben es in sich, sind sehr detailreich geschildert, so dass sich der Leser in die beiden Mädchen hineinversetzen und deren Angst spüren kann. Man fiebert sogar zum Teil regelrecht mit, dass sie entkommen können und in Sicherheit gelangen.  
    Gerade Nada ist ein sehr interessanter Charakter: Sie kam vor mehreren Jahren wegen ihres Bruders unfreiwillig in das Gewerbe und wurde auf grausame Weise von jemandem aus der Branche entstellt. Wer ihr Bruder ist (er kommt auch in der Geschichte vor), werde ich hier natürlich jetzt nicht verraten. Mit ihrer Entstellung kam sie schließlich zum Ziegeleibesitzer Mladen Krasic, der sich um die Beseitigung von Prostituierten kümmert. Bei ihm konnte Nada schließlich unterkommen, da er offenbar einen Gefallen an ihr gefunden hat und sie ein paar Dienste für ihn erledigt. Für Eliza ist Nada während der gesamten Flucht eine wichtige Bezugsperson, da sie selbst nur gebrochen Deutsch spricht und gerade einmal 16 Jahre alt ist. Eliza ist außerdem sehr schreckhaft und verunsichert. Eigentlich hatte sie vor Model zu werden, kam dafür nach Deutschland, um zunächst genug Geld zu verdienen (in einem Altersheim), wurde dann aber in das "schmutzige Business" gedrängt.
     
    Der zweite Handlungsstrang erzählt von Ermittlerin  Manuela Sperling, die offenbar an einem heißen Fall dran ist und in einer Mappe ein brisantes Foto über die illegalen Machenschaften des Menschenhändlerrings / der Prostitutionsbranche hat. An einem Morgen wird sie in einem Waldstück von zwei Männern aus ihrem Auto gelockt und überrascht. Sie wollen die Informationen, die sie hat, um jeden Preis. Auch hier gestaltet sich die Flucht Manuelas durch den Wald sehr actionreich. Letztendlich wird sie jedoch gekriegt und hinterlässt nur ihr Handy und Blutspuren in dem Waldstück. Kurz bevor sie gepackt wird, konnte sie noch einen Notruf an ihren Kollegen Henry Conroy absetzen und von einem mysteriösen Hinkenden berichten. Schließlich gerät sie in dessen Fänge und wird auf brutale Weise gefangen gehalten und von ihm geschändet. Hier zeigt sich Manuelas störrischer Charakter, denn sie ist am Anfang ihrer unfreiwilligen Gefangenschaft sehr impulsiv und ist ihrem Peiniger gegenüber sehr vorlaut und provokant, lässt sich von ihm nicht einschüchtern. Wie der Fall ausgeht, ob sie von Henry Conroy gefunden wird, werde ich jetzt nicht verraten.
     
    Der dritte Handlungsstrang erzählt eben von ihrem Kollegen Henry Conroy, der gerade aus dem Urlaub mit seiner Tochter Lea zurückkehrt und sofort in den Fall um Manuelas Verschwinden gezogen wird. Er setzt alle Hebel in Bewegung und setzt auch seinen Vorgesetzten Sackstedt zunehmend unter Druck, so dass es zwischen den beiden immer öfter zu Reibereien kommt. Schließlich wird auch noch Henrys Partner Jens Jogda tot in Manuelas Zimmer, die in einer Pension lebt, gefunden. Henry nimmt nach und nach die Spur auf, gerät aber auch mit den Brüdern von Manuela aneinander, die sich schnellere Antworten zum Verbleib ihrer Schwester erhoffen und schließlich auf eigene Faust losziehen.
     
     
    Wie man oben bereits aus den kurzen geschilderten Auszügen erkennt, ist die Geschichte mit vielen interessanten und unterschiedlichen Charakteren besetzt. Dies gilt nicht nur für die  Seite der Guten, sondern auch auf Seiten der Bösen. Jeder böse Charakter hat so sein gewisses Etwas.
     
    Der detailreiche Schreibstil trägt zur Spannung wirklich sehr gut bei, denn man kann sich in die Lage der Personen, die vorherrschende Stimmung und das Setting hineinversetzen. Allerdings hatte ich am Anfang ein paar Probleme, in die Geschichte einzufinden, da doch alles etwas sehr verworren war. Das hat sich nach und nach dann aber gelegt und ich konnte die Geschichte zum Schluss locker runterlesen. Was mich persönlich ein bisschen gestört hat, waren die gelegentlichen Rechtschreib- und Zeichensetzungsfehler. Diese treten sicherlich auf, wenn man sein Buch selbst über epubli verlegt und womöglich kein professionelles Lektorat hinter sich hat.
     

    Fazit:

    "Der Schlot" ist ein spannender Thriller zum Thema Prostitution und Menschenhandel, der auf schockierende Art und Weise das Schicksal junger Mädchen beleuchtet, die in der Branche ausgedient haben. Der detailreiche und fesselnde Schreibstil von Winkelmann - gerade in diversen Verfolgungsszenen - sorgt für Nervenkitzel beim Leser, da man sich in die handelnden Personen und deren Schicksal dadurch sehr gut hineinversetzen kann. Generell sind Charaktere- ob gut oder böse- sehr gut ausgearbeitet und viele haben das gewisse Etwas. In der ein oder anderen Szene geht es auch sehr brutal zu, weshalb der Thriller nicht unbedingt etwas für Zartbesaitete ist. Störend sind die gelegentlich auftretenden Rechtschreib- und Zeichensetzungsfehler, die eigentlich nicht auftreten sollten.
     
     
    4 / 5 Sterne
     
     
    Vielen Dank nochmal an Andreas Winkelmann für die Bereitstellung eines kostenfreien Leseexemplars. Ich werde definitiv auch noch die Vorgänger mit Manuela Sperling lesen!
     
    Alle weiteren Infos zum Autor und zu "Der Schlot" findet ihr auf dessen Website: http://andreaswinkelmann.com/

    Sonntag, 11. Dezember 2016

    Rezension: 60 Sekunden von James Hankins

    Hallo ihr Lieben!

    Ich melde mich heute mit einer Rezension zum Thriller "60 Sekunden" von James Hankins bei Euch zurück. Das Buch ist definitiv nichts für Leute mit schwachen Nerven. Wieso, weshalb, warum? Das erfahrt ihr weiter unten.

    Cover: Piper
    Details:

  • Taschenbuch: 464 Seiten
  • Verlag: Piper Taschenbuch (4. Oktober 2016)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3492307876
  • ISBN-13: 978-3492307871
  • Originaltitel: Jack of Spades
  • Preis: 9,99


  • Inhalt:

    Das Gesicht oder beide Füße verlieren? Alle Zähne oder ein Ohr? Sich selbst umbringen oder zusehen, wie die eigene Frau erschossen wird? Ein perfider Killer treibt in Boston sein Unwesen. Er stellt seine Opfer vor die Wahl. Sechzig Sekunden haben sie Zeit, sich zwischen zwei Optionen zu entscheiden – eine grausamer als die andere. Detective John Spader ermittelt auf Hochtouren. Doch schon bald gerät er selbst ins Visier des Täters – und das Leben seiner Familie steht auf dem Spiel …
    Copyright Klappentext & Cover: Piper

    Meine eigene Meinung:

    Das Cover von "60 Sekunden" gefällt mir sehr gut, denn ich mag die blutrote Schrift und das Messer das von oben hereinragt. Außerdem heben sich das Messer und einige der Blutstropfen etwas ab, wodurch das Cover nochmals etwas interessanter wirkt.

    Die Geschichte  ist sehr gut geschrieben und wird spannend erzählt. Der Leser verfolgt Detective John Spader dabei, wie er den mysteriösen Fall um einen Serienkiller lösen will. Der Killer geht dabei sehr brutal vor: Für jedes seiner Opfer hält er zwei Auswahlmöglichkeiten bereit. Sie müssen sich innerhalb von 60 Sekunden zwischen zwei Körperteilen entscheiden. Das eine dürfen sie behalten - das andere wird ihnen auf qualvolle Weise entfernt. Antworten die Opfer nicht innerhalb von 60 Sekunden, entfernt er ihnen beide Körperteile, die er zur Auswahl gestellt hat. Schreien seine Opfer vorher, wird er sie töten. Das Skurrile an seiner Vorgehensweise: Er trägt eine stimmverzerrende Kindermaske von "Galaxo", einem Alien-Helden aus einer bekannten Kinderserie, und konnte deshalb bisher nicht identifiziert werden und geht in immer kürzeren Abständen auf die Jagd nach neuen, scheinbar wahllosen Opfern. Gerade diese Szenen, in denen "Galaxo" seine Opfer vor die Wahl stellt, sind für den Leser unfassbar spannend und nervenaufreibend, da man sich schließlich auch die Frage stellt, wie man selbst wählen würde, wenn man in der Lage der Opfer wäre. Zumal die Auswahlmöglichkeiten und die Vorgehensweise wirklich krass sind.
     
    Der ganze Galaxo-Fall konnte mich also von Anfang an komplett in seinen Bann ziehen und ich wollte unbedingt wissen, wie es weitergeht, ob es weitere Opfer gibt. Ich muss aber auch sagen, dass es ab und an ein paar Längen gab und die Ermittlungen am Anfang eher schleppend vorangehen. Sobald aber ein Verdächtiger in Erscheinung tritt und sich John Spader fest vornimmt, diese Spur zu verfolgen, nimmt die Geschichte wieder an Spannung auf. Zumal der Fall immer verzwickter ist und John zunehmend den Druck von seinem Vorgesetzten Struthers zu spüren bekommt.
     
    John Spader habe ich als spannenden Protagonisten wahrgenommen. Die Ehe zu seiner Frau Olivia ist wegen seines Jobs in die Brüche gegangen, aber er liebt sie immer noch. Deshalb beendet er auch die kurze Beziehung, die er mit einer Hannah geführt hat und würde am liebsten wieder zu seiner Ex-Frau zurückkehren, die allerdings einen neuen Freund hat. Die Beziehung zu seinem Sohn David ist sehr schwierig, denn dessen Noten sind dermaßen bergab gegangen, dass Olivia und Spader ihn von der Uni nehmen wollen, was für sehr viel Stress in der Familie sorgt. Beruflich lief es in der Vergangenheit auch nicht rosig für Spader: wegen eines Formfehlers,  an dem er eine Mitschuld trägt, ist sein ehemaliger Freund Oscar Wagner gefeuert worden und der Serienkiller Eddie Rivers kam dadurch wieder frei und tötete kurz darauf zwei weitere Menschen, hält sich seitdem versteckt. Die Öffentlichkeit hat Spader daraufhin verhöhnt und auch einige seiner Kollegen haben sich kurzzeitig von ihm abgewandt. Der Killer, der jetzt am Werk ist, und seine Opfer vor eine grausame Wahl stellt, weist Parallelen zu Rivers auf, doch Spader glaubt nicht daran dass er zurück sein soll und nimmt mit seinem Kollegen Gavin Dunbar und seinem Ermittlerteam stattdessen andere Spuren auf...
     
    Auch wenn die Geschichte bzw. der Fall am Anfang sehr schleppend verläuft und der andere Fall rund um Eddie Rivers immer wieder zum Thema wird, werden die kleinen Spannungslecks mit den Galaxo-Szenen ausgeglichen. Zum Ende hin wird die die Spannung immer größer, denn Spader hat einen wahnsinnigen Verdacht (den ich hier nun aber nicht erläutere, weil es Spannung vorwegnehmen würde) und seine Frau Olivia gerät in die Fänge von Galaxo...
    Besonders gut gefällt mir am Ende, dass alles sehr plausibel erklärt wird und das Motiv von "Galaxo" bzw. dessen Handlungen und die Auswahl seiner Opfer sehr gut nachvollziehbar  gemacht werden.
     
     

    Fazit:

    "60 Sekunden" ist definitiv nichts für schwache Nerven. Der Killer, der hier am Werk ist, stellt seine Opfer vor eine grauenhafte, blutige Wahl, die nichts für Zartbesaitete ist. Gerade die Szenen, in denen der Killer ans Werk geht, gehen unter die Haut und sind sehr nervenaufreibend für den Leser. Existieren am Anfang und zwischenzeitlich kleine Spannungslecks wegen der schleppenden Ermittlungen, fällt das Ende umso spannender aus, denn John Spader muss seine Ex-Frau Olivia aus den Fängen von "Galaxo" befreien, ehe es zu spät. Erscheinen die Opfer am Anfang zunächst willkürlich, kann Spader am Ende eine Verbindung zwischen all den Opfern ausmachen. "Galaxos" Motiv und seine Vorgehensweise erscheinen am Ende plausibel.
     
    4 / 5 Sterne
     
    Vielen Dank an Piper für die Bereitstellung des Leseexemplars.
     

    Dienstag, 22. November 2016

    Rezension: Das Paket von Sebastian Fitzek

    Hallo ihr Lieben!

    Mit der heutigen Rezension zum neuesten Thriller "Das Paket" von Sebastian Fitzek findet mein Fitzek-Marathon endlich seinen Abschluss. Eines kann ich Euch vorab sagen: Fitzek hat endlich zu seinen Wurzeln zurückgefunden, ist allerdings trotzdem nicht ganz so stark wie früher. "Noah", "Die Blutschule" und das "Joshua Profil" konnten mich zuletzt nicht komplett überzeugen, da sie einfach nicht an Werke wie "Die Therapie", "Augensammler" und "Augenjäger" heranreichten. Mit "Das Paket" ist Sebastian nun allerdings wieder auf einem guten (noch nicht optimalen) Weg.

    Cover: Droemer Knaur
    Details:

  • Gebundene Ausgabe: 368 Seiten
  • Verlag: Droemer HC (26. Oktober 2016)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3426199203
  • ISBN-13: 978-3426199206
  • Preis: 19,99






  • Inhalt:

    Seit die junge Psychiaterin Emma Stein in einem Hotelzimmer vergewaltigt wurde, verlässt sie das Haus nicht mehr. Sie war das dritte Opfer eines Psychopathen, den die Presse den »Friseur« nennt – weil er den misshandelten Frauen die Haare vom Kopf schert, bevor er sie ermordet.
    Emma, die als Einzige mit dem Leben davonkam, fürchtet, der »Friseur« könnte sie erneut heimsuchen, um seine grauenhafte Tat zu vollenden. In ihrer Paranoia glaubt sie in jedem Mann ihren Peiniger wiederzuerkennen, dabei hat sie den Täter nie zu Gesicht bekommen. Nur in ihrem kleinen Haus am Rande des Berliner Grunewalds fühlt sie sich noch sicher – bis der Postbote sie eines Tages bittet, ein Paket für ihren Nachbarn anzunehmen.
    Einen Mann, dessen Namen sie nicht kennt und den sie noch nie gesehen hat, obwohl sie schon seit Jahren in ihrer Straße lebt ...
    Copyright Klappentext & Cover: Droemer Knaur


    Meine eigene Meinung:

    Die Covergestaltung finde ich richtig gelungen,  denn das Paket-Design passt perfekt zum Titel. Die Exemplare, die man im Buchhandel bekommt, sind sogar noch einmal in einem extra Pappkarton eingepackt, wodurch sich das Buch noch einmal komplett von anderen Büchern abhebt und sicherlich für Extra-Spannung beim Auspacken sorgt.
     
    Der Schreibstil ist wieder einmal sehr fesselnd und zieht den Leser direkt in die Geschichte. Der Aufbau der Geschichte  trägt sehr dazu bei, dass die Spannung kontinuierlich ansteigt. Die Handlung springt immer zwischen "Drei Wochen zuvor" und "Drei Wochen später" hin und her. In den "Drei Wochen zuvor"-Kapiteln erfährt der Leser, wie es Psychiaterin Emma Stein nach dem schrecklichen Ereignis mit dem Friseur geht, wie sie das Paket vom unbekannten Nachbarn erhält und was sich danach alles Tragisches ereignet. In den  "Drei Wochen später"-Kapiteln erklärt Emma ihrem Freund und Anwalt Konrad, was sich Tragisches ereignet hat, wie sie involviert ist und was sie Schreckliches getan hat, nachdem sie das Paket angenommen hat. Konrad, der ungefähr im Alter von Emmas Vater und homosexuell ist, ist Emmas einziger Zuhörer (nicht einmal ihre beste Freundin Sylvia glaubt ihr), der sie zu verstehen versucht. Er versucht Emmas Psyche zu ergründen und eine mögliche Verteidigungstaktik für sie auszuarbeiten. Emma ist übrigens psychisch vorbelastet und hat in ihrer Kindheit stetig mit ihrem "Phantasie-Freund" (?) Arthur geredet, der sich in ihrem Kleiderschrank verborgen hat und sich ihr sogar einmal zeigte.
    Ich muss sagen, dass das Buch sehr spannend mit der Friseur-Szene im Hotel beginnt und danach leider zunächst etwas abflaut, was besonders dem Paket für den unbekannten Nachbarn geschuldet ist. Emma ist nach den schrecklichen Ereignissen im Hotel gezeichnet und das Schlimmste daran ist, dass sie für die Vergewaltigung und den Übergriff durch den Friseur nicht einmal einen Beweis hat. Die Nummer zum Zimmer 1904, auf dem sich alles ereignet haben soll, existiert nicht, und auch ein Bild, an das sie sich zu erinnern glaubt, hängt in keinem der Zimmer. Außerdem wurde sie geschoren und verlassen an einer Bushaltestelle aufgefunden, nicht in dem besagten Hotel. Zu der Zielgruppe des Täters, der es auf  Escort-Damen abgesehen hat, passt sie ebenfalls nicht.
    Durch die schreckliche Tat hat sie sogar ihr ungeborenes Kind verloren und die Ehe zu ihrem Mann Philipp kriselt, da er sich nur wenig Zeit für sie nimmt bzw. ihrer Geschichte ebenfalls misstraut. Seitdem sie wieder zu Hause ist, setzt sie keinen Fuß mehr vor die Tür - bestellt sogar Lebensmittel und viele Kleinigkeiten online. Eines Tages bittet der Postbote Salim sie darum, ein Paket für den Nachbarn A. Palandt anzunehmen. Da sie den Nachbarn nicht kennt und auf keinen Fall einen Fuß vor die Tür setzen mag, will sie das Paket eigentlich nicht annehmen. Doch schließlich kann sie Salim diesen Wunsch nicht ausschlagen, denn ehe sie sich versieht, ist er auch schon wieder weg.
    Irgendwann war ich von Emma und ihrer paranoiden Art/ total übertriebenen Reaktion wegen des Pakets etwas genervt - denn es ist lediglich ein Paket für einen Nachbarn, den sie nicht kennt. Warum sollte dieser ausgerechnet der Friseur sein? Das Ganze hat sich für mich zum Teil auch etwas in die Länge gezogen, bis dann endlich wirklich Schwung in die Sache kam und sie sich doch auf den Weg zu A. Palandt macht und herausfinden will, wer er ist. Dieser führt tatsächlich etwas im Schilde und hat ein unfassbares Geheimnis in seinem Schuppen draußen verborgen. Nachdem sich alles rund um das Paket klärt (Der Inhalt ist unspektakulär!) und A. Palandt sein wahres Gesicht zeigt (Er ist mehr als ein schwacher, kranker Mann, aber nicht der Friseur!), steigt die Spannung stetig an, Emma tut etwas Grausames und es kommt zu interessanten Wendungen. Schließlich geraten weitere Personen in den möglichen Kreis der Verdächtigen, die  jeweils auf logische Art und Weise hinter dem Friseur stecken könnten (sehr clever von Fitzek!) - und Emma wird zu einer weiteren grauenvollen Tat verleitet, was für den Leser unfassbar nervenaufreibend ist.
    Irgendwann hatte ich insgeheim den Verdacht, dass Emma womöglich schizophren ist - dies hat sich allerdings nicht bestätigt. Wer hinter dem Friseur steckt, der kein Hirngespinst ist, möchte ich allerdings nicht verraten. Von der Identität und die Überführung (was für ein Twist!) möchte ich ebenfalls keine Details ausplaudern, da das sonst die Spannung nehmen würde. Am Ende wird aber alles sehr stimmig aufgelöst und das Motiv des Friseurs glaubwürdig inszeniert.  Letztlich bin ich froh, dass der etwas zähe Anfang noch ordentlich an Spannung dazugewonnen hat, interessante Wendungen geschehen und Fitzek zunächst mehrere mögliche Täter präsentiert, die auf logische Weise hinter dem Friseur stecken könnten.
     
    Zu den Figuren lässt sich generell noch sagen, dass Emma als psychisch labile Protagonistin sehr gut ausgearbeitet wurde - man ihren Wahn, ihre Zweifel und ihre Angst bis zu einem gewissen Grad auch nachempfinden und Verständnis für ihre Lage aufbringen kann. Die anderen Figuren - bis auf Konrad und A. Palandt -  hingegen bleiben größtenteils eher blass bzw. wenig facettenreich.

    Ein interessantes Extra im Buch sind übrigens ausgewählte Zuschriften von Lesern, die Sebastian wegen seines 10-jährigen Jubiläums ausgewählt hat. Verschiedene Menschen schildern auf humorvolle - aber auch zum Großteil sehr bewegende Weise - in welchen Lebenslagen sie auf Fitzek aufmerksam geworden sind und bei welchen Lebensereignissen sie der Autor begleitet hat.

     

    Fazit:

    Fitzek ist endlich wieder auf dem richtigen Weg. "Das Paket" ist nicht nur gut geschrieben, sondern auch zum Ende hin immer nervenaufreibender. Der Anfang zieht sich leider zunächst etwas und der Leser wird von der absolut übertriebenen Reaktion der Protagonistin wegen eines Pakets für einen unbekannten Nachbarn etwas genervt. Schließlich kommt der Psychothriller aber doch noch ordentlich in Schwung. Fitzek bringt den Leser mehr als einmal auf eine falsche Fährte und schockt mit grausamen Taten der Protagonistin. Die Wendung am Ende und wer sich tatsächlich hinter dem Friseur verbirgt, ist dann sehr überraschend und wird für den Leser logisch erklärt. Der sehr gut konstruierte Plot lässt einen schließlich auch darüber hinwegsehen, dass die meisten Figuren - bis auf Emma, A. Palandt und Konrad - eher blass bleiben.

    4 / 5 Sterne


    Vielen Dank an Droemer Knaur für das Bereitstellen eines Leseexemplars.

    Das Paket bei Droemer Knaur
    Website von Sebastian Fitzek

    ***NEWS*** Wir können uns übrigens auf schnellen Nachschub von Sebastian Fitzek freuen. Am 14.03.2017 erscheint bereits sein neuer Thriller "AchtNacht" als Taschenbuch bei Droemer Knaur. Alle Infos dazu HIER.


    Meine Rezensionen zu den anderen Werken Fitzeks:

    Rezension zu Abgeschnitten
    Rezension zu Die Blutschule
     




     
     

    Samstag, 12. November 2016

    Rezension: Das Joshua Profil von Sebastian Fitzek

    Hallo ihr Lieben!

    Heute bekommt ihr meine Rezension zu "Das Joshua Profil" von Sebastian Fitzek. Dieser Thriller ist wieder ein "eher untypischer Fitzek" und ich bin leider wieder sehr zwiegespalten. Beim nächsten Mal erwartet Euch dann auch endlich meine Rezension zu "Das Paket". Die ersten 150 Seiten habe ich davon bereits verschlungen und bin froh, dass Sebastian wieder zu seinen Wurzeln, nämlich einem guten Psychothriller, zurückgefunden hat.
    Cover: Bastei Lübbe
    Details:

  • Taschenbuch: 432 Seiten
  • Verlag: Bastei Lübbe (Bastei Lübbe Taschenbuch)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3404175018
  • ISBN-13: 978-3404175017
  • Preis: 10,90



  • Inhalt:

    Der erfolglose Schriftsteller Max ist ein gesetzestreuer Bürger. Anders als sein Bruder Cosmo, der in der Sicherheitsverwahrung einer psychiatrischen Anstalt sitzt, hat Max sich noch niemals im Leben etwas zuschulden kommen lassen. Doch in wenigen Tagen wird er eines der entsetzlichsten Verbrechen begehen, zu denen ein Mensch überhaupt fähig ist. Nur, dass er heute noch nichts davon weiß ... im Gegensatz zu denen, die ihn töten wollen, bevor es zu spät ist.
    Copyright Klappentext & Cover: Bastei Lübbe


    Meine eigene Meinung:

    Die Covergestaltung finde ich sehr gut, denn der Kontrast zwischen dem Rot und dem Schwarz sorgt dafür, dass einem das Buch sofort ins Auge fällt. Außerdem ist das Motiv sehr passend zur Handlung, denn scheinbar hat jemand die Fäden für unser Leben oder unser Handeln in der Hand und kann voraussagen, was wir tun werden.
     
    Das Buch ist wieder einmal sehr spannend geschrieben - keine Frage. Besonders die erste Hälfte konnte mich komplett in den Bann ziehen. Die Geschichte beginnt damit, dass der erfolglose Schriftsteller Max Rhode von einem Fremden angerufen wird und sofort zu ihm ins Krankenhaus kommen soll. Die übel zugerichtete Person warnt ihn vor Ort vor "Joshua" und dass Max sich nichts zu Schulden kommen lassen dürfe. Zunächst ist Max verwirrt, da er mit Joshua nichts anfangen kann. Einige Tage später steht plötzlich eine Frau vom Jugendamt vor seiner Tür, die ihm mitteilt, dass seine 10-jährige Pflegetochter Jola, die einst von ihren drogensüchtigen Eltern verkauft werden sollte, wieder zu ihren leiblichen Eltern zurückkehren soll. Max - in Panik versetzt - flüchtet  aus der Wohnung und holt Jola vom studentischen Nachbarn Dennis ab, zu der er sie kurzzeitig geschickt hat . Die beiden werden jedoch in einen Unfall verwickelt, woraufhin Jola unter mysteriösen Umständen verschwunden ist und Max alleine im Krankenhaus aufwacht. Dort wird ihm die Geschichte mit dem Unfall nicht geglaubt und sein Auto ist ebenfalls verschwunden. Ihn selbst habe man unter Drogen in einem Abrisshaus entdeckt. Im Ohr  hat er einen Knopf, über den er verschiedene Anweisungen bekommt: Jola wurde entführt und er soll den Ermittlern und seiner Frau Kim sagen, dass er selbst für das Verschwinden verantwortlich ist und ihr etwas antun will. Er flüchtet schließlich aus dem Krankenhaus und entführt kurz darauf einen Postzustellwagen mitsamt der Fahrerin Frida. Mit Frida und schließlich auch seinem pädophilen Bruder Cosmo versucht er Jolas Spur aufzunehmen und kommt dem Geheimnis hinter Joshua damit immer näher...
     
    So viel also zur ersten Hälfte, die unglaublich rasant und packend ist. Auch die meisten der Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet: Man kann Max' Angst um Jola sehr gut nachvollziehen, denn sie ist wirklich alles für ihn. In seiner Ehe kriselt es allerdings, da er ein erfolgloser Schriftsteller ist und an seinen ersten Erfolg "Die Blutschule" nicht anknüpfen konnte.
    Seine Frau Kim sieht ihn insgeheim als Loser an, hat eine Affäre (mit wem verrate ich nicht, aber ich war überrascht! Die Affäre führt insgeheim noch etwas Anderes im Schilde!), möchte sich von Max allerdings nicht trennen, da sie ihm sonst womöglich Unterhalt zahlen müsste. 
    Von Jola war ich begeistert: Die Kleine ist richtig pfiffig, (pfiffiger als andere 10-Jährige), impulsiv und mutig. Sie meistert ihre Lage während der Entführung unglaublich gut und ist sehr tough für ihr Alter. Gerade die Schilderungen aus ihrer Sicht (im zweiten Teil des Thrillers) habe ich als sehr spannend empfunden. Allerdings hatte ich ab und an schon das Gefühl, es eher mit einem Teenager zu tun zu haben, als tatsächlich mit einer 10-Jährigen. Die Ausgestaltung kann man also zum Teil schon als unglaubwürdig empfinden.
    Max' Bruder Cosmo ist das komplette Gegenteil von ihm. Er sitzt wegen Pädophilie in einer Psychiatrie ein und sein Sexualtrieb wird mit Medikamenten gedrosselt. Max hat den Kontakt zu ihm abgebrochen, da Cosmo zum Teil perverse Gedanken mit Jola hat und für sie womöglich zu einer Gefahr werden könnte. Cosmo taucht eines Tages während seines Freigangs wieder vor dem Haus von Max auf. Als die kleine Jola schließlich entführt wird, erhofft Max sich von ihm Hilfe. Die beiden verbindet vor allen Dingen eine schwierige Kindheit, die Max in seinem Thriller "Die Blutschule" unterbewusst verarbeitet hat.  Gemeinsam mit der Paketbotin Frida versuchen die beiden, die kleine Jola ausfindig zu machen und bekommen es mit knallharten Bösewichten zu tun. Viele der Nebencharaktere - Max' Freund Toffi, Frida, Kim, die Bösewichte - sind leider eher blass geblieben.
     
    Die zweite Hälfte des Thrillers konnte mich nicht mehr komplett überzeugen, da das Ganze wieder in die Richtung "too-much" und "international" abdriftet. Es werden zwar interessante und brandaktuelle Themen, wie Big Data ( Daten von Menschen werden immer und überall aufgenommen, zusammengesetzt und verarbeitet) oder auch Predictive Policing (Verbrechensvoraussage und -verhinderung, beispielsweise durch Analyse der Google-Suchanfragen) aufgegriffen, aber ich finde einfach, dass   sowas irgendwie nicht zu Fitzek passt bzw. sich nicht mit meinen Erwartungen deckt. Man sollte zwar immer offen für etwas Neues sein, aber ich sehe Fitzek einfach mehr in dem "Psychothriller"-Bereich.
    Wer und was nun genau hinter "Joshua" steckt, möchte ich nicht verraten, da es ansonsten zu viel Spannung vorwegnehmen würde. Auf jeden Fall haben zwei verschiedene Gruppen Interesse an "Joshua", da sehr viel Geld mit im Spiel ist und "Joshua" viele Regierungen bereichern könnte, allerdings auch Unfug betrieben werden könnte. Dadurch wirkt die Handlung leider an vielen Stellen auch wieder unglaubwürdig bzw. zu sehr konstruiert.  
    In der zweiten Hälfte konnten mich vor allen Dingen die "Jola"-Kapitel überzeugen. Darüber hinaus wird ein sinnvoller Bogen zu "Die Blutschule" gespannt und spannende Hintergründe dazu geliefert.  Auch das Ende vom "Joshua Profil" ist nochmal sehr spannend bzw. schockierend in Bezug auf das Thema Pädophilie. Hier erwartet den Leser eine interessante Wendung, die ich persönlich so nicht kommen gesehen habe.
     

    Fazit: 

    "Das Joshua Profil" konnte mich leider nicht komplett überzeugen. War die erste Hälfte noch sehr spannend und fesselnd, driftet der Thriller für mich im zweiten Teil leider zu sehr in die internationale Schiene ab und verliert dadurch auch an Potenzial bzw. wirkt er zu unglaubwürdig konstruiert. Letztlich hat mich nur noch interessiert, ob es für die kleine Jola gut ausgeht.  Fitzek greift mit Big Data und Predictive Policing zwar brandaktuelle Themen auf, diese sind aber definitiv eine Geschmacksfrage.  Gerade die "Psychothriller"-Fans könnten hier enttäuscht werden. Punkten kann der Thriller allerdings durch die gute Ausgestaltung der Hauptcharaktere, einen fesselnden Schreibstil und verblüfft mit einem guten Bogen zu "Die Blutschule". Auch die Themen Pädophilie, Missbrauch, Misshandlung und Pflegefamilie werden auf schockierende Art und Weise beleuchtet und schaffen beim Leser eine Art Sensibilität.


    3 / 5 Sterne
     
     
     
     
     

    Samstag, 29. Oktober 2016

    Rezension: Splitter von Sebastian Fitzek

    Hallo ihr Lieben!

    Leider habe ich mein persönliches Ziel, alle bisherigen Fitzek-Thriller bis zum Release von "Das Paket" zu lesen und für Euch zu rezensieren, zeitlich nicht mehr geschafft. Aber macht ja nichts. Heute habe ich für Euch eine Rezension zu "Splitter" und beim nächsten Mal folgt dann noch meine Kritik zu "Das Joshua Profil", bevor ich mich endlich dem neuesten Werk widmen kann.
     
    Cover: Knaur
    Details:

  • Taschenbuch: 384 Seiten
  • Verlag: Knaur
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3426503727
  • ISBN-13: 978-3426503720
  • Preis: 9,99


  • Klappentext:

    was wäre, wenn …
    Was wäre, wenn wir die schlimmsten Ereignisse unseres Lebens für immer aus dem Gedächtnis löschen könnten?
    Und was, wenn etwas dabei schiefginge?
    Copyright Klappentext & Cover: Knaur


    Meine eigene Meinung:

    Das Cover hatte ich bereits in einem vorherigen Neuzugänge-Post kritisiert. Es ist mir persönlich einfach zu unscheinbar und nichtssagend. Mit dem Splitter-Motiv hätte man gestalterisch einfach mehr machen können, damit es spektakulärer wirkt.
     
    Zur Geschichte: In Splitter geht es um Marc Lucas, einen Streetworker und Juristen, der vor den Scherben seines Lebens steht. Bei einem von ihm verursachten Autounfall sind seine Frau Sandra und sein ungeborener Sohn gestorben. Er selbst hat sich bei dem Unfall einen Splitter im Rücken zugezogen, der möglicherweise zu einer Querschnittslähmung führen konnte und weswegen er auf Anraten seines Schwiegervaters Constantin Medikamente verabreicht bekommt.  Das seelische Leid setzt ihm unerträglich zu und er würde am liebsten alles daran setzen, um das grausame Ereignis für immer zu vergessen.  Durch Zufall entdeckt er in einem Magazin eine Anzeige, die für ein Experiment wirbt, bei dem die Probanden genau solche Erlebnisse durch eine künstliche Amnesie für immer vergessen sollen und ein neues Leben beginnen können. Er entscheidet sich dafür, einige Voruntersuchungen in der besagten Klinik vornehmen zu lassen, möchte allerdings doch nochmal eine Nacht über seine geplante Teilnahme schlafen. Als er nach den Voruntersuchungen nach Hause kommt, wird er mit merkwürdigen Vorkommnissen konfrontiert: Der Schlüssel zu seiner Wohnung passt nicht mehr und als er klingelt, öffnet seine tote Frau Sandra die Tür, erkennt ihn nicht und schickt ihn weg. Auch bei seiner Arbeit  scheint er ein unbeschriebenes Blatt zu sein. Als er die Klinik erneut aufsuchen will, steht er vor einer leeren Baugrube und wird von der mysteriösen Emma, die ebenfalls ein Opfer des Experiments zu sein scheint, gewarnt, sich in Acht zu nehmen. Zunächst ist er unsicher, ob er ihr trauen kann. Später versucht er aber gemeinsam mit ihr und mit seinem Bruder Benny, der zuvor in einer Psychiatrie war und zu dem Marc weniger Kontakt hatte, das Rätsel zu lösen.
     
    Fitzek gelingt es, die Geschichte durchweg spannend zu erzählen und überzeugt mit einem guten Schreibstil und raschen Erzähltempo. Es wird zu keiner Zeit langweilig, denn die merkwürdigen Ereignisse reißen einfach nicht ab und alles wird von Seite zu Seite noch wirrer. Ich habe auch einige Kritiken gelesen, wo Leute meinten, dass es ihnen schon zu wirr ist. Das kann ich persönlich so nicht unterschreiben, denn es war für mich genau richtig so.  Als Leser konnte man sich auch sehr gut in den Protagonisten hineinversetzen, der irgendwann an seiner eigenen Identität zweifelt und nicht mehr zwischen Realität und möglichen Wahnvorstellungen unterscheiden kann. Zuletzt habe ich mich auch immer wieder gefragt, ob Sandra womöglich noch lebt, wer eventuell noch involviert ist, was mit Marc geschehen ist und wie Fitzek das Ganze auflöst. Zum Ende hin wusste ich dann schon, wer wie involviert ist, nur das große "Warum" fehlte. Und hier war ich dann letztendlich auch ein bisschen enttäuscht. Es wird zwar alles stimmig aufgelöst, es ist auch sehr emotional, aber leider wurde die Geschichte durch das Ende auch noch etwas unglaubwürdiger bzw. war es wieder einfach etwas "too-much". An dieser Stelle möchte ich aber natürlich nicht zu viel verraten, denn der ein oder andere möchte sicherlich keine Spoiler haben und sich überraschen lassen. Der Kerngedanke der Geschichte ist ganz schön, aber am Ende habe ich mir nur gedacht: Und deswegen macht man sich so einen riesen Aufwand mit Marc?

    By the way: Was ich noch ganz cool fand, waren die Anspielungen auf seine anderen Werke! So kommt beispielsweise Niclas Haberland ("Casper" aus "Der Seelenbrecher") vor. Außerdem gibt es eine Szene auf dem Polizeirevier, in der alle Polizisten (besonders Kommissar Stoya, den einige Fitzek-Fans sicherlich noch kennen) mit dem "Augensammler"-Fall beschäftigt sind. Besonders bemerkenswert ist, dass Fitzek die Idee zu "Der Augensammler" schon beim Schreiben von "Splitter" im Kopf gehabt haben muss. Clever!
     
     

    Fazit:

    Splitter ist ein unfassbar spannender und nervenaufreibender Thriller, der vor allen Dingen durch einen sympathischen Protagonisten punktet, den man dabei begleitet, die Wahrheit über ein Experiment herauszufinden und zwischen Realität und möglichen Wahnvorstellungen zu unterscheiden. Wegen des guten Schreibstils und dem raschen Erzähltempo verschlingt man förmlich Seite für Seite und kann es kaum erwarten, die Auflösung zu erfahren. Diese kann mich aber leider nicht komplett überzeugen. Auch wenn sie sehr emotional ist und einen schönen Kerngedanken enthält, nimmt sie der Geschichte an Authentizität. Trotzdem ist Splitter ein lesenswerter Thriller, vor allem für Fitzek-Fans.
     
     
    4 / 5 Sterne
     
     
     
     
     
     

    Freitag, 21. Oktober 2016

    Rezension: Amokspiel von Sebstian Fitzek

    Hallo ihr Lieben,

    und weiter geht es mit meinem Fitzek-Marathon. Nächste Woche erscheint schon "Das Paket" und ich hoffe, dass ich es bis dahin noch schaffe, "Splitter" und "Das Joshua Profil" für Euch zu rezensieren. Heute habe ich eine Rezension zu "Amokspiel" für Euch.
    Cover: Knaur

    Details:



  • Taschenbuch: 448 Seiten
  • Verlag: Knaur
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3426637189
  • ISBN-13: 978-3426637180
  • Preis: 9,99




  • Inhalt:

    Dieser Tag soll ihr letzter sein. Die Kriminalpsychologin Ira Samin hat ihren Selbstmord sorgfältig vorbereitet – zu schwer lastet der Tod ihrer Tochter auf ihrem Gewissen. Doch dann wird sie in einen Radiosender gerufen, zu einem brutalen Geiseldrama: Ein Psychopath spielt ein makabres Spiel, bei dem er das Leben der Geiseln in die Hände wahllos angerufener Zuhörer legt. Und er verlangt, dass seine Verlobte zu ihm ins Studio kommt – doch die ist seit Monaten tot. Ira beginnt mit einer aussichtslosen Verhandlung, bei der ihr Millionen Menschen zuhören …
    Copyright Klappentext & Cover: Knaur


    Meine eigene Meinung:

    Das Cover finde ich insgesamt nicht spektakulär genug. Man sieht eben nur den dunklen Umriss einer Person, die offenbar einen Raum betreten hat. Es passt zwar irgendwie schon zum Inhalt, aber man hätte definitiv noch mehr daraus machen können.
    Die Geschichte ist wieder einmal super spannend und fesselnd geschrieben - wie man es eben von Sebastian Fitzek kennt. Es gelingt ihm, die Spannung die ganze Zeit über zu halten und immer wieder interessante Wendungen einzubauen. Insgesamt muss ich allerdings sagen, dass der Thriller nicht die Tiefe erreicht, die beispielsweise "Die Therapie" hatte. Bei seinem Debüt war man von der Auflösung einfach komplett überrascht und sprachlos - hier hatte ich dieses Gefühl leider nicht. Außerdem war mir die Geschichte zum Ende hin zum Teil auch etwas too-much und ich hatte das Gefühl, dass Fitzek gerne ein bisschen "die internationale Schiene" fahren wollte (SEK-Einsatz, Helikopter, Showdown,etc.).
    Sebastian gelingt es allerdings auch hier wieder sehr gut, interessante Charaktere zu erschaffen. Ira Samin, die Protagonistin, ist psychisch labil. Nachdem sich ihre Tochter Sara umgebracht hat, gibt sie sich selbst die Schuld dafür und versucht ihren Schmerz mit Alkohol zu überdecken. Ihre andere Tochter Kitty hat den Kontakt zu ihr abgebrochen. Ira sieht deshalb eigentlich keinen Sinn mehr in ihrem Leben und möchte sich umbringen. Am Tag, als sie ihren Suizid durchziehen will, wird sie allerdings von ihrem Kollegen Götz zu einem Einsatz gerufen, bei dem sie die psychologische Verhandlungsführung übernehmen soll. Ein Mann hat in einem Berliner Radiosender einige Geiseln genommen, die zuvor bei einem Gewinnspiel eine Senderführung gewonnen hatten. Er fordert nur eins: Seine Freundin Leonie, die angeblich einige Monate zuvor bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist. Er glaubt an einen riesen Bluff und  dass seine Freundin doch noch lebt. Das Team stellt schließlich Nachforschungen an und Ira muss gegen das perfide Spiel des Geiselnehmers ankämpfen: Er will "Cash Call" mit den Radiohörern spielen. Allerdings auf seine ganz eigene Weise. Er ruft irgendwo bei einer Person an, die sich unbedingt mit der Parole "Ich höre 101Punkt5 und jetzt lass eine Geisel frei" melden muss. Sagt die Person zuvor "Hallo" oder "Wer ist da?" wird eine Geisel sterben. Gerade diese Passagen sind mir sehr gut im Gedächtnis geblieben, da ich mich jedes Mal dabei ertappt habe, wie ich förmlich die Luft anhalte, sobald jemand an das Telefon geht.  Die psychologische Verhandlungsführung mit dem Täter, der Jan May heißt, erweist sich für Ira als äußerst schwierig, denn er selbst ist Psychologe und kennt jeden ihrer Tricks. Außerdem bekommt Ira vom Polizeidirektor Steuer immer ordentlich Gegenwind, da er sie als psychisches Wrack, das sie ja eigentlich auch ist, abstempelt. Einige der Polizeitricks schlagen schließlich fehl und der Druck auf das Team, besonders auf Ira, erhöht sich nach und nach. Auf ihrer Seite steht eigentlich nur Götz, der sie mit den wichtigsten Infos versorgt und ihr stets beisteht. Besonders schwierig wird die Situation allerdings, als Ira erfährt, dass ihre Tochter Kitty sich in einem Nebenzimmer des Sendestudios befindet. Sie hat bei dem Radiosender eine Stelle bekommen und konnte sich in letzter Sekunde vor der Geiselnahme in der Küche verstecken...
    An dieser Stelle möchte ich auf die Handlung gar nicht weiter eingehen. Ob Leonie noch lebt, wie die Geiselnahme ausgeht, möchte ich gar nicht verraten. Ich kann nur so viel verraten: Das Ganze zieht noch größere Kreise, es gibt sogar einen Spitzel bei der Polizei (der für mich absehbar war) und Ira und Jan sind noch auf eine ganz andere Weise miteinander verbunden...Ich muss aber auch sagen, dass die Auflösung des Ganzen einfach für meinen Geschmack zu viel ist und man mit dem Gefühl "Die Geschichte ist ja absolut hanebüchen" am Ende zurückbleibt.

    Fazit:

    Amokspiel ist ein spannender und nervenaufreibender Thriller von Sebabstian Fitzek. Allerdings erreicht er bei Weitem nicht die Tiefe seines Debüts. Die Charaktere - insbesondere Ira und Jan - haben beide ihr gewisses Etwas und man kann für die Situation beider Figuren irgendwie Verständnis aufbringen. Auch die zahlreichen anderen Figuren sind sehr gut ausgearbeitet. Besonders spannend sind die Cash-Call-Szenen, in denen man immer bangt, ob  eine Geisel stirbt oder überlebt. Zum Ende hin hat man allerdings das Gefühl, dass Sebastian sich ein wenig von internationalen Werken hat inspirieren lassen, denn das Ganze schlägt eine Richtung ein, die für den ein oder anderen einfach "too-much" sein könnte. Ein solider Thriller von Fitzek, allerdings trotzdem bei Weitem nicht so stark wie "Die Therapie" oder die "Augen"-Thriller.

    3 / 5 Sterne

    Website von Sebastian Fitzek
    Amokspiel bei Droemer Knaur

    Rezension zu Abgeschnitten
    Rezension zu Die Therapie 

    Sonntag, 9. Oktober 2016

    Rezension: Die Therapie von Sebastian Fitzek

    Hallo ich Lieben!

    Endlich geht mein kleiner Fitzek-Marathon weiter. Ich hoffe, dass ich mein Vorhaben, alle bisherigen Bestseller von Sebastian Fitzek bis zum Release von "Das Paket" (VÖ: 26.10.) noch zu lesen, schaffen werde. Heute widme ich mich den literarischen Anfängen von Sebastian und habe eine Rezension zu "Die Therapie" für Euch.
    Cover: Droemer Knaur

    Details:

  • Taschenbuch: 336 Seiten
  • Verlag: Knaur
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3426633094
  • ISBN-13: 978-3426633090
  • Preis: 9,99


  • Inhalt:

    Keine Zeugen, keine Spuren, keine Leiche. Josy, die zwölfjährige Tochter des bekannten Psychiaters Viktor Larenz, verschwindet unter mysteriösen Umständen. Ihr Schicksal bleibt ungeklärt.
    Vier Jahre später: Der trauernde Viktor hat sich in ein abgelegenes Ferienhaus zurückgezogen. Doch eine schöne Unbekannte spürt ihn dort auf. Sie wird von Wahnvorstellungen gequält. Darin erscheint ihr immer wieder ein kleines Mädchen, das ebenso spurlos verschwindet wie einst Josy. Viktor beginnt mit der Therapie, die mehr und mehr zum dramatischen Verhör wird …
    Copyright Klappentext & Cover: Droemer Knaur


    Meine eigene Meinung:

    Das Cover ist mir persönlich etwas zu schlicht und nichtssagend. Der Hintergrund ist komplett weiß und man sieht nur schemenhaft/leicht verschwommen den Arm eines Menschen. Dies passt wiederum zum Teil aber auch zum Inhalt der Geschichte, denn da bleibt die Wahrheit für den Leser bis zum  Schluss auch undurchsichtig.
     
    Der Schreibstil  von Sebastian Fitzek ist von Anfang an fesselnd. Bereits im Prolog ist es ihm gelungen, mich vollständig in den Bann zu ziehen und ich wollte unbedingt wissen, was mit Josy geschehen ist. Im Prolog geht diese scheinbar in einer Arztpraxis verloren und taucht nicht wieder auf. Sie sollte unbedingt zu diesem Arzt, da sie von einer unerklärlichen Krankheit, die Erbrechen und Nasenbluten auslöst, gequält wird.  Als sie verschwindet, bricht für Dr. Larenz, ihrem Vater, eine Welt zusammen. Im nächsten Kapitel springt die Handlung ins Hier und Jetzt: Viktor Larenz ist in einer psychiatrischen Klinik untergebracht und hat sich von einem traumatischen Ereignis auf der Insel Parkum, wo er die Wahrheit über Josys Verschwinden erfahren haben will, offenbar nicht wieder erholt. Er beginnt schließlich damit, seinem behandelnden Arzt, Dr. Roth, die Geschichte von der Insel zu erzählen und der Leser kommt damit der Wahrheit immer näher...
    Die Spannung bleibt immer auf einem hohen Level und steigt weiter an, da die Geschichte verwirrender und komplexer wird. Beispielsweise taucht auf der Insel plötzlich Anna Spiegel auf, eine schizophrene Autorin, die behauptet, dass die Figuren aus ihren Geschichten real werden. Ihre Figur Charlotte weist dabei unfassbare Ähnlichkeiten mit Josy auf. Viktor weigert sich zunächst, Anna zu therapieren und will sie abwimmeln. Als er allerdings von Charlotte erfährt, setzt er alles daran, mehr zu erfahren und damit der Wahrheit über Josy näher zu kommen. Die Figuren sind insgesamt sehr gut ausgearbeitet. Man kann sich sehr gut in die Lage von Viktor versetzen, der seinen Schmerz in Alkohol ertränkt und sich auf der Insel zurückzieht und damit auch von seiner Frau Isabelle distanziert. Immer wieder werden verschiedene Hinweise gestreut, dass etwas mit Anna Spiegel nicht stimmen könnte und sie womöglich etwas Schlechtes im Schilde führt. Von einem befreundeten Detektiv erfährt er schließlich, dass die Fremde auf der Insel nicht Anna Spiegel sein kann, da eine Anna Spiegel kurz zuvor gestorben ist. Auch von den anderen Inselbewohnern, wie dem Bürgermeister Haberstaedt, wird Viktor immer wieder gewarnt, sich nicht auf sie einzulassen. Ein aufkommender Sturm, der das Verlassen der Insel unmöglich macht, sorgt aber dafür, dass er sich doch auf sie einlässt und seine Neugier stillen muss. Ich finde es gut, dass der Leser nur gelegentlich aus der Insel-Geschichte gezogen wird und man kurz in das "Hier und Jetzt" gelangt. Dadurch bleibt die Spannung erhalten und man stellt sich als Leser ähnliche Fragen, die nun auch Dr. Roth an Viktor Larenz richtet. Die Geschichte, die Larenz seinem Arzt erzählt, wird immer undurchsichtiger und ist von Widersprüchen gespickt. Irgendwann weiß der Leser nicht mehr, was er noch glauben soll. Da immer runtergezählt wird ("Noch X Tage bis zur Wahrheit) fiebert man die ganze Zeit mit und will unbedingt erfahren, wie die Wahrheit lautet.
     
    An dieser Stelle möchte ich natürlich nicht zu viel verraten, denn die Auflösung ist einfach nur genial.  Mit einer solchen Wendung habe ich die ganze Zeit über nicht gerechnet und die Konstruktion der gesamten Handlung erscheint am Ende in einem völlig neuen Licht (!). Außerdem gefällt es mir, dass Sebastian Fitzek psychisch viel tiefere Ebenen anspricht, diese literarisch sehr gut vermittelt, ohne dabei ins Fachchinesisch abzudriften. Wer schließlich hinter Anna Spiegel steckt und was es mit der Insel auf sich hat, möchte ich natürlich nicht verraten.
     

    Fazit:

    Der erste Psychothriller von Sebstian Fitzek ist unfassbar fesselnd, nervenaufreibend, verwirrend und unglaublich gut konstruiert. Die Geschichte wird immer komplexer und die Auflösung ist für den Leser absolut unvorhersehbar. Irgendwann weiß man einfach nicht mehr, was Realität ist und wem man wirklich trauen kann. Die Handlungsstränge und die Charaktere erscheinen am Ende in einem völlig anderen Licht. Psychische Krankheiten wie Schizophrenie oder das Münchhausen-Syndrom werden realitätsnah/glaubwürdig erklärt, ohne dabei auf Fachchinesisch zurückgreifen zu müssen. Meiner Meinung nach ist "Die Therapie" einer der tiefgründigsten und besten Psychothriller von Sebastian Fitzek. Für mich ist es kein Wunder, dass viele weitere Bestseller folgten. Absolute Leseempfehlung!
     
    5+++/ 5 Sterne
     
     
    Rezensionen zu den anderen Werken von Fitzek:
     

    Mittwoch, 5. Oktober 2016

    Rezension: Krähenmutter von Catherine Shepherd

    Hallo ihr Lieben!

    Heute habe ich eine Rezension zu "Krähenmutter" von Catherine Shepherd für Euch. Der Piper-Verlag hat mich mit einem Rezensionsexemplar überrascht, das plötzlich in meinem Briefkasten lag. Die ebook-Version gibt es bereits seit Juli und bestimmt hat der ein oder andere von Euch den Thriller schon gelesen.
    Cover: Piper
     
     
    Details:  
     
  • Taschenbuch: 288 Seiten
  • Verlag: Piper Taschenbuch (4. Oktober 2016)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3492309658
  • ISBN-13: 978-3492309653
  • Preis: 9,99


  • Inhalt:

    LKA-Ermittlerin Laura Kern steht vor einem Rätsel. Ein Kind wurde am helllichten Tag aus einem Supermarkt entführt, doch es gibt keine Lösegeldforderung. Auch die Eltern schweigen sich aus – stecken sie womöglich mit den Tätern unter einer Decke? Laura und ihr Partner Max kämpfen sich durch einen Strudel widersprüchlicher Zeugenaussagen, während ihnen das Innenministerium im Nacken sitzt. Doch dann verschwindet der Vater des Kindes. Und dem LKA läuft die Zeit davon ...
    Copyright Klappentext & Cover: Piper Verlag


    Meine eigene Meinung:

    Das Cover finde ich im Großen und Ganzen in Ordnung, auch wenn der Kinderwagen ein häufiges Motiv für Thriller ist, in denen es um Mütter und Kinder geht. Die Krähe hingegen spielt für die Handlung generell allerdings keine entscheidende Rolle und auch den Titel finde ich "nur" okay.
     
    Der Schreibstil der Autorin ist relativ simpel, weshalb sich der Thriller flüssig und schnell lesen lässt. Die Geschichte punktet vor allen Dingen durch die Tatsache, dass das hier beschriebene Szenario relativ realitätsnah ist und sich so in Wirklichkeit auch abspielen könnte. Der erst 6 Monate alte Henri Nussbaum wird mitten am Tag aus der Kosmetik-Abteilung eines Supermarkts entführt, während seine Mutter damit beschäftigt ist, Lippenstifte zu testen. Welchen Zweck soll die Entführung haben? Will man den schwerreichen Vater, Unternehmer Matthias Nussbaum, erpressen? Eine Lösegeldforderung bleibt aus und Ermittlerin Laura Kern ist sich damit sicher, es nicht mit einem normalen Entführungsfall zu tun zu haben. Ab und an folgen auch immer wieder Sequenzen aus der Sicht eines kleinen Jungen, welcher selbst keinen normalen Namen trägt, sondern nur "Baby" genannt wird und bei seiner "Mutter" lebt, die immer wieder neue Babys "aufnimmt", um sich um diese zu kümmern und nach einer gewissen Zeit wieder auszusetzen. Diese Kapitel sorgen zwar immer wieder für etwas Abwechslung zu den weiterlaufenden Ermittlungen, führen allerdings auch dazu, dass der Leser den gesamten Fall leider sehr schnell durchschaut und dadurch letztendlich die Geschichte auch an Spannung verliert bzw. diese sogar nur sehr schwer aufbauen kann. Ich persönlich bevorzuge Thriller, in denen es zum Ende hin spannende Wendungen oder Twists gibt, mit denen man absolut nicht rechnet. Diese bleiben hier allerdings aus. Auch der im Klappentext beschriebene Strudel aus widersprüchlichen Zeugenaussagen ist jetzt nicht so arg und die Ermittler kommen im Endeffekt schon relativ schnell darauf, wer wie involviert ist. Im letzten Drittel der Geschichte gelingt es der Autorin allerdings doch noch für Spannung zu sorgen, als Laura Kern langsam die Spur aufnimmt und sich durch ihre Leichtsinnigkeit selbst in Gefahr bringt. Zuletzt wird auch noch das Motiv der Täterin erläutert und der Leser kann zum Teil sogar etwas Verständnis für ihre Lage und ihr Handeln aufbringen.
     
    Komplett überzeugt haben mich die Charaktere in dieser Geschichte. Laura Kern ist eine spannende Ermittlerin, die für den Bereich der Entführungen und Erpressungen zuständig ist. Sie selbst hat eine sehr traumatische Vergangenheit, denn sie wurde mit 11 Jahren selbst entführt und konnte sich nur durch Zufall befreien und retten. Von diesen schrecklichen Ereignissen und den Narben ist sie noch heute gezeichnet und wird immer wieder von ihnen eingeholt. Generell ist sie sehr in sich gekehrt, zurückhaltend und öffnet sich anderen Menschen gegenüber nur schwer. Zu ihrem Kollegen Max Hartung hat sie ein freundschaftliches Verhältnis. Max wurde von seiner Frau Hannah betrogen, hat diese verlassen, ist Laura kurzzeitig näher gekommen und ist schließlich doch wieder zu seiner Frau zurückgekehrt, die nun schwanger von ihm ist. Einerseits fühlt sich Laura immer noch zu ihm hingezogen und ist genervt davon, dass Max seine Arbeit wegen seiner Frau vernachlässigt. Andererseits hat sie selbst ein Auge auf Taylor Fields, einem anderen Ermittler, geworfen, dem sie sich allerdings nur schwer öffnen kann. Auch die Nebencharaktere konnten mich überzeugen. Die Nussbaums entsprechen zum Teil dem typischen Klischee einer schwerreichen Familie und speziell Matthias Nussbaum verhält sich professionell und eher kühl. Besonders gefallen hat mir auch die Rolle des namenlosen, naiven Jungen, der immer nur "Baby" genannt wird. Er verhält sich einerseits sehr kindlich, träumt davon Schauspieler zu werden, ist andererseits aber auch sehr pfiffig und mutig. Er durchblickt das Handeln seiner "Mutter" natürlich nicht komplett und verhält sich meistens so, wie es von ihm erwartet wird.
     
     

    Fazit:

    Krähenmutter ist ein interessanter Thriller, der sich so auch im realen Leben abspielen könnte und die Geschichte punktet vor allen Dingen durch spannende, vielseitige Charaktere. Auch wenn das Buch grundsätzlich gut geschrieben ist, gelingt es durch die Vorhersehbarkeit des Geschehens nicht, einen wirklichen Spannungsbogen zu erzeugen. Lediglich im letzten Drittel kommt ein bisschen "Thrill"-Gefühl auf, wobei hier leider auch ein großer "Aha"-Effekt oder eine unvorhersehbare Wendung ausbleibt.
     
     
    3 / 5 Sterne
     
    Vielen Dank an Piper für das überraschend zugesendete Leseexemplar.
     
     
     
     

    Dienstag, 20. September 2016

    Rezension: Anonym von Ursula Poznanski und Arno Strobel

    Hallo ihr Lieben,

    vielleicht wissen einige von Euch noch, dass ich von der ersten Zusammenarbeit von Ursula Poznanski und Arno Strobel nicht wirklich begeistert war. HIER kommt ihr zu meiner Rezension von "Fremd". Nun hatte ich die Gelegenheit, das neueste Werk "Anonym" schon vorab zu lesen und bin dieses Mal echt absolut begeistert.
     
    Cover: Wunderlich / Rowohlt
     
    Details:
     
  • Gebundene Ausgabe: 384 Seiten
  • Verlag: Wunderlich; Auflage: 1 (21. September 2016)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3805250851
  • ISBN-13: 978-3805250856
  • Preis: 19,95


  • Inhalt:

    Du verabscheust deinen Nachbarn? Du hast eine offene Rechnung mit deiner Ex-Frau? Du wünschst deinem Chef den Tod? Dann setze ihn auf unsere Liste und warte, ob die anderen User für ihn voten. Aber überlege es dir gut, denn manchmal werden Wünsche wahr...

    Es ist der erste gemeinsame Fall von Kommissar Daniel Buchholz und seiner Kollegin Nina Salomon, und er führt sie auf die Spur des geheimnisvollen Internetforums "Morituri". Dort können die Mitglieder Kandidaten aufstellen und dann für sie abstimmen. Dem Gewinner winkt der Tod. Aber das Internet ist unendlich, die Nutzer schwer zu fassen. Nur der Tod ist ausgesprochen real, und er ist näher, als Buchholz und Salomon glauben...
    Copyright Cover und Inhalt: Wunderlich / Rowohlt


    Meine eigene Meinung:

    Die Covergestaltung gefällt mir jetzt nicht so sonderlich gut, da sie einfach für meinen Geschmack zu nichtssagend ist. Die Geschichte spielt zwar in Hamburg und das Cover zeigt eben einen Ausschnitt vom Hamburger Hafen, aber man hätte sich auch etwas Kreativeres oder Prägnanteres einfallen lassen können.

    Der Schreibstil der beiden Autoren ist unglaublich fesselnd und den beiden fällt es ziemlich leicht, die Spannung konstant aufrecht zu erhalten. Besonders gelungen ist es, die beiden Sichtweisen der Protagonisten Daniel Buchholz und Nina Salomon darzustellen, die ein ungleiches Ermittlerduo sind und auf eine ganz eigene Weise sympathisch-unsympathisch sind. Dadurch, dass die Kapitel jeweils in der Ich-Form geschrieben sind und jeweils aus der Perspektive eines Protagonisten erzählt wird, teilt man als Leser die Gefühle und Meinungen bzw. kann Verständnis dafür aufbringen.
     Zu Beginn ihres ersten Falls wird eine übel zugerichtete  und blutige Leiche entdeckt. Der Mann wurde kurz vor seinem Tod offenbar gewaltsam dazu gezwungen, Glasscherben und -splitter zu essen. Zudem wurde ihm ein Blutverdünner verabreicht, was ihn letztendlich verbluten ließ. Angekündigt wurde Tat in einem geheimnisvollen Forum, das sich Morituri nennt und in dem die User offenbar über das Opfer abstimmen konnten. Der Fall schlägt in der Presse selbstverständlich hohe Wellen und die User-Zahlen steigen und steigen, ohne dass die Polizei auch nur die Möglichkeit hat, das Forum vom Netz zu nehmen. Die gesamte Ermittlungseinheit gerät natürlich zunehmend unter Druck, denn das perfide Spiel geht natürlich weiter.
     
    Salomon und Buchholz, die sich am Tatort kennenlernen, sind sich anfangs sehr unsympathisch und lassen dies den jeweils anderen auch sichtlich spüren. Nina, die aus Bremen nach Hamburg versetzt wurde, ist sehr dominant, direkt und schlägt mit ihrer Art auch gerne mal über das Ziel hinaus. In Hamburg ist sie noch gar nicht richtig sesshaft, hat bisher nur  Bekanntschaft mit  Tom,  einem Künstler, gemacht, der sich offenbar mehr von ihr erhofft.  Von ihrem Kollegen Buchholz ist sie sofort genervt. Er ist sehr eitel, hat einen Ordnungszwang und legt viel Wert auf sein Äußeres, was zum Teil schon irgendwie eine krankhafte Form annimmt. Im Laufe der Geschichte erfährt der Leser auch, weshalb er so ist. Da im Forum schon die nächsten Vorschläge ausgewertet wurden und die Wahl eröffnet wurde, müssen die beiden allerdings ihre Rivalität oder Antipathie beilegen und kooperieren. Nina ist dabei sehr ungeduldig und möchte auf jeden Fall herausfinden, wer hinter dem Forum steckt und setzt alles daran, hinter die Identität von Trajan, dem Admin, zu kommen. Dabei begibt sie sich selbst des Öfteren in Gefahr, trifft sich heimlich mit verschiedenen Usern und sendet sogar ohne das Wissen der anderen Ermittelnden einen Vorschlag im Forum ab, der fatale Folgen für sie und ihren Kollegen hat. Im  nervenaufreibenden, finalen Showdown kann Nina nur hilflos zusehen, bis sie durch Zufall doch auf Trajans wahre Identität kommt...
     
    Spannungstechnisch hält der Roman durchgängig ein gutes Level, da das perfide Spiel mit den Abstimmungen und den Morden weitergeht und man als Leser natürlich hofft, dass sie dem Spielführer auf die Schliche kommen. Dadurch, dass Nina sich natürlich des Öfteren abkapselt und Alleingänge unternimmt, wird die Spannung zur Mitte hin deutlich angezogen. Der finale Showdown hat es dann allerdings nochmal in sich und hält auch eine Wendung bereit, mit der viele so sicherlich nicht rechnen würden. Ich persönlich hatte aber schon zu Beginn eine kleine Vorahnung, wer hinter Trajan stecken könnte, finde es aber nicht schlimm, dass es sich bewahrheitet hat.
     
    Insgesamt enthält dieser Thriller aber auch eine wichtige Message und kritisiert die Anonymität im Internet, hinter der sich viele verstecken und einen auf Internet-Rambo machen. Hier ist es zwar in extremer Form (User schlagen anonym Menschen vor, die getötet werden sollen und stimmen über deren Schicksal ab) , aber nichtsdestotrotz sollten viele auch in der Realität darüber nachdenken, was sie im Netz tun oder von sich geben.
     

    Fazit:

    Anonym ist ein nervenaufreibender, unfassbar spannender Thriller, bei dem ein unglaublich perfides Spiel gespielt wird. User schlagen in einem Forum anonym Menschen vor, die getötet werden sollen und können dann darüber abstimmen, wer zum nächsten Opfer wird. Die Polizei ist ratlos, denn die Seite lässt sich nicht vom Netz nehmen und so geht das perfide Spiel weiter. Mit Nina Salomon und Daniel Buchholz haben Ursula Poznanski und Arno Strobel ein sehr spezielles Ermittlerduo geschaffen, das man sympathisch und unsympathisch zugleich empfindet. Die beiden Sichtweisen werden von den Autoren sehr authentisch und konsequent veranschaulicht, wodurch es für den Leser immer spannend bleibt. Ich bin richtig happy, dass mich Ursula Poznanski und Arno Strobel nun doch noch begeistern konnten. Hoffen wir, dass noch viele weitere Fälle von dem Autoren-Duo mit dem Ermittler-Duo geben wird.
     
    5 / 5 Sterne
     
     
    Vielen Dank an Wunderlich für die Bereitstellung des kostenfreien Leseexemplars.
     
     
     
     
     
     
     
     

    Samstag, 17. September 2016

    Rezension: Promise Falls 1 - Lügennest von Linwood Barclay

    Hallo ihr Lieben,

    heute melde ich mich mit einer Rezension zu "Promise Falls 1 - Lügennest" von Linwood Barlcay bei Euch zurück. Bisher habe ich noch keinen einzigen Thriller von diesem Autor gelesen, war aber alles in allem ziemlich überzeugt. Häufig lese ich ja eher düstere, blutige Thriller und da war dieser echt mal eine tolle Abwechslung, da er eher auf Geheimnisse und Intrigen setzt.
    Cover: Droemer Knaur
     
    Details:
     
  • Broschiert: 512 Seiten
  • Verlag: Knaur TB (1. September 2016)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3426518686
  • ISBN-13: 978-3426518687
  • Preis: 12,99






  • Inhalt:

    Für Promise Falls sieht es düster aus. In der Kleinstadt an der US-Ostküste gibt es kaum Perspektiven – und vor allem keine Jobs. Auch die Zeitung von Reporter David Harwood ist pleite, trotzdem steckt er seine Nase weiterhin in Sachen, die ihm merkwürdig vorkommen. Wie zum Beispiel in diese Geschichte mit dem Baby. Seine Cousine Marla schwört, ein Engel habe es ihr gegeben. Aber es sieht eher so aus, als hinge alles mit einem brutalen Mord am anderen Ende der Stadt zusammen. Und das ist nicht der einzige Abgrund, der sich in Promise Falls auftut. 
    Copyright Cover & Inhalt: Droemer Knaur
     
     
    Meine eigene Meinung:
     
    Die Covergestaltung gefällt mir, denn die rote Schrift und die weiße Feder auf dem schwarzen Hintergrund sorgen dafür, dass das Ganze irgendwie ein absoluter Eyecatcher ist.
     
    Der Schreibstil von Linwood Barclay gefällt mir. Er ist simpel, so dass man der Geschichte sehr gut folgen kann. Besonders raffiniert finde ich es aber, dass man die Haupthandlung zum Großteil aus Davids Perspektive erzählt bekommt, ab und zu aber auch Dinge aus der Perspektive anderer erfährt. So gelingt es dem Leser, die einzelnen Puzzleteile nach und nach zusammenzusetzen und etwas Licht ins Dunkle zu bringen. So lässt sich nach einiger Zeit ungefähr erahnen, wer denn nun tatsächlich auf der guten oder schlechten Seite steht und was sich genau zugetragen haben könnte. Außerdem gefällt es mir, dass man sich nicht nur auf den einen Fall mit David's Cousine Marla beschränkt hat, sondern der Ermittler Duckworth auch noch mit anderen Fällen konfrontiert wird, die in Zusammenhang stehen und offenbar in den Folgebänden erneut beleuchtet werden. So hat man als Leser definitiv Lust, die anderen beiden Teile auch zu lesen und ist gespannt, wie die bisher unbeantworteten Fragen beantwortet werden könnten.
     
    Besonders toll finde ich auch die zahlreichen und vielschichtigen Charaktere, die alles in allem sehr authentisch und unterschiedlich sind. David Harwood ist ein alleinerziehender Vater, der extra wegen seines Sohnes Ethan zurück noch Promise Falls zieht, da er dort mehr Zeit für ihn haben würde als in Boston. Seine Frau Jan ist vor einigen Jahren gestorben und er zieht in Promise Falls vorläufig zu seinen Eltern Don und Arlene, zu denen er ein sehr gutes Verhältnis pflegt. Eigentlich wird er nur durch Zufall in den Fall hineingezogen, als er seiner psychisch labilen Cousine Marla Essen vorbeibringen soll. Diese hat vor einem Jahr ihr Baby verloren, aber als David vor ihrer Tür steht, hat diese plötzlich ein kleines Baby in der Hand, welches sie Matthew nennt und ihr offenbar von einem Engel gebracht wurde. David merkt sofort, dass dabei etwas nicht stimmt, denn an Marla's Tür klebt Blut und im Buggy findet er schließlich eine Adresse der möglichen Eltern. Als sie zu der Adresse fahren, liegt die Frau, Mrs. Gaynor, tot im Haus und ihr Mann Bill Gaynor kommt aufgebracht von einer Geschäftsreise zurück. Hat Marla die Frau getötet? Wo ist das eigentliche Kindermädchen Sarita? Was ist mit Marlas eigenem Baby passiert? David stellt nun auf eigene Faust Nachforschungen an und will auf Wunsch seiner Tante Agnes alles daran setzen, um Marla zu schützen.
    Wie bereits erwähnt, ist dies der Haupterzählstrang in diesem Teil. Insgeheim habe ich befürchtet, dass sich das Buch wegen seiner 500 Seiten extrem ziehen würde. Dies ist aber absolut nicht der Fall, denn zwischenzeitlich bekommt der Leser immer wieder neue Hinweise geliefert und kann sich nach und nach Dinge zusammenreimen, weswegen es zu jeder Zeit spannend bleibt und sich am Ende natürlich auch alles extrem zuspitzt. Ich muss allerdings auch gestehen, dass für mich manche Dinge leider auch etwas vorhersehbar waren. So ungefähr nach 3/4 hatte ich wirklich eine Ahnung, was sich abgespielt haben könnte und wer wie verwickelt ist.
    Jeder Charakter in der Stadt scheint insgeheim irgendein Geheimnis zu haben, welches er mit sich ausmacht. Außerdem sind die anderen Fälle - eine Vergewaltigungsserie an einem College - 23 aufgefädelte Eichhörnchen - 3 beschmierte Schaufensterpuppen auf einem Riesenrad - alle unfassbar spannend und scheinen alle in Verbindung zu stehen. Außerdem bleibt am Ende auch eine entscheidende Frage zur Haupthandlung offen, weswegen ich auf den zweiten Teil unfassbar gespannt bin. Natürlich möchte ich auch wissen, wie es mit den Nebenfiguren in Promise Falls weitergeht, denn jede einzelne Figur hat eine eigene interessante Geschichte.
     

    Fazit:

    Lügennest ist ein unfassbar spannender Einstieg in die Promise-Falls-Trilogie. Hier scheint jeder irgendwie Dreck am Steck zu haben, Geheimnisse werden unter den Teppich gekehrt und Intrigen gesponnen. Alle Charaktere sind hierbei sehr authentisch und sehr gut ausgearbeitet, sodass sie alle das gewisse Etwas haben. Besonders gut gefällt es mir, dass hier weniger auf Blut und Schockmomente gesetzt wird, sondern eben wirklich auf Geheimnisse und Intrigen. Auf 500 Seiten bleibt es dabei spannend und wegen der vielen unbeantworteten Fragen muss man einfach den zweiten und dritten Band lesen.  Allerdings muss ich auch gestehen, dass manche Dinge zum Ende hin sehr vorhersehbar waren und ich dann mit meinen Vermutungen auch richtig lag.
     
     
    4,5 / 5 Sterne
     
    Vielen lieben Dank an Droemer Knaur für die Bereitstellung eines kostenlosen Leseexemplars.